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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
Ellen hohes mit vier Elementgöttern und einem doppelten Tuche umgebenes Götzenbild zu
sehen war. Der Rauch von den vielen in und um diesen Plaz brennenden Lampen hatte
alles schwarz gemacht. Vor einem langen Tempel (c) standen fünf große Götzen mit vie-
len andern über ihnen in verschiedenen Reihen. Jn einem Kämmerchen (d) zeigte man
uns ein mineralisches Eisenvitriolwasser, das aus einem Stein in einen Kasten lief, und
durch langes Fließen die Form einer Schildkröte daselbst gemacht hatte*).

Wir wurden von hier einige Gassen lang in die Herberge geführt, die mit allen
Nebenhäusern und einem in dieser Gegend befindlichen Quanwontempel auf einem hohen
abschießenden Berge gelegen war, von da man die ganze Osackische Gegend bis an die See
über die Stadt herum sehen konte. Der Wirth unterhielt uns einige Stunden mit einer
guten Mahlzeit. Auf unserer Rükkehr nach Osacka traten wir alsbald linker Hand aus
den Cangos, und besahen einen im Walde am Berge und neben einem Teiche gelegenen
Tempel Jkudawa. Wir erreichten hierauf alsbald die vol von Tempeln besezte Gassen
der Vorstadt, passirten in Osacke Firamatz einen Garten mit fürtreflich blühenden Fudsi-
bäumen, und kamen nicht lange darnach Abends zwischen fünf und sechs Uhr zu unserer
Herberge.

Den 13 Mai reiseten wir des Morgens um acht Uhr in Cangos aus Osacke fort,
nachdem wir unser Gepäcke zu Wasser gehen lassen, das nur ausgenommen, was zum
Nacht- und Schlafgut gohört, welches wir mit drei Pferden vorausgeschikt hatten. Wir
berührten folgende Oerter:

1) Khitama, ein Dorf, so linker Hand mit der Stadt Osacka in eins
fortgehet.
2) Das Dorf Famma, bald zur Rechten gelegen.
3) Samba.
4) Sinke.
5) Dsjuso, alle drei Dörfer.
6) Midsuja, ein Dorf, zwei Meilen von der Osackischen Herberge, wo ein
langer kleiner Tempel mit dem Götzen Soo fukusi befindlich, und wo wir das Abschieds-
mahl von dem Wirth bekamen.
7) Das Dorf Fadsima. Nach diesem musten wir über den breiten, brüchigen
und sehr krummen, mit kleinen Jnseln versehenen Flus Kansackigawa, welcher von
Dsuso
*) [Spaltenumbruch] Scheuchzer macht noch den Zusaz: daß
dieses Wasser auch daher das Schildkrötenwasser
genant werde; und daß alda, zum Dienst eines[Spaltenumbruch]
jeden, Trinkbecher von Bambusholz umher gehan-
gen hätten.

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
Ellen hohes mit vier Elementgoͤttern und einem doppelten Tuche umgebenes Goͤtzenbild zu
ſehen war. Der Rauch von den vielen in und um dieſen Plaz brennenden Lampen hatte
alles ſchwarz gemacht. Vor einem langen Tempel (c) ſtanden fuͤnf große Goͤtzen mit vie-
len andern uͤber ihnen in verſchiedenen Reihen. Jn einem Kaͤmmerchen (d) zeigte man
uns ein mineraliſches Eiſenvitriolwaſſer, das aus einem Stein in einen Kaſten lief, und
durch langes Fließen die Form einer Schildkroͤte daſelbſt gemacht hatte*).

Wir wurden von hier einige Gaſſen lang in die Herberge gefuͤhrt, die mit allen
Nebenhaͤuſern und einem in dieſer Gegend befindlichen Quanwontempel auf einem hohen
abſchießenden Berge gelegen war, von da man die ganze Oſackiſche Gegend bis an die See
uͤber die Stadt herum ſehen konte. Der Wirth unterhielt uns einige Stunden mit einer
guten Mahlzeit. Auf unſerer Ruͤkkehr nach Oſacka traten wir alsbald linker Hand aus
den Cangos, und beſahen einen im Walde am Berge und neben einem Teiche gelegenen
Tempel Jkudawa. Wir erreichten hierauf alsbald die vol von Tempeln beſezte Gaſſen
der Vorſtadt, paſſirten in Oſacke Firamatz einen Garten mit fuͤrtreflich bluͤhenden Fudſi-
baͤumen, und kamen nicht lange darnach Abends zwiſchen fuͤnf und ſechs Uhr zu unſerer
Herberge.

