Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613.

Bild:
<< vorherige Seite

fromme Fürst ein lange zeit bey seinem Slaffbette einen Sarck stehent gehabt / daraus erscheinet ja gnug / das ein recht Christliches / Gottfürchtiges vnd demütiges Hertz in jhme müsse gewesen sein / vnd das er sich seines hohen Standes nach der Lehre Syr. am 10. Cap. nicht vber hoben / sonderen sich für einen sterblichen Menschen erkant / vnd stets mit sterbens gedancken müsse vmbgegangen sein. Solches ist zwar in genere an allen Menschen / in Specie aber an hohen Fürstlichen Personen noch viel mehr zu loben / Dann dieselben sonst mehr vr sach vnd gelegenheit haben zur Hoffart / vnd können vom Sathan leicht verblendet werden / das sie vergessen / das sie Menschen vnd sterblich sind / sich jhrer Hoheit vnd Gewalt vberheben / vnd etwas thun vnd fürnehmen / darumb sie sich an Gott vnd jhrem Nechsten gröblich vergreiffen vnd versündigen. Daher lesen wir vom Mose im 90. Psalm / das er Gott gebeten vudPsalm. 90. vnd 39. also angeruffen habe: Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug werden. Vnd David betet vnd spricht im 39. Psalm: HErr lehre doch mich / daß ein ende mit mir haben mus / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon mus. Den Vnterthanen dienet diese erinnerung / sich darbey auch rechter pflicht vnd gebühr zubescheiden / das sie / in betrachtung solcher Sterbligkeit / deren auch jhre Fürsten vnd Herren vnterworffen sind / jhre Herren nicht gar zu hoch vnd vber diesen Stand hinauß erheben / lauter Abgötter aus jhnen machen / vnd was von jhnen jrgend mag / auch böses / gewaltsames vnnd vnrechtes gesagt vnd geordenet werden / schlecht alles für Heiligthumb anbeten / vnd es dafür halten / als sey es vom Himmel herab geredet: Sonderen erinneren sich dessen / was David selbesten / auch ein König vnd Herr des Volckes Gottes / geschrieben hat

fromme Fürst ein lange zeit bey seinem Slaffbette einen Sarck stehent gehabt / daraus erscheinet ja gnug / das ein recht Christliches / Gottfürchtiges vnd demütiges Hertz in jhme müsse gewesen sein / vnd das er sich seines hohen Standes nach der Lehre Syr. am 10. Cap. nicht vber hoben / sonderen sich für einen sterblichen Menschen erkant / vnd stets mit sterbens gedancken müsse vmbgegangen sein. Solches ist zwar in genere an allen Menschen / in Specie aber an hohen Fürstlichen Personen noch viel mehr zu loben / Dann dieselben sonst mehr vr sach vnd gelegenheit haben zur Hoffart / vnd können vom Sathan leicht verblendet werden / das sie vergessen / das sie Menschen vnd sterblich sind / sich jhrer Hoheit vnd Gewalt vberheben / vnd etwas thun vnd fürnehmen / darumb sie sich an Gott vnd jhrem Nechsten gröblich vergreiffen vnd versündigen. Daher lesen wir vom Mose im 90. Psalm / das er Gott gebeten vudPsalm. 90. vnd 39. also angeruffen habe: Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug werdẽ. Vnd David betet vnd spricht im 39. Psalm: HErr lehre doch mich / daß ein ende mit mir haben mus / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon mus. Den Vnterthanen dienet diese erinnerung / sich darbey auch rechter pflicht vnd gebühr zubescheiden / das sie / in betrachtung solcher Sterbligkeit / deren auch jhre Fürsten vnd Herren vnterworffen sind / jhre Herren nicht gar zu hoch vnd vber diesen Stand hinauß erheben / lauter Abgötter aus jhnen machen / vnd was von jhnen jrgend mag / auch böses / gewaltsames vnnd vnrechtes gesagt vnd geordenet werden / schlecht alles für Heiligthumb anbeten / vnd es dafür halten / als sey es vom Himmel herab geredet: Sonderen erinneren sich dessen / was David selbesten / auch ein König vnd Herr des Volckes Gottes / geschrieben hat

