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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
"wesen, man bäte, daß es ihm fernerhin gefallen möchte, der Holländer Patron zu seyn.
"Die geschenkten Röcke nähme man mit Dank an, und man würde nicht verfehlen, es
"auf Jacatra bei den Principalen zu rühmen." Der Capitain lässet hierauf nebst der
Tobaksgeräthschaft ein Schälchen gemahlnen Thee reichen, sodann nebst einer Tafel mit
fünf silbernen mit Confekt belegten Tellern destillirte Wasser vorsetzen, und bittet, von dem
Holländischen auf Batavia destillirten Trank ein wenig anzunehmen, und dabei nicht sowol
auf diese Kleinigkeiten selbst als vielmehr auf die gute Meinung und Zuneigung der Hollän-
der zu sehen. Nach diesem wird ihm ein Spizglas vol Tintowein oder, wie es die Japa-
ner nennen, Sinti eingeschenkt, welches nach der Landesart mit beiden Händen zu drei
oder vier mal an den Mund gesezt und mit einer scheinbaren Begierde ausgetrunken und bis
auf den lezten Tropfen ausgeschlürft, darauf zwischen die Matten oder aufs Tobaks-auch
sonstiges Papier gehalten, denn auch noch unterwärts am Rande mit dem Daumen oder
Papier abgewischt, und so endlich dem Capitain eingehändigt wird; dieser lässet für sich da-
von einschenken, und bringt es ihm auf eben die Weise wieder zu: er nimt es an, lässet
sich sodenn vom andern einschenken, und bringt es an den Joriki, der es eben so wieder von
sich giebt; darnach wird von einer andern Sorte an einen folgenden gegeben, bis alles durch-
probirt und jedes als Miseratie herausgestrichen ist. Am Ende lässet sich der Capitain,
an den das Glas zulezt komt, nur einen Tropfen einschenken, womit er den Beschlus macht
und den Trank wegzunehmen befiehlt. Der Wirth hat während der Zeit das Confekt in ein
Papier gewickelt und mit einigen Glükssträngen umwunden, er giebt solches beim Wegge-
hen an einen Diener. Der Abgeordnete nimt nun mit Danksagung für die erwiesene Höf-
lichkeit und für den köstlichen Miseratietrunk seinen Abschied. Der Capitain bedankt sich
hinwiederum gegen ihn für seine gehabte Mühe, und bittet ihn seinen Principalen zu em-
pfehlen und sie seiner Ergebenheit zu versichern. Mit dem Joriki laufen die Komplimente
fast eben so ab. Der Abgeordnete wird außer das Gemach begleitet, wo wiederum beide
Theile sich bis zur Erde bücken und von einander scheiden.

Den 25 April schikte uns der Bingo 10 schöne Röcke, und fünfe derselben, die
mit Blumen besezt waren, und nach des Kaisers seinen vor allen den Vorzug hatten, er-
hielten wir von dem jungen Herrn von Firando, welcher kürzlich Tempelherr am Plaz des-
sen, der das Grosrichteramt in Miaco überkommen hatte, geworden war. Zwei Röcke
von dem einen Jedoschen Gouverneur von gleich schlechter Beschaffenheit mit denen gestri-
gen von dem andern Gouverneur vermehrten noch unsere Geschenke. Beide Gouverneurs
hatten bisher wegen Schlägereien, Diebstähle u. d. gl. Gericht gehalten.

Die

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
„weſen, man baͤte, daß es ihm fernerhin gefallen moͤchte, der Hollaͤnder Patron zu ſeyn.
„Die geſchenkten Roͤcke naͤhme man mit Dank an, und man wuͤrde nicht verfehlen, es
„auf Jacatra bei den Principalen zu ruͤhmen.‟ Der Capitain laͤſſet hierauf nebſt der
Tobaksgeraͤthſchaft ein Schaͤlchen gemahlnen Thee reichen, ſodann nebſt einer Tafel mit
fuͤnf ſilbernen mit Confekt belegten Tellern deſtillirte Waſſer vorſetzen, und bittet, von dem
Hollaͤndiſchen auf Batavia deſtillirten Trank ein wenig anzunehmen, und dabei nicht ſowol
auf dieſe Kleinigkeiten ſelbſt als vielmehr auf die gute Meinung und Zuneigung der Hollaͤn-
der zu ſehen. Nach dieſem wird ihm ein Spizglas vol Tintowein oder, wie es die Japa-
ner nennen, Sinti eingeſchenkt, welches nach der Landesart mit beiden Haͤnden zu drei
oder vier mal an den Mund geſezt und mit einer ſcheinbaren Begierde ausgetrunken und bis
auf den lezten Tropfen ausgeſchluͤrft, darauf zwiſchen die Matten oder aufs Tobaks-auch
ſonſtiges Papier gehalten, denn auch noch unterwaͤrts am Rande mit dem Daumen oder
Papier abgewiſcht, und ſo endlich dem Capitain eingehaͤndigt wird; dieſer laͤſſet fuͤr ſich da-
von einſchenken, und bringt es ihm auf eben die Weiſe wieder zu: er nimt es an, laͤſſet
ſich ſodenn vom andern einſchenken, und bringt es an den Joriki, der es eben ſo wieder von
ſich giebt; darnach wird von einer andern Sorte an einen folgenden gegeben, bis alles durch-
probirt und jedes als Miſeratie herausgeſtrichen iſt. Am Ende laͤſſet ſich der Capitain,
an den das Glas zulezt komt, nur einen Tropfen einſchenken, womit er den Beſchlus macht
und den Trank wegzunehmen befiehlt. Der Wirth hat waͤhrend der Zeit das Confekt in ein
Papier gewickelt und mit einigen Gluͤksſtraͤngen umwunden, er giebt ſolches beim Wegge-
hen an einen Diener. Der Abgeordnete nimt nun mit Dankſagung fuͤr die erwieſene Hoͤf-
lichkeit und fuͤr den koͤſtlichen Miſeratietrunk ſeinen Abſchied. Der Capitain bedankt ſich
hinwiederum gegen ihn fuͤr ſeine gehabte Muͤhe, und bittet ihn ſeinen Principalen zu em-
pfehlen und ſie ſeiner Ergebenheit zu verſichern. Mit dem Joriki laufen die Komplimente
faſt eben ſo ab. Der Abgeordnete wird außer das Gemach begleitet, wo wiederum beide
Theile ſich bis zur Erde buͤcken und von einander ſcheiden.

