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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Fünft. Kap. Von der Portugiesen und Castilianer Ankunft.
zu verdammen; die Bonzen oder heidnischen Priester zu verfolgen und sogar an einigen Or-
ten die Götzenbilder niederzureißen und zu zerbrechen. Diese innere Gährung und Unruhe
im Volke wurde besonders von dem klugen Kaiser Taiko und noch mehr von dessen unbefug-
tem Nachfolger Jjejas bemerkt. Jener hatte den Zepter mit tapfrer, dieser mit meineidiger
Hand an sich gebracht, und Beide bemühten sich alles aus dem Wege zu räumen, was ih-
nen zu Befestigung ihrer Gewalt hinderlich schien, wozu auch diese neue Lehre gehörte, weil
ihnen die unbegreifliche Eintracht der Christen und ihre Verbitterung gegen die väterlichen
Götzen ganz unbegreiflich schien. Bei dem Jjejas kam noch der Grund hinzu, weil seine
Gegenpartei, nemlich die des Fide Jori, gröstentheils aus neuen Christen bestand. Des-
halb hielt man es zur Sicherheit des Throns nothwendig, dem einreißenden Feuer dieser
unruhigen und mit andern Götzen und Glaubensgenossen unverträglichen Lehre ein Ziel zu se-
tzen. Man begnügte sich zuerst die Ausbreitung der Padrischen (Paters) Religion (so
nente man den römisch-katholischen Glauben) hart zu verbieten; hierauf befahl man den
Gouverneurs, Fürsten oder Landesherrn die Unterthanen zu Entsagung des angenommenen
christlichen Glaubens zu bringen, welche dann den Vorstehern der Portugiesen andeuteten, keine
Paters mehr ins Land zu bringen, und endlich allen ausländischen Geistlichen aufgaben, das
Reich zu räumen. Von diesen kaiserlichen Befehlen wurde nur der erste befolgt, nemlich
die Christen mit Zwang und Gewalt zu Entsagung ihrer Lehre zu bringen; die übrigen aber
wurden sehr schlecht ausgerichtet. Die portugiesischen und castilianischen Schiffe brachten
noch immer mehr Paters heimlich ins Land. Unter diesen waren auch einige eifrige Fran-
ciskaner, welche, ungeachtet der Warnungen und Bitten der Jesuiten, offenbar wider das
Kaiserliche Verboth handelten und zu Miaco eine kleine Kirche aufrichteten, und dem Volk
auf offenen Straßen ihre Predigten vorlasen. Sie entschuldigten diesen der Kirche Gottes
überhaupt schädlichen und ihnen selbst so gefährlichen Ungehorsam blos damit, daß sie Gott
mehr gehorchen müsten als den Menschen, und auch nichts mehr wünschten, als um Christi
Namens willen zu sterben. *)

Dieses verursachte dann nun die allergraufamste Verfolgung der Christen, welche
jemals in der Welt vorgefallen, und die bis zu Vergießung des lezten christlichen Bluttro-
pfens über vierzig Jahr währte. Sie hatte auch endlich die ewige Verbannung der portu-
giesischen und castilianischen Nation, und ihres wichtigen Handels und Schiffarth nach Ja-

pan
*) [Spaltenumbruch] Die englische Uebersetzung führt hier noch
an, was in meinen Handschriften fehlt, "daß
"auch die Jesuiten durch keine Vorstellungen hät-
"ten bewogen werden können, auf einmal das
"Reich zu verlassen, und dadurch wieder zu ver-[Spaltenumbruch]
"lieren, was sie durch die Arbeit so vieler Jahre
"gewonnen hatten." Auch sagt sie, daß die er-
wähnten eiftigen Franciscaner Abgesandte des
Gouverneurs der philippinischen Jnseln an den
Kaiser von Japan gewesen wären.

