Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.

Bild:
<< vorherige Seite

auch nicht zuviel Zeit verlieren." "Ich werde bald wiederkommen," sagte K., der in einem plötzlichen Entschluß den Rock anzog, den Mantel über die Schulter warf und zur Tür eilte, hinter der jetzt die Mädchen zu schreien anfingen. K. glaubte, die schreienden Mädchen durch die Tür zu sehn. "Sie müssen aber Wort halten," sagte der Maler, der ihm nicht gefolgt war, "sonst komme ich in die Bank, um selbst nachzufragen." "Sperren Sie doch die Tür auf," sagte K. und riß an der Klinke, die die Mädchen, wie er an dem Gegendruck merkte, draußen festhielten. "Wollen Sie von den Mädchen belästigt werden?" fragte der Maler. "Benutzen Sie doch lieber diesen Ausgang," und er zeigte auf die Tür hinter dem Bett. K. war damit einverstanden und sprang zum Bett zurück. Aber statt die Tür dort zu öffnen, kroch der Maler unter das Bett und fragte von unten: "Nur noch einen Augenblick. Wollen Sie nicht noch ein Bild sehn, das ich Ihnen verkaufen könnte?" K. wollte nicht unhöflich sein, der Maler hatte sich wirklich seiner angenommen und versprochen, ihm weiterhin zu helfen, auch war infolge der Vergeßlichkeit K.s über die Entlohnung für die Hilfe noch

auch nicht zuviel Zeit verlieren.“ „Ich werde bald wiederkommen,“ sagte K., der in einem plötzlichen Entschluß den Rock anzog, den Mantel über die Schulter warf und zur Tür eilte, hinter der jetzt die Mädchen zu schreien anfingen. K. glaubte, die schreienden Mädchen durch die Tür zu sehn. „Sie müssen aber Wort halten,“ sagte der Maler, der ihm nicht gefolgt war, „sonst komme ich in die Bank, um selbst nachzufragen.“ „Sperren Sie doch die Tür auf,“ sagte K. und riß an der Klinke, die die Mädchen, wie er an dem Gegendruck merkte, draußen festhielten. „Wollen Sie von den Mädchen belästigt werden?“ fragte der Maler. „Benutzen Sie doch lieber diesen Ausgang,“ und er zeigte auf die Tür hinter dem Bett. K. war damit einverstanden und sprang zum Bett zurück. Aber statt die Tür dort zu öffnen, kroch der Maler unter das Bett und fragte von unten: „Nur noch einen Augenblick. Wollen Sie nicht noch ein Bild sehn, das ich Ihnen verkaufen könnte?“ K. wollte nicht unhöflich sein, der Maler hatte sich wirklich seiner angenommen und versprochen, ihm weiterhin zu helfen, auch war infolge der Vergeßlichkeit K.s über die Entlohnung für die Hilfe noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0286" n="284"/>
auch nicht zuviel Zeit verlieren.&#x201C; &#x201E;Ich werde bald wiederkommen,&#x201C; sagte K., der in einem plötzlichen Entschluß den Rock anzog, den Mantel über die Schulter warf und zur Tür eilte, hinter der jetzt die Mädchen zu schreien anfingen. K. glaubte, die schreienden Mädchen durch die Tür zu sehn. &#x201E;Sie müssen aber Wort halten,&#x201C; sagte der Maler, der ihm nicht gefolgt war, &#x201E;sonst komme ich in die Bank, um selbst nachzufragen.&#x201C; &#x201E;Sperren Sie doch die Tür auf,&#x201C; sagte K. und riß an der Klinke, die die Mädchen, wie er an dem Gegendruck merkte, draußen festhielten. &#x201E;Wollen Sie von den Mädchen belästigt werden?&#x201C; fragte der Maler. &#x201E;Benutzen Sie doch lieber diesen Ausgang,&#x201C; und er zeigte auf die Tür hinter dem Bett. K. war damit einverstanden und sprang zum Bett zurück. Aber statt die Tür dort zu öffnen, kroch der Maler unter das Bett und fragte von unten: &#x201E;Nur noch einen Augenblick. Wollen Sie nicht noch ein Bild sehn, das ich Ihnen verkaufen könnte?&#x201C; K. wollte nicht unhöflich sein, der Maler hatte sich wirklich seiner angenommen und versprochen, ihm weiterhin zu helfen, auch war infolge der Vergeßlichkeit K.s über die Entlohnung für die Hilfe noch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0286] auch nicht zuviel Zeit verlieren.“ „Ich werde bald wiederkommen,“ sagte K., der in einem plötzlichen Entschluß den Rock anzog, den Mantel über die Schulter warf und zur Tür eilte, hinter der jetzt die Mädchen zu schreien anfingen. K. glaubte, die schreienden Mädchen durch die Tür zu sehn. „Sie müssen aber Wort halten,“ sagte der Maler, der ihm nicht gefolgt war, „sonst komme ich in die Bank, um selbst nachzufragen.“ „Sperren Sie doch die Tür auf,“ sagte K. und riß an der Klinke, die die Mädchen, wie er an dem Gegendruck merkte, draußen festhielten. „Wollen Sie von den Mädchen belästigt werden?“ fragte der Maler. „Benutzen Sie doch lieber diesen Ausgang,“ und er zeigte auf die Tür hinter dem Bett. K. war damit einverstanden und sprang zum Bett zurück. Aber statt die Tür dort zu öffnen, kroch der Maler unter das Bett und fragte von unten: „Nur noch einen Augenblick. Wollen Sie nicht noch ein Bild sehn, das ich Ihnen verkaufen könnte?“ K. wollte nicht unhöflich sein, der Maler hatte sich wirklich seiner angenommen und versprochen, ihm weiterhin zu helfen, auch war infolge der Vergeßlichkeit K.s über die Entlohnung für die Hilfe noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-28T19:24:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-28T19:24:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat (2012-11-28T19:24:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Trennungen am Zeilen- und am Seitenende werden aufgelöst, der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/286
Zitationshilfe: Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/286>, abgerufen am 21.11.2024.