Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.Draußen hörte man wieder den schleppenden Schritt des Fräulein Montag, welche das ganze Vorzimmer durchquerte. "Hören Sie es?" fragte K. und zeigte mit der Hand nach der Tür. "Ja," sagte Frau Grubach und seufzte, "ich wollte ihr helfen und auch vom Dienstmädchen helfen lassen, aber sie ist eigensinnig, sie will alles selbst übersiedeln. Ich wundere mich über Fräulein Bürstner. Mir ist es oft lästig, daß ich Fräulein Montag in Miete habe, Fräulein Bürstner aber nimmt sie sogar zu sich ins Zimmer." Das muß Sie gar nicht kümmern," sagte K. und zerdrückte die Zuckerreste in der Tasse. "Haben Sie denn dadurch einen Schaden?" "Nein," sagte Frau Grubach, "an und für sich ist es mir ganz willkommen, ich bekomme dadurch ein Zimmer frei und kann dort meinen Neffen, den Hauptmann, unterbringen. Ich fürchtete schon längst, daß er Sie in den letzten Tagen, während derer ich ihn nebenan im Wohnzimmer wohnen lassen mußte, gestört haben könnte. Er nimmt nicht viel Rücksicht." "Was für Einfälle!" sagte K. und stand auf, "davon ist ja keine Rede. Sie scheinen mich wohl für überempfindlich zu halten, weil ich diese Wanderungen des Fräulein Draußen hörte man wieder den schleppenden Schritt des Fräulein Montag, welche das ganze Vorzimmer durchquerte. „Hören Sie es?“ fragte K. und zeigte mit der Hand nach der Tür. „Ja,“ sagte Frau Grubach und seufzte, „ich wollte ihr helfen und auch vom Dienstmädchen helfen lassen, aber sie ist eigensinnig, sie will alles selbst übersiedeln. Ich wundere mich über Fräulein Bürstner. Mir ist es oft lästig, daß ich Fräulein Montag in Miete habe, Fräulein Bürstner aber nimmt sie sogar zu sich ins Zimmer.“ Das muß Sie gar nicht kümmern,“ sagte K. und zerdrückte die Zuckerreste in der Tasse. „Haben Sie denn dadurch einen Schaden?“ „Nein,“ sagte Frau Grubach, „an und für sich ist es mir ganz willkommen, ich bekomme dadurch ein Zimmer frei und kann dort meinen Neffen, den Hauptmann, unterbringen. Ich fürchtete schon längst, daß er Sie in den letzten Tagen, während derer ich ihn nebenan im Wohnzimmer wohnen lassen mußte, gestört haben könnte. Er nimmt nicht viel Rücksicht.“ „Was für Einfälle!“ sagte K. und stand auf, „davon ist ja keine Rede. Sie scheinen mich wohl für überempfindlich zu halten, weil ich diese Wanderungen des Fräulein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="133"/> Draußen hörte man wieder den schleppenden Schritt des Fräulein Montag, welche das ganze Vorzimmer durchquerte. „Hören Sie es?“ fragte K. und zeigte mit der Hand nach der Tür. „Ja,“ sagte Frau Grubach und seufzte, „ich wollte ihr helfen und auch vom Dienstmädchen helfen lassen, aber sie ist eigensinnig, sie will alles selbst übersiedeln. Ich wundere mich über Fräulein Bürstner. Mir ist es oft lästig, daß ich Fräulein Montag in Miete habe, Fräulein Bürstner aber nimmt sie sogar zu sich ins Zimmer.“ Das muß Sie gar nicht kümmern,“ sagte K. und zerdrückte die Zuckerreste in der Tasse. „Haben Sie denn dadurch einen Schaden?“ „Nein,“ sagte Frau Grubach, „an und für sich ist es mir ganz willkommen, ich bekomme dadurch ein Zimmer frei und kann dort meinen Neffen, den Hauptmann, unterbringen. Ich fürchtete schon längst, daß er Sie in den letzten Tagen, während derer ich ihn nebenan im Wohnzimmer wohnen lassen mußte, gestört haben könnte. Er nimmt nicht viel Rücksicht.“ „Was für Einfälle!“ sagte K. und stand auf, „davon ist ja keine Rede. Sie scheinen mich wohl für überempfindlich zu halten, weil ich diese Wanderungen des Fräulein </p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0135]
Draußen hörte man wieder den schleppenden Schritt des Fräulein Montag, welche das ganze Vorzimmer durchquerte. „Hören Sie es?“ fragte K. und zeigte mit der Hand nach der Tür. „Ja,“ sagte Frau Grubach und seufzte, „ich wollte ihr helfen und auch vom Dienstmädchen helfen lassen, aber sie ist eigensinnig, sie will alles selbst übersiedeln. Ich wundere mich über Fräulein Bürstner. Mir ist es oft lästig, daß ich Fräulein Montag in Miete habe, Fräulein Bürstner aber nimmt sie sogar zu sich ins Zimmer.“ Das muß Sie gar nicht kümmern,“ sagte K. und zerdrückte die Zuckerreste in der Tasse. „Haben Sie denn dadurch einen Schaden?“ „Nein,“ sagte Frau Grubach, „an und für sich ist es mir ganz willkommen, ich bekomme dadurch ein Zimmer frei und kann dort meinen Neffen, den Hauptmann, unterbringen. Ich fürchtete schon längst, daß er Sie in den letzten Tagen, während derer ich ihn nebenan im Wohnzimmer wohnen lassen mußte, gestört haben könnte. Er nimmt nicht viel Rücksicht.“ „Was für Einfälle!“ sagte K. und stand auf, „davon ist ja keine Rede. Sie scheinen mich wohl für überempfindlich zu halten, weil ich diese Wanderungen des Fräulein
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