Fuͤnft. Kap. Von der Portugieſen und Caſtilianer Ankunft.
zu verdammen; die Bonzen oder heidniſchen Prieſter zu verfolgen und ſogar an einigen Or-
ten die Goͤtzenbilder niederzureißen und zu zerbrechen. Dieſe innere Gaͤhrung und Unruhe
im Volke wurde beſonders von dem klugen Kaiſer Taiko und noch mehr von deſſen unbefug-
tem Nachfolger Jjejas bemerkt. Jener hatte den Zepter mit tapfrer, dieſer mit meineidiger
Hand an ſich gebracht, und Beide bemuͤhten ſich alles aus dem Wege zu raͤumen, was ih-
nen zu Befeſtigung ihrer Gewalt hinderlich ſchien, wozu auch dieſe neue Lehre gehoͤrte, weil
ihnen die unbegreifliche Eintracht der Chriſten und ihre Verbitterung gegen die vaͤterlichen
Goͤtzen ganz unbegreiflich ſchien. Bei dem Jjejas kam noch der Grund hinzu, weil ſeine
Gegenpartei, nemlich die des Fide Jori, groͤſtentheils aus neuen Chriſten beſtand. Des-
halb hielt man es zur Sicherheit des Throns nothwendig, dem einreißenden Feuer dieſer
unruhigen und mit andern Goͤtzen und Glaubensgenoſſen unvertraͤglichen Lehre ein Ziel zu ſe-
tzen. Man begnuͤgte ſich zuerſt die Ausbreitung der Padriſchen (Paters) Religion (ſo
nente man den roͤmiſch-katholiſchen Glauben) hart zu verbieten; hierauf befahl man den
Gouverneurs, Fuͤrſten oder Landesherrn die Unterthanen zu Entſagung des angenommenen
chriſtlichen Glaubens zu bringen, welche dann den Vorſtehern der Portugieſen andeuteten, keine
Paters mehr ins Land zu bringen, und endlich allen auslaͤndiſchen Geiſtlichen aufgaben, das
Reich zu raͤumen. Von dieſen kaiſerlichen Befehlen wurde nur der erſte befolgt, nemlich
die Chriſten mit Zwang und Gewalt zu Entſagung ihrer Lehre zu bringen; die uͤbrigen aber
wurden ſehr ſchlecht ausgerichtet. Die portugieſiſchen und caſtilianiſchen Schiffe brachten
noch immer mehr Paters heimlich ins Land. Unter dieſen waren auch einige eifrige Fran-
ciskaner, welche, ungeachtet der Warnungen und Bitten der Jeſuiten, offenbar wider das
Kaiſerliche Verboth handelten und zu Miaco eine kleine Kirche aufrichteten, und dem Volk
auf offenen Straßen ihre Predigten vorlaſen. Sie entſchuldigten dieſen der Kirche Gottes
uͤberhaupt ſchaͤdlichen und ihnen ſelbſt ſo gefaͤhrlichen Ungehorſam blos damit, daß ſie Gott
mehr gehorchen muͤſten als den Menſchen, und auch nichts mehr wuͤnſchten, als um Chriſti
Namens willen zu ſterben. *)

Dieſes verurſachte dann nun die allergraufamſte Verfolgung der Chriſten, welche
jemals in der Welt vorgefallen, und die bis zu Vergießung des lezten chriſtlichen Bluttro-
pfens uͤber vierzig Jahr waͤhrte. Sie hatte auch endlich die ewige Verbannung der portu-
gieſiſchen und caſtilianiſchen Nation, und ihres wichtigen Handels und Schiffarth nach Ja-