Den 25 April ſchikte uns der Bingo 10 ſchoͤne Roͤcke, und fuͤnfe derſelben, die
mit Blumen beſezt waren, und nach des Kaiſers ſeinen vor allen den Vorzug hatten, er-
hielten wir von dem jungen Herrn von Firando, welcher kuͤrzlich Tempelherr am Plaz deſ-
ſen, der das Grosrichteramt in Miaco uͤberkommen hatte, geworden war. Zwei Roͤcke
von dem einen Jedoſchen Gouverneur von gleich ſchlechter Beſchaffenheit mit denen geſtri-
gen von dem andern Gouverneur vermehrten noch unſere Geſchenke. Beide Gouverneurs
hatten bisher wegen Schlaͤgereien, Diebſtaͤhle u. d. gl. Gericht gehalten.

Die
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[356/0402] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. „weſen, man baͤte, daß es ihm fernerhin gefallen moͤchte, der Hollaͤnder Patron zu ſeyn. „Die geſchenkten Roͤcke naͤhme man mit Dank an, und man wuͤrde nicht verfehlen, es „auf Jacatra bei den Principalen zu ruͤhmen.‟ Der Capitain laͤſſet hierauf nebſt der Tobaksgeraͤthſchaft ein Schaͤlchen gemahlnen Thee reichen, ſodann nebſt einer Tafel mit fuͤnf ſilbernen mit Confekt belegten Tellern deſtillirte Waſſer vorſetzen, und bittet, von dem Hollaͤndiſchen auf Batavia deſtillirten Trank ein wenig anzunehmen, und dabei nicht ſowol auf dieſe Kleinigkeiten ſelbſt als vielmehr auf die gute Meinung und Zuneigung der Hollaͤn- der zu ſehen. Nach dieſem wird ihm ein Spizglas vol Tintowein oder, wie es die Japa- ner nennen, Sinti eingeſchenkt, welches nach der Landesart mit beiden Haͤnden zu drei oder vier mal an den Mund geſezt und mit einer ſcheinbaren Begierde ausgetrunken und bis auf den lezten Tropfen ausgeſchluͤrft, darauf zwiſchen die Matten oder aufs Tobaks-auch ſonſtiges Papier gehalten, denn auch noch unterwaͤrts am Rande mit dem Daumen oder Papier abgewiſcht, und ſo endlich dem Capitain eingehaͤndigt wird; dieſer laͤſſet fuͤr ſich da- von einſchenken, und bringt es ihm auf eben die Weiſe wieder zu: er nimt es an, laͤſſet ſich ſodenn vom andern einſchenken, und bringt es an den Joriki, der es eben ſo wieder von ſich giebt; darnach wird von einer andern Sorte an einen folgenden gegeben, bis alles durch- probirt und jedes als Miſeratie herausgeſtrichen iſt. Am Ende laͤſſet ſich der Capitain, an den das Glas zulezt komt, nur einen Tropfen einſchenken, womit er den Beſchlus macht und den Trank wegzunehmen befiehlt. Der Wirth hat waͤhrend der Zeit das Confekt in ein Papier gewickelt und mit einigen Gluͤksſtraͤngen umwunden, er giebt ſolches beim Wegge- hen an einen Diener. Der Abgeordnete nimt nun mit Dankſagung fuͤr die erwieſene Hoͤf- lichkeit und fuͤr den koͤſtlichen Miſeratietrunk ſeinen Abſchied. Der Capitain bedankt ſich hinwiederum gegen ihn fuͤr ſeine gehabte Muͤhe, und bittet ihn ſeinen Principalen zu em- pfehlen und ſie ſeiner Ergebenheit zu verſichern. Mit dem Joriki laufen die Komplimente faſt eben ſo ab. Der Abgeordnete wird außer das Gemach begleitet, wo wiederum beide Theile ſich bis zur Erde buͤcken und von einander ſcheiden. Den 25 April ſchikte uns der Bingo 10 ſchoͤne Roͤcke, und fuͤnfe derſelben, die mit Blumen beſezt waren, und nach des Kaiſers ſeinen vor allen den Vorzug hatten, er- hielten wir von dem jungen Herrn von Firando, welcher kuͤrzlich Tempelherr am Plaz deſ- ſen, der das Grosrichteramt in Miaco uͤberkommen hatte, geworden war. Zwei Roͤcke von dem einen Jedoſchen Gouverneur von gleich ſchlechter Beſchaffenheit mit denen geſtri- gen von dem andern Gouverneur vermehrten noch unſere Geſchenke. Beide Gouverneurs hatten bisher wegen Schlaͤgereien, Diebſtaͤhle u. d. gl. Gericht gehalten. Die

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/402>, abgerufen am 22.11.2024.