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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.

Das Wasser aus einer Jnfusion leicht zerriebener Reiskörner ist bei dieser Behand-
lung nöthig, um durch seine klebrigte Fettigkeit und ausnehmende Weiße dem Papier grö-
ßere Dichtigkeit und eine weißere Farbe zu geben. Eine bloße Jnfusion von Reismehl
bringt diese Wirkung nicht hervor, weil ihr die nöthige Klebrigkeit abgeht. Man bereitet
dieses Reiswasser in einem irdenen Gefäs, das nicht mit einer Glasur überzogen, sondern
ganz rauh ist. Jn diesem wird der abgeschälte Reis zuerst mit Wasser feucht gemacht,
hernach almählig zerrieben, und endlich, wenn man kaltes Wasser zugegossen, durch ein lei-
nenes Tuch durchgesiebt. Das Uebergebliebne wird noch einmal stark durchgerieben, auch
nochmals Wasser zugethan, und dann ausgedrükt, bis die Hefen gar kein klebrigtes Wesen
mehr von sich geben. Der Japanische Reis ist hiezu am allerbrauchbarsten, weil er viel
fetter und weißer ist, als der in allen übrigen asiatischen Ländern.

Von der Wurzel Orenz wird das Wasser auf folgende Art bereitet. Man zer-
stößt oder zerreibt auf verschiedne Art die Wurzel, legt sie in kaltes Wasser, das in einer
Nacht dadurch sehr klebrigt, und dann durch ein leinen Tuch durchgelassen wird. Von
diesem Wasser die nöthige Quantität zu den übrigen Bestandtheilen zuzumischen, (welches
nach den Jahrszeiten sehr verschieden ist), hierin, sagen die Japaner, bestehe die gröste
Kunst bei dem ganzen Geschäft des Papiermachens. Die Hitze löset die klebrigen Theile
leicht auf, daher mus im Sommer mehr von dieser Wurzelinfusion zugesezt werden, und
aus der entgegengesezten Ursache in den kältern Monaten weniger. Versieht man es in der
Zumischung dieses Wafsers, daß man zu viel nimt, so wird das Papier zu dün; nimt
man zu wenig,
so wird das Papier ungleich und aufgerissen. Das rechte Maas aber
giebt eine gehörige und gleiche Dicke; um diese recht zu treffen, mus man immer etwas
ab- oder wieder hinzuthun. Wenn ihnen die Wurzel Orenz abgeht, welches zuweilen im
Anfang des Sommers zu geschehen pflegt, nehmen die Papiermacher stat derselben die krie-
chende Pflanze Sane Kadsure. Die Jnfusion von den Blättern derselben haben sehr
viele klebrigte Theile, ist aber zu dieser Absicht nicht so brauchbar, als die von der Pflanze Orenz.

Jch habe auch den Juncum Sativum genant, der hier zu Lande ungemein müh-
sam gebauet wird, und sehr lange, zarte und seste Halme hat; aus denen man, wenn sie
die gehörige Bereitung erhalten haben, Seegel macht, noch mehr aber sehr schöne Matten,
mit denen man den Boden der Zimmer belegt.

Die Matten, worauf man die Blätter legt, müssen von doppelter Art seyn*).
Die eine sehr dik, welche die untere ist, die andre aus den feinsten und etwas von einan-

der-
*) [Spaltenumbruch] Kämpfer kömt hier nach einer langen Di-
gression wieder auf seine vorige Beschreibung des
ganzen Verfahrens bei dem Papiermachen zurück.[Spaltenumbruch]
Er hatte nemlich oben erwähnt, daß die Blätter
auf eine mit doppelten Matten bedekte Tafel ge-
legt würden, diese beschreibt er nun hier genauer.
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I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan.