pan
*) [Spaltenumbruch] Die engliſche Ueberſetzung fuͤhrt hier noch
an, was in meinen Handſchriften fehlt, „daß
„auch die Jeſuiten durch keine Vorſtellungen haͤt-
„ten bewogen werden koͤnnen, auf einmal das
„Reich zu verlaſſen, und dadurch wieder zu ver-[Spaltenumbruch]
„lieren, was ſie durch die Arbeit ſo vieler Jahre
„gewonnen hatten.‟ Auch ſagt ſie, daß die er-
waͤhnten eiftigen Franciſcaner Abgeſandte des
Gouverneurs der philippiniſchen Jnſeln an den
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[63/0077] Fuͤnft. Kap. Von der Portugieſen und Caſtilianer Ankunft. zu verdammen; die Bonzen oder heidniſchen Prieſter zu verfolgen und ſogar an einigen Or- ten die Goͤtzenbilder niederzureißen und zu zerbrechen. Dieſe innere Gaͤhrung und Unruhe im Volke wurde beſonders von dem klugen Kaiſer Taiko und noch mehr von deſſen unbefug- tem Nachfolger Jjejas bemerkt. Jener hatte den Zepter mit tapfrer, dieſer mit meineidiger Hand an ſich gebracht, und Beide bemuͤhten ſich alles aus dem Wege zu raͤumen, was ih- nen zu Befeſtigung ihrer Gewalt hinderlich ſchien, wozu auch dieſe neue Lehre gehoͤrte, weil ihnen die unbegreifliche Eintracht der Chriſten und ihre Verbitterung gegen die vaͤterlichen Goͤtzen ganz unbegreiflich ſchien. Bei dem Jjejas kam noch der Grund hinzu, weil ſeine Gegenpartei, nemlich die des Fide Jori, groͤſtentheils aus neuen Chriſten beſtand. Des- halb hielt man es zur Sicherheit des Throns nothwendig, dem einreißenden Feuer dieſer unruhigen und mit andern Goͤtzen und Glaubensgenoſſen unvertraͤglichen Lehre ein Ziel zu ſe- tzen. Man begnuͤgte ſich zuerſt die Ausbreitung der Padriſchen (Paters) Religion (ſo nente man den roͤmiſch-katholiſchen Glauben) hart zu verbieten; hierauf befahl man den Gouverneurs, Fuͤrſten oder Landesherrn die Unterthanen zu Entſagung des angenommenen chriſtlichen Glaubens zu bringen, welche dann den Vorſtehern der Portugieſen andeuteten, keine Paters mehr ins Land zu bringen, und endlich allen auslaͤndiſchen Geiſtlichen aufgaben, das Reich zu raͤumen. Von dieſen kaiſerlichen Befehlen wurde nur der erſte befolgt, nemlich die Chriſten mit Zwang und Gewalt zu Entſagung ihrer Lehre zu bringen; die uͤbrigen aber wurden ſehr ſchlecht ausgerichtet. Die portugieſiſchen und caſtilianiſchen Schiffe brachten noch immer mehr Paters heimlich ins Land. Unter dieſen waren auch einige eifrige Fran- ciskaner, welche, ungeachtet der Warnungen und Bitten der Jeſuiten, offenbar wider das Kaiſerliche Verboth handelten und zu Miaco eine kleine Kirche aufrichteten, und dem Volk auf offenen Straßen ihre Predigten vorlaſen. Sie entſchuldigten dieſen der Kirche Gottes uͤberhaupt ſchaͤdlichen und ihnen ſelbſt ſo gefaͤhrlichen Ungehorſam blos damit, daß ſie Gott mehr gehorchen muͤſten als den Menſchen, und auch nichts mehr wuͤnſchten, als um Chriſti Namens willen zu ſterben. *) Dieſes verurſachte dann nun die allergraufamſte Verfolgung der Chriſten, welche jemals in der Welt vorgefallen, und die bis zu Vergießung des lezten chriſtlichen Bluttro- pfens uͤber vierzig Jahr waͤhrte. Sie hatte auch endlich die ewige Verbannung der portu- gieſiſchen und caſtilianiſchen Nation, und ihres wichtigen Handels und Schiffarth nach Ja- pan *) Die engliſche Ueberſetzung fuͤhrt hier noch an, was in meinen Handſchriften fehlt, „daß „auch die Jeſuiten durch keine Vorſtellungen haͤt- „ten bewogen werden koͤnnen, auf einmal das „Reich zu verlaſſen, und dadurch wieder zu ver- „lieren, was ſie durch die Arbeit ſo vieler Jahre „gewonnen hatten.‟ Auch ſagt ſie, daß die er- waͤhnten eiftigen Franciſcaner Abgeſandte des Gouverneurs der philippiniſchen Jnſeln an den Kaiſer von Japan geweſen waͤren.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/77>, abgerufen am 29.11.2024.