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0043"/>
fromme Fürst ein lange
                     zeit bey seinem Slaffbette einen Sarck stehent gehabt / daraus erscheinet ja
                     gnug / das ein recht Christliches / Gottfürchtiges vnd demütiges Hertz in jhme
                     müsse gewesen sein / vnd das er sich seines hohen Standes nach der Lehre Syr. am
                     10. Cap. nicht vber hoben / sonderen sich für einen sterblichen Menschen erkant
                     / vnd stets mit sterbens gedancken müsse vmbgegangen sein. Solches ist zwar <hi rendition="#i">in genere</hi> an allen Menschen / <hi rendition="#i">in
                         Specie</hi> aber an hohen Fürstlichen Personen noch viel mehr zu loben /
                     Dann dieselben sonst mehr vr sach vnd gelegenheit haben zur Hoffart / vnd können
                     vom Sathan leicht verblendet werden / das sie vergessen / das sie Menschen vnd
                     sterblich sind / sich jhrer Hoheit vnd Gewalt vberheben / vnd etwas thun vnd
                     fürnehmen / darumb sie sich an Gott vnd jhrem Nechsten gröblich vergreiffen vnd
                     versündigen. Daher lesen wir vom Mose im 90. Psalm / das er Gott gebeten
                         vud<note place="right">Psalm. 90. vnd 39.</note> also angeruffen
                     habe: Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug werde&#x0303;. Vnd David betet vnd spricht im 39. Psalm: HErr lehre doch mich
                     / daß ein ende mit mir haben mus / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon
                     mus. Den Vnterthanen dienet diese erinnerung / sich darbey auch rechter pflicht
                     vnd gebühr zubescheiden / das sie / in betrachtung solcher Sterbligkeit / deren
                     auch jhre Fürsten vnd Herren vnterworffen sind / jhre Herren nicht gar zu hoch
                     vnd vber diesen Stand hinauß erheben / lauter Abgötter aus jhnen machen / vnd
                     was von jhnen jrgend mag / auch böses / gewaltsames vnnd vnrechtes gesagt vnd
                     geordenet werden / schlecht alles für Heiligthumb anbeten / vnd es dafür halten
                     / als sey es vom Himmel herab geredet: Sonderen erinneren sich dessen / was
                     David selbesten / auch ein König vnd Herr des Volckes Gottes / geschrieben hat
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0043] fromme Fürst ein lange zeit bey seinem Slaffbette einen Sarck stehent gehabt / daraus erscheinet ja gnug / das ein recht Christliches / Gottfürchtiges vnd demütiges Hertz in jhme müsse gewesen sein / vnd das er sich seines hohen Standes nach der Lehre Syr. am 10. Cap. nicht vber hoben / sonderen sich für einen sterblichen Menschen erkant / vnd stets mit sterbens gedancken müsse vmbgegangen sein. Solches ist zwar in genere an allen Menschen / in Specie aber an hohen Fürstlichen Personen noch viel mehr zu loben / Dann dieselben sonst mehr vr sach vnd gelegenheit haben zur Hoffart / vnd können vom Sathan leicht verblendet werden / das sie vergessen / das sie Menschen vnd sterblich sind / sich jhrer Hoheit vnd Gewalt vberheben / vnd etwas thun vnd fürnehmen / darumb sie sich an Gott vnd jhrem Nechsten gröblich vergreiffen vnd versündigen. Daher lesen wir vom Mose im 90. Psalm / das er Gott gebeten vud also angeruffen habe: Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug werdẽ. Vnd David betet vnd spricht im 39. Psalm: HErr lehre doch mich / daß ein ende mit mir haben mus / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon mus. Den Vnterthanen dienet diese erinnerung / sich darbey auch rechter pflicht vnd gebühr zubescheiden / das sie / in betrachtung solcher Sterbligkeit / deren auch jhre Fürsten vnd Herren vnterworffen sind / jhre Herren nicht gar zu hoch vnd vber diesen Stand hinauß erheben / lauter Abgötter aus jhnen machen / vnd was von jhnen jrgend mag / auch böses / gewaltsames vnnd vnrechtes gesagt vnd geordenet werden / schlecht alles für Heiligthumb anbeten / vnd es dafür halten / als sey es vom Himmel herab geredet: Sonderen erinneren sich dessen / was David selbesten / auch ein König vnd Herr des Volckes Gottes / geschrieben hat Psalm. 90. vnