Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.

Bild:
<< vorherige Seite

der Bank versenkt, es war keine Veränderung an ihnen zu bemerken. K. hatte sie öfters einzeln und gemeinsam in sein Bureau berufen, zu keinem andern Zweck, als um sie zu beobachten; immer hatte er sie befriedigt entlassen können.

Als er um 1/210 Uhr abends vor dem Hause, in dem er wohnte, ankam, traf er im Haustor einen jungen Burschen, der dort breitbeinig stand und eine Pfeife rauchte. "Wer sind Sie," fragte K. sofort und brachte sein Gesicht nahe an den Burschen, man sah nicht viel im Halbdunkel des Flurs. "Ich bin der Sohn des Hausmeisters, gnädiger Herr," antwortete der Bursche, nahm die Pfeife aus dem Mund und trat zur Seite. "Der Sohn des Hausmeisters?" fragte K. und klopfte mit seinem Stock ungeduldig den Boden. "Wünscht der gnädige Herr etwas? Soll ich den Vater holen?" "Nein, nein," sagte K., in seiner Stimme lag etwas Verzeihendes, als habe der Bursche etwas Böses ausgeführt, er aber verzeihe ihm. "Es ist gut," sagte er dann und ging weiter, aber ehe er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich noch einmal um.

Er hätte geradewegs in sein Zimmer gehen können, aber da er mit Frau Grubach sprechen

der Bank versenkt, es war keine Veränderung an ihnen zu bemerken. K. hatte sie öfters einzeln und gemeinsam in sein Bureau berufen, zu keinem andern Zweck, als um sie zu beobachten; immer hatte er sie befriedigt entlassen können.

Als er um ½10 Uhr abends vor dem Hause, in dem er wohnte, ankam, traf er im Haustor einen jungen Burschen, der dort breitbeinig stand und eine Pfeife rauchte. „Wer sind Sie,“ fragte K. sofort und brachte sein Gesicht nahe an den Burschen, man sah nicht viel im Halbdunkel des Flurs. „Ich bin der Sohn des Hausmeisters, gnädiger Herr,“ antwortete der Bursche, nahm die Pfeife aus dem Mund und trat zur Seite. „Der Sohn des Hausmeisters?“ fragte K. und klopfte mit seinem Stock ungeduldig den Boden. „Wünscht der gnädige Herr etwas? Soll ich den Vater holen?“ „Nein, nein,“ sagte K., in seiner Stimme lag etwas Verzeihendes, als habe der Bursche etwas Böses ausgeführt, er aber verzeihe ihm. „Es ist gut,“ sagte er dann und ging weiter, aber ehe er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich noch einmal um.

Er hätte geradewegs in sein Zimmer gehen können, aber da er mit Frau Grubach sprechen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="31"/>
der Bank versenkt, es war keine Veränderung an ihnen zu bemerken. K. hatte sie öfters einzeln und gemeinsam in sein Bureau berufen, zu keinem andern Zweck, als um sie zu beobachten; immer hatte er sie befriedigt entlassen können.</p>
        <p>Als er um ½10 Uhr abends vor dem Hause, in dem er wohnte, ankam, traf er im Haustor einen jungen Burschen, der dort breitbeinig stand und eine Pfeife rauchte. &#x201E;Wer sind Sie,&#x201C; fragte K. sofort und brachte sein Gesicht nahe an den Burschen, man sah nicht viel im Halbdunkel des Flurs. &#x201E;Ich bin der Sohn des Hausmeisters, gnädiger Herr,&#x201C; antwortete der Bursche, nahm die Pfeife aus dem Mund und trat zur Seite. &#x201E;Der Sohn des Hausmeisters?&#x201C; fragte K. und klopfte mit seinem Stock ungeduldig den Boden. &#x201E;Wünscht der gnädige Herr etwas? Soll ich den Vater holen?&#x201C; &#x201E;Nein, nein,&#x201C; sagte K., in seiner Stimme lag etwas Verzeihendes, als habe der Bursche etwas Böses ausgeführt, er aber verzeihe ihm. &#x201E;Es ist gut,&#x201C; sagte er dann und ging weiter, aber ehe er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich noch einmal um.</p>
        <p>Er hätte geradewegs in sein Zimmer gehen können, aber da er mit Frau Grubach sprechen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0033] der Bank versenkt, es war keine Veränderung an ihnen zu bemerken. K. hatte sie öfters einzeln und gemeinsam in sein Bureau berufen, zu keinem andern Zweck, als um sie zu beobachten; immer hatte er sie befriedigt entlassen können. Als er um ½10 Uhr abends vor dem Hause, in dem er wohnte, ankam, traf er im Haustor einen jungen Burschen, der dort breitbeinig stand und eine Pfeife rauchte. „Wer sind Sie,“ fragte K. sofort und brachte sein Gesicht nahe an den Burschen, man sah nicht viel im Halbdunkel des Flurs. „Ich bin der Sohn des Hausmeisters, gnädiger Herr,“ antwortete der Bursche, nahm die Pfeife aus dem Mund und trat zur Seite. „Der Sohn des Hausmeisters?“ fragte K. und klopfte mit seinem Stock ungeduldig den Boden. „Wünscht der gnädige Herr etwas? Soll ich den Vater holen?“ „Nein, nein,“ sagte K., in seiner Stimme lag etwas Verzeihendes, als habe der Bursche etwas Böses ausgeführt, er aber verzeihe ihm. „Es ist gut,“ sagte er dann und ging weiter, aber ehe er die Treppe hinaufstieg, drehte er sich noch einmal um. Er hätte geradewegs in sein Zimmer gehen können, aber da er mit Frau Grubach sprechen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-28T19:24:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-28T19:24:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat (2012-11-28T19:24:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Trennungen am Zeilen- und am Seitenende werden aufgelöst, der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/33
Zitationshilfe: Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kafka_prozess_1925/33>, abgerufen am 21.11.2024.