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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Drit. Kap. Von der Polizeiaufsicht über die Gassen von Nangasacki.
bei algemeinen Auflagen anwendet. Die Bürger selbst wechseln mit dieser Bedienung jähr-
lich unter sich ab.
3) Nitzi Josi, das nach dem Buchstaben einen täglich hin- und hergehenden Ra-
porteur bedeutet; es ist solches nämlich der Straßenbote, der dem Stadtrathe die Abwech-
selung der Wohnungen, die Todesfälle und andere gewöhnliche Begebenheiten anmeldet:
der auch die Bitschriften der Bürger einer Gasse, die von dem Kogomi Oja an ihre Unter-
gebenen ertheilte Zeugnisse an ihren Ort überträgt: der ferner die Fassakf oder Gelder,
mit welchen zum algemeinen Geschenk eine Collekte gemacht zu werden pflegt, samlet und
die obrigkeitlichen Befehle an die Kojomi Oja insinuirt.

Zur öffentlichen Sicherheit werden in jeder Gasse 2 Nachtwachen gehalten:

Die erste ist die Haupt- und Bürgerwache, Dsji sin ban d. i. persönliche Leib-
wache genant, weil sie die Einwohner der Gasse in selbst eigener Person halten: sie wird
nämlich alle Nacht von dreien besezt und abgewechselt: auch bei Tage, besonders zur Zeit
der Jahrmärkten, oder wenn man es sonst nöthig erachtet, geschiehet solches; mitten in
jeder Gasse, und, wenn es thunlich, gemeiniglich in dem Ekhause einer Creuzgasse ist für
diese Wache ein Aufenthalt bestimt: sie wird bei einem sich ereigneten oder zu vermuthenden
Auflaufe jedesmal verdoppelt, und pflegt alsdenn der Ottona selbst samt einem seiner Unter-
gassenmeister einige Stunden bis in die späte Nacht und so lange sich noch Menschen auf
den Straßen regen, dabei zu bleiben, um selbst mit auf der Huth zu seyn, daß nichts gegen
die öffentliche Ruhe und Ordnung vorfalle, indem er sonst mit der ganzen Gasse dasür büßen
mus. Diese Wache ist von einem so großen Ansehen, daß der, so sich ihr widersetzte, noth-
wendig am Leben würde gestraft werden.

Die andere Wache hat den Namen Mon ban, die Pfortenwache, die wegen
Diebstahl und Feuersgefahr angestelt ist: es werden dazu 2 Tagelöhner oder Beiwohner ge-
braucht: bei jeder Gassenpforte sizt einer in einer Wachthütte, beide gehen stets von einan-
der ab und zu, und melden (wie alle andre Schif- und Landwächter) mit 2 an einander
schlagenden hölzernen halben Cylindern die Stunden der Nacht: sie werden von den Bür-
gern der Gasse nach der Reihe bezahlt und unterhalten, wiewohl diese auch bisweilen dies
Geschäfte selbst wahrnehmen. Jn andern Städten stehet für den Feuerwächter eine beson-
dere kleine neben oder über einem Hause mitten in jeder Gasse aufgerichtete Hütte.

Durch eine solche genaue Eintheilung und so viele Vorgesetzten werden nun zwar
die Bürger vermittelst unglaublich harter und unvermeidlicher Strenge, unter einem skla-
vischen Gehorsam und ungemeiner Arbeit gehalten, bei allem dem jedoch nicht mit uner-
träglichen Lasten so mannigfaltiger Schatzungen, wie in Europa, geplagt; denn nicht zu
gedenken, wie geringe ihre Abgaben an und für sich sind, so genießen sie zu ihrem Unter-