Den 13 Mai reiſeten wir des Morgens um acht Uhr in Cangos aus Oſacke fort,
nachdem wir unſer Gepaͤcke zu Waſſer gehen laſſen, das nur ausgenommen, was zum
Nacht- und Schlafgut gohoͤrt, welches wir mit drei Pferden vorausgeſchikt hatten. Wir
beruͤhrten folgende Oerter:

1) Khitama, ein Dorf, ſo linker Hand mit der Stadt Oſacka in eins
fortgehet.
2) Das Dorf Famma, bald zur Rechten gelegen.
3) Samba.
4) Sinke.
5) Dſjuſo, alle drei Doͤrfer.
6) Midſuja, ein Dorf, zwei Meilen von der Oſackiſchen Herberge, wo ein
langer kleiner Tempel mit dem Goͤtzen Soo fukuſi befindlich, und wo wir das Abſchieds-
mahl von dem Wirth bekamen.
7) Das Dorf Fadſima. Nach dieſem muſten wir uͤber den breiten, bruͤchigen
und ſehr krummen, mit kleinen Jnſeln verſehenen Flus Kanſackigawa, welcher von
Dſuſo
*) [Spaltenumbruch] Scheuchzer macht noch den Zuſaz: daß
dieſes Waſſer auch daher das Schildkroͤtenwaſſer
genant werde; und daß alda, zum Dienſt eines[Spaltenumbruch]
jeden, Trinkbecher von Bambusholz umher gehan-
gen haͤtten.
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[372/0420] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Ellen hohes mit vier Elementgoͤttern und einem doppelten Tuche umgebenes Goͤtzenbild zu ſehen war. Der Rauch von den vielen in und um dieſen Plaz brennenden Lampen hatte alles ſchwarz gemacht. Vor einem langen Tempel (c) ſtanden fuͤnf große Goͤtzen mit vie- len andern uͤber ihnen in verſchiedenen Reihen. Jn einem Kaͤmmerchen (d) zeigte man uns ein mineraliſches Eiſenvitriolwaſſer, das aus einem Stein in einen Kaſten lief, und durch langes Fließen die Form einer Schildkroͤte daſelbſt gemacht hatte *). Wir wurden von hier einige Gaſſen lang in die Herberge gefuͤhrt, die mit allen Nebenhaͤuſern und einem in dieſer Gegend befindlichen Quanwontempel auf einem hohen abſchießenden Berge gelegen war, von da man die ganze Oſackiſche Gegend bis an die See uͤber die Stadt herum ſehen konte. Der Wirth unterhielt uns einige Stunden mit einer guten Mahlzeit. Auf unſerer Ruͤkkehr nach Oſacka traten wir alsbald linker Hand aus den Cangos, und beſahen einen im Walde am Berge und neben einem Teiche gelegenen Tempel Jkudawa. Wir erreichten hierauf alsbald die vol von Tempeln beſezte Gaſſen der Vorſtadt, paſſirten in Oſacke Firamatz einen Garten mit fuͤrtreflich bluͤhenden Fudſi- baͤumen, und kamen nicht lange darnach Abends zwiſchen fuͤnf und ſechs Uhr zu unſerer Herberge. Den 13 Mai reiſeten wir des Morgens um acht Uhr in Cangos aus Oſacke fort, nachdem wir unſer Gepaͤcke zu Waſſer gehen laſſen, das nur ausgenommen, was zum Nacht- und Schlafgut gohoͤrt, welches wir mit drei Pferden vorausgeſchikt hatten. Wir beruͤhrten folgende Oerter: 1) Khitama, ein Dorf, ſo linker Hand mit der Stadt Oſacka in eins fortgehet. 2) Das Dorf Famma, bald zur Rechten gelegen. 3) Samba. 4) Sinke. 5) Dſjuſo, alle drei Doͤrfer. 6) Midſuja, ein Dorf, zwei Meilen von der Oſackiſchen Herberge, wo ein langer kleiner Tempel mit dem Goͤtzen Soo fukuſi befindlich, und wo wir das Abſchieds- mahl von dem Wirth bekamen. 7) Das Dorf Fadſima. Nach dieſem muſten wir uͤber den breiten, bruͤchigen und ſehr krummen, mit kleinen Jnſeln verſehenen Flus Kanſackigawa, welcher von Dſuſo *) Scheuchzer macht noch den Zuſaz: daß dieſes Waſſer auch daher das Schildkroͤtenwaſſer genant werde; und daß alda, zum Dienſt eines jeden, Trinkbecher von Bambusholz umher gehan- gen haͤtten.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/420>, abgerufen am 22.11.2024.