Das Waſſer aus einer Jnfuſion leicht zerriebener Reiskoͤrner iſt bei dieſer Behand-
lung noͤthig, um durch ſeine klebrigte Fettigkeit und ausnehmende Weiße dem Papier groͤ-
ßere Dichtigkeit und eine weißere Farbe zu geben. Eine bloße Jnfuſion von Reismehl
bringt dieſe Wirkung nicht hervor, weil ihr die noͤthige Klebrigkeit abgeht. Man bereitet
dieſes Reiswaſſer in einem irdenen Gefaͤs, das nicht mit einer Glaſur uͤberzogen, ſondern
ganz rauh iſt. Jn dieſem wird der abgeſchaͤlte Reis zuerſt mit Waſſer feucht gemacht,
hernach almaͤhlig zerrieben, und endlich, wenn man kaltes Waſſer zugegoſſen, durch ein lei-
nenes Tuch durchgeſiebt. Das Uebergebliebne wird noch einmal ſtark durchgerieben, auch
nochmals Waſſer zugethan, und dann ausgedruͤkt, bis die Hefen gar kein klebrigtes Weſen
mehr von ſich geben. Der Japaniſche Reis iſt hiezu am allerbrauchbarſten, weil er viel
fetter und weißer iſt, als der in allen uͤbrigen aſiatiſchen Laͤndern.

Von der Wurzel Orenz wird das Waſſer auf folgende Art bereitet. Man zer-
ſtoͤßt oder zerreibt auf verſchiedne Art die Wurzel, legt ſie in kaltes Waſſer, das in einer
Nacht dadurch ſehr klebrigt, und dann durch ein leinen Tuch durchgelaſſen wird. Von
dieſem Waſſer die noͤthige Quantitaͤt zu den uͤbrigen Beſtandtheilen zuzumiſchen, (welches
nach den Jahrszeiten ſehr verſchieden iſt), hierin, ſagen die Japaner, beſtehe die groͤſte
Kunſt bei dem ganzen Geſchaͤft des Papiermachens. Die Hitze loͤſet die klebrigen Theile
leicht auf, daher mus im Sommer mehr von dieſer Wurzelinfuſion zugeſezt werden, und
aus der entgegengeſezten Urſache in den kaͤltern Monaten weniger. Verſieht man es in der
Zumiſchung dieſes Wafſers, daß man zu viel nimt, ſo wird das Papier zu duͤn; nimt
man zu wenig,
ſo wird das Papier ungleich und aufgeriſſen. Das rechte Maas aber
giebt eine gehoͤrige und gleiche Dicke; um dieſe recht zu treffen, mus man immer etwas
ab- oder wieder hinzuthun. Wenn ihnen die Wurzel Orenz abgeht, welches zuweilen im
Anfang des Sommers zu geſchehen pflegt, nehmen die Papiermacher ſtat derſelben die krie-
chende Pflanze Sane Kadſure. Die Jnfuſion von den Blaͤttern derſelben haben ſehr
viele klebrigte Theile, iſt aber zu dieſer Abſicht nicht ſo brauchbar, als die von der Pflanze Orenz.

Jch habe auch den Juncum Sativum genant, der hier zu Lande ungemein muͤh-
ſam gebauet wird, und ſehr lange, zarte und ſeſte Halme hat; aus denen man, wenn ſie
die gehoͤrige Bereitung erhalten haben, Seegel macht, noch mehr aber ſehr ſchoͤne Matten,
mit denen man den Boden der Zimmer belegt.

Die Matten, worauf man die Blaͤtter legt, muͤſſen von doppelter Art ſeyn*).
Die eine ſehr dik, welche die untere iſt, die andre aus den feinſten und etwas von einan-