halt
Drit. Kap. Von der Polizeiaufſicht uͤber die Gaſſen von Nangaſacki.
bei algemeinen Auflagen anwendet. Die Buͤrger ſelbſt wechſeln mit dieſer Bedienung jaͤhr-
lich unter ſich ab.
3) Nitzi Joſi, das nach dem Buchſtaben einen taͤglich hin- und hergehenden Ra-
porteur bedeutet; es iſt ſolches naͤmlich der Straßenbote, der dem Stadtrathe die Abwech-
ſelung der Wohnungen, die Todesfaͤlle und andere gewoͤhnliche Begebenheiten anmeldet:
der auch die Bitſchriften der Buͤrger einer Gaſſe, die von dem Kogomi Oja an ihre Unter-
gebenen ertheilte Zeugniſſe an ihren Ort uͤbertraͤgt: der ferner die Faſſakf oder Gelder,
mit welchen zum algemeinen Geſchenk eine Collekte gemacht zu werden pflegt, ſamlet und
die obrigkeitlichen Befehle an die Kojomi Oja inſinuirt.

Zur oͤffentlichen Sicherheit werden in jeder Gaſſe 2 Nachtwachen gehalten:

Die erſte iſt die Haupt- und Buͤrgerwache, Dſji ſin ban d. i. perſoͤnliche Leib-
wache genant, weil ſie die Einwohner der Gaſſe in ſelbſt eigener Perſon halten: ſie wird
naͤmlich alle Nacht von dreien beſezt und abgewechſelt: auch bei Tage, beſonders zur Zeit
der Jahrmaͤrkten, oder wenn man es ſonſt noͤthig erachtet, geſchiehet ſolches; mitten in
jeder Gaſſe, und, wenn es thunlich, gemeiniglich in dem Ekhauſe einer Creuzgaſſe iſt fuͤr
dieſe Wache ein Aufenthalt beſtimt: ſie wird bei einem ſich ereigneten oder zu vermuthenden
Auflaufe jedesmal verdoppelt, und pflegt alsdenn der Ottona ſelbſt ſamt einem ſeiner Unter-
gaſſenmeiſter einige Stunden bis in die ſpaͤte Nacht und ſo lange ſich noch Menſchen auf
den Straßen regen, dabei zu bleiben, um ſelbſt mit auf der Huth zu ſeyn, daß nichts gegen
die oͤffentliche Ruhe und Ordnung vorfalle, indem er ſonſt mit der ganzen Gaſſe daſuͤr buͤßen
mus. Dieſe Wache iſt von einem ſo großen Anſehen, daß der, ſo ſich ihr widerſetzte, noth-
wendig am Leben wuͤrde geſtraft werden.

Die andere Wache hat den Namen Mon ban, die Pfortenwache, die wegen
Diebſtahl und Feuersgefahr angeſtelt iſt: es werden dazu 2 Tageloͤhner oder Beiwohner ge-
braucht: bei jeder Gaſſenpforte ſizt einer in einer Wachthuͤtte, beide gehen ſtets von einan-
der ab und zu, und melden (wie alle andre Schif- und Landwaͤchter) mit 2 an einander
ſchlagenden hoͤlzernen halben Cylindern die Stunden der Nacht: ſie werden von den Buͤr-
gern der Gaſſe nach der Reihe bezahlt und unterhalten, wiewohl dieſe auch bisweilen dies
Geſchaͤfte ſelbſt wahrnehmen. Jn andern Staͤdten ſtehet fuͤr den Feuerwaͤchter eine beſon-
dere kleine neben oder uͤber einem Hauſe mitten in jeder Gaſſe aufgerichtete Huͤtte.

Durch eine ſolche genaue Eintheilung und ſo viele Vorgeſetzten werden nun zwar
die Buͤrger vermittelſt unglaublich harter und unvermeidlicher Strenge, unter einem ſkla-
viſchen Gehorſam und ungemeiner Arbeit gehalten, bei allem dem jedoch nicht mit uner-
traͤglichen Laſten ſo mannigfaltiger Schatzungen, wie in Europa, geplagt; denn nicht zu
gedenken, wie geringe ihre Abgaben an und fuͤr ſich ſind, ſo genießen ſie zu ihrem Unter-

