Kafka, Franz: Der Prozess (Hg. Max Brod). Berlin, 1925.werdend, die Arbeit ruhte in ihrem Schoße. "Ich meine die Männer, die heute früh hier waren." "Ach so," sagte sie und kehrte wieder in ihre Ruhe zurück, "das hat mir keine besondere Arbeit gemacht." K. sah schweigend zu, wie sie den Strickstrumpf wieder vornahm. Sie scheint sich zu wundern, daß ich davon spreche, dachte er, sie scheint es nicht für richtig zu halten, daß ich davon spreche. Desto wichtiger ist es, daß ich es tue. Nur mit einer alten Frau kann ich davon sprechen. "Doch, Arbeit hat es gewiß gemacht," sagte er dann, "aber es wird nicht wieder vorkommen." "Nein, das kann nicht wieder vorkommen," sagte sie bekräftigend und lächelte K. fast wehmütig an. "Meinen Sie das ernstlich?" fragte K. "Ja", sagte sie leiser, "aber vor allem dürfen Sie es nicht zu schwer nehmen. Was geschieht nicht alles in der Welt! Da Sie so vertraulich mit mir reden, Herr K., kann ich Ihnen ja eingestehen, daß ich ein wenig hinter der Tür gehorcht habe und daß mir auch die beiden Wächter einiges erzählt haben. Es handelt sich ja um Ihr Glück, und das liegt mir wirklich am Herzen, mehr als mir vielleicht zusteht, denn ich bin ja werdend, die Arbeit ruhte in ihrem Schoße. „Ich meine die Männer, die heute früh hier waren.“ „Ach so,“ sagte sie und kehrte wieder in ihre Ruhe zurück, „das hat mir keine besondere Arbeit gemacht.“ K. sah schweigend zu, wie sie den Strickstrumpf wieder vornahm. Sie scheint sich zu wundern, daß ich davon spreche, dachte er, sie scheint es nicht für richtig zu halten, daß ich davon spreche. Desto wichtiger ist es, daß ich es tue. Nur mit einer alten Frau kann ich davon sprechen. „Doch, Arbeit hat es gewiß gemacht,“ sagte er dann, „aber es wird nicht wieder vorkommen.“ „Nein, das kann nicht wieder vorkommen,“ sagte sie bekräftigend und lächelte K. fast wehmütig an. „Meinen Sie das ernstlich?“ fragte K. „Ja“, sagte sie leiser, „aber vor allem dürfen Sie es nicht zu schwer nehmen. Was geschieht nicht alles in der Welt! Da Sie so vertraulich mit mir reden, Herr K., kann ich Ihnen ja eingestehen, daß ich ein wenig hinter der Tür gehorcht habe und daß mir auch die beiden Wächter einiges erzählt haben. Es handelt sich ja um Ihr Glück, und das liegt mir wirklich am Herzen, mehr als mir vielleicht zusteht, denn ich bin ja <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="33"/> werdend, die Arbeit ruhte in ihrem Schoße. „Ich meine die Männer, die heute früh hier waren.“ „Ach so,“ sagte sie und kehrte wieder in ihre Ruhe zurück, „das hat mir keine besondere Arbeit gemacht.“ K. sah schweigend zu, wie sie den Strickstrumpf wieder vornahm. Sie scheint sich zu wundern, daß ich davon spreche, dachte er, sie scheint es nicht für richtig zu halten, daß ich davon spreche. Desto wichtiger ist es, daß ich es tue. Nur mit einer alten Frau kann ich davon sprechen. „Doch, Arbeit hat es gewiß gemacht,“ sagte er dann, „aber es wird nicht wieder vorkommen.“ „Nein, das kann nicht wieder vorkommen,“ sagte sie bekräftigend und lächelte K. fast wehmütig an. „Meinen Sie das ernstlich?“ fragte K. „Ja“, sagte sie leiser, „aber vor allem dürfen Sie es nicht zu schwer nehmen. Was geschieht nicht alles in der Welt! Da Sie so vertraulich mit mir reden, Herr K., kann ich Ihnen ja eingestehen, daß ich ein wenig hinter der Tür gehorcht habe und daß mir auch die beiden Wächter einiges erzählt haben. Es handelt sich ja um Ihr Glück, und das liegt mir wirklich am Herzen, mehr als mir vielleicht zusteht, denn ich bin ja </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0035]
werdend, die Arbeit ruhte in ihrem Schoße. „Ich meine die Männer, die heute früh hier waren.“ „Ach so,“ sagte sie und kehrte wieder in ihre Ruhe zurück, „das hat mir keine besondere Arbeit gemacht.“ K. sah schweigend zu, wie sie den Strickstrumpf wieder vornahm. Sie scheint sich zu wundern, daß ich davon spreche, dachte er, sie scheint es nicht für richtig zu halten, daß ich davon spreche. Desto wichtiger ist es, daß ich es tue. Nur mit einer alten Frau kann ich davon sprechen. „Doch, Arbeit hat es gewiß gemacht,“ sagte er dann, „aber es wird nicht wieder vorkommen.“ „Nein, das kann nicht wieder vorkommen,“ sagte sie bekräftigend und lächelte K. fast wehmütig an. „Meinen Sie das ernstlich?“ fragte K. „Ja“, sagte sie leiser, „aber vor allem dürfen Sie es nicht zu schwer nehmen. Was geschieht nicht alles in der Welt! Da Sie so vertraulich mit mir reden, Herr K., kann ich Ihnen ja eingestehen, daß ich ein wenig hinter der Tür gehorcht habe und daß mir auch die beiden Wächter einiges erzählt haben. Es handelt sich ja um Ihr Glück, und das liegt mir wirklich am Herzen, mehr als mir vielleicht zusteht, denn ich bin ja
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