der-
*) [Spaltenumbruch] Kaͤmpfer koͤmt hier nach einer langen Di-
greſſion wieder auf ſeine vorige Beſchreibung des
ganzen Verfahrens bei dem Papiermachen zuruͤck.[Spaltenumbruch]
Er hatte nemlich oben erwaͤhnt, daß die Blaͤtter
auf eine mit doppelten Matten bedekte Tafel ge-
legt wuͤrden, dieſe beſchreibt er nun hier genauer.
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[389/0439] I. Ueber die Verfertigung des Papiers in Japan. Das Waſſer aus einer Jnfuſion leicht zerriebener Reiskoͤrner iſt bei dieſer Behand- lung noͤthig, um durch ſeine klebrigte Fettigkeit und ausnehmende Weiße dem Papier groͤ- ßere Dichtigkeit und eine weißere Farbe zu geben. Eine bloße Jnfuſion von Reismehl bringt dieſe Wirkung nicht hervor, weil ihr die noͤthige Klebrigkeit abgeht. Man bereitet dieſes Reiswaſſer in einem irdenen Gefaͤs, das nicht mit einer Glaſur uͤberzogen, ſondern ganz rauh iſt. Jn dieſem wird der abgeſchaͤlte Reis zuerſt mit Waſſer feucht gemacht, hernach almaͤhlig zerrieben, und endlich, wenn man kaltes Waſſer zugegoſſen, durch ein lei- nenes Tuch durchgeſiebt. Das Uebergebliebne wird noch einmal ſtark durchgerieben, auch nochmals Waſſer zugethan, und dann ausgedruͤkt, bis die Hefen gar kein klebrigtes Weſen mehr von ſich geben. Der Japaniſche Reis iſt hiezu am allerbrauchbarſten, weil er viel fetter und weißer iſt, als der in allen uͤbrigen aſiatiſchen Laͤndern. Von der Wurzel Orenz wird das Waſſer auf folgende Art bereitet. Man zer- ſtoͤßt oder zerreibt auf verſchiedne Art die Wurzel, legt ſie in kaltes Waſſer, das in einer Nacht dadurch ſehr klebrigt, und dann durch ein leinen Tuch durchgelaſſen wird. Von dieſem Waſſer die noͤthige Quantitaͤt zu den uͤbrigen Beſtandtheilen zuzumiſchen, (welches nach den Jahrszeiten ſehr verſchieden iſt), hierin, ſagen die Japaner, beſtehe die groͤſte Kunſt bei dem ganzen Geſchaͤft des Papiermachens. Die Hitze loͤſet die klebrigen Theile leicht auf, daher mus im Sommer mehr von dieſer Wurzelinfuſion zugeſezt werden, und aus der entgegengeſezten Urſache in den kaͤltern Monaten weniger. Verſieht man es in der Zumiſchung dieſes Wafſers, daß man zu viel nimt, ſo wird das Papier zu duͤn; nimt man zu wenig, ſo wird das Papier ungleich und aufgeriſſen. Das rechte Maas aber giebt eine gehoͤrige und gleiche Dicke; um dieſe recht zu treffen, mus man immer etwas ab- oder wieder hinzuthun. Wenn ihnen die Wurzel Orenz abgeht, welches zuweilen im Anfang des Sommers zu geſchehen pflegt, nehmen die Papiermacher ſtat derſelben die krie- chende Pflanze Sane Kadſure. Die Jnfuſion von den Blaͤttern derſelben haben ſehr viele klebrigte Theile, iſt aber zu dieſer Abſicht nicht ſo brauchbar, als die von der Pflanze Orenz. Jch habe auch den Juncum Sativum genant, der hier zu Lande ungemein muͤh- ſam gebauet wird, und ſehr lange, zarte und ſeſte Halme hat; aus denen man, wenn ſie die gehoͤrige Bereitung erhalten haben, Seegel macht, noch mehr aber ſehr ſchoͤne Matten, mit denen man den Boden der Zimmer belegt. Die Matten, worauf man die Blaͤtter legt, muͤſſen von doppelter Art ſeyn *). Die eine ſehr dik, welche die untere iſt, die andre aus den feinſten und etwas von einan- der- *) Kaͤmpfer koͤmt hier nach einer langen Di- greſſion wieder auf ſeine vorige Beſchreibung des ganzen Verfahrens bei dem Papiermachen zuruͤck. Er hatte nemlich oben erwaͤhnt, daß die Blaͤtter auf eine mit doppelten Matten bedekte Tafel ge- legt wuͤrden, dieſe beſchreibt er nun hier genauer. C c c 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/439>, abgerufen am 22.11.2024.