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[31/0045] Drit. Kap. Von der Polizeiaufſicht uͤber die Gaſſen von Nangaſacki. bei algemeinen Auflagen anwendet. Die Buͤrger ſelbſt wechſeln mit dieſer Bedienung jaͤhr- lich unter ſich ab. 3) Nitzi Joſi, das nach dem Buchſtaben einen taͤglich hin- und hergehenden Ra- porteur bedeutet; es iſt ſolches naͤmlich der Straßenbote, der dem Stadtrathe die Abwech- ſelung der Wohnungen, die Todesfaͤlle und andere gewoͤhnliche Begebenheiten anmeldet: der auch die Bitſchriften der Buͤrger einer Gaſſe, die von dem Kogomi Oja an ihre Unter- gebenen ertheilte Zeugniſſe an ihren Ort uͤbertraͤgt: der ferner die Faſſakf oder Gelder, mit welchen zum algemeinen Geſchenk eine Collekte gemacht zu werden pflegt, ſamlet und die obrigkeitlichen Befehle an die Kojomi Oja inſinuirt. Zur oͤffentlichen Sicherheit werden in jeder Gaſſe 2 Nachtwachen gehalten: Die erſte iſt die Haupt- und Buͤrgerwache, Dſji ſin ban d. i. perſoͤnliche Leib- wache genant, weil ſie die Einwohner der Gaſſe in ſelbſt eigener Perſon halten: ſie wird naͤmlich alle Nacht von dreien beſezt und abgewechſelt: auch bei Tage, beſonders zur Zeit der Jahrmaͤrkten, oder wenn man es ſonſt noͤthig erachtet, geſchiehet ſolches; mitten in jeder Gaſſe, und, wenn es thunlich, gemeiniglich in dem Ekhauſe einer Creuzgaſſe iſt fuͤr dieſe Wache ein Aufenthalt beſtimt: ſie wird bei einem ſich ereigneten oder zu vermuthenden Auflaufe jedesmal verdoppelt, und pflegt alsdenn der Ottona ſelbſt ſamt einem ſeiner Unter- gaſſenmeiſter einige Stunden bis in die ſpaͤte Nacht und ſo lange ſich noch Menſchen auf den Straßen regen, dabei zu bleiben, um ſelbſt mit auf der Huth zu ſeyn, daß nichts gegen die oͤffentliche Ruhe und Ordnung vorfalle, indem er ſonſt mit der ganzen Gaſſe daſuͤr buͤßen mus. Dieſe Wache iſt von einem ſo großen Anſehen, daß der, ſo ſich ihr widerſetzte, noth- wendig am Leben wuͤrde geſtraft werden. Die andere Wache hat den Namen Mon ban, die Pfortenwache, die wegen Diebſtahl und Feuersgefahr angeſtelt iſt: es werden dazu 2 Tageloͤhner oder Beiwohner ge- braucht: bei jeder Gaſſenpforte ſizt einer in einer Wachthuͤtte, beide gehen ſtets von einan- der ab und zu, und melden (wie alle andre Schif- und Landwaͤchter) mit 2 an einander ſchlagenden hoͤlzernen halben Cylindern die Stunden der Nacht: ſie werden von den Buͤr- gern der Gaſſe nach der Reihe bezahlt und unterhalten, wiewohl dieſe auch bisweilen dies Geſchaͤfte ſelbſt wahrnehmen. Jn andern Staͤdten ſtehet fuͤr den Feuerwaͤchter eine beſon- dere kleine neben oder uͤber einem Hauſe mitten in jeder Gaſſe aufgerichtete Huͤtte. Durch eine ſolche genaue Eintheilung und ſo viele Vorgeſetzten werden nun zwar die Buͤrger vermittelſt unglaublich harter und unvermeidlicher Strenge, unter einem ſkla- viſchen Gehorſam und ungemeiner Arbeit gehalten, bei allem dem jedoch nicht mit uner- traͤglichen Laſten ſo mannigfaltiger Schatzungen, wie in Europa, geplagt; denn nicht zu gedenken, wie geringe ihre Abgaben an und fuͤr ſich ſind, ſo genießen ſie zu ihrem Unter- halt

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/45>, abgerufen am 23.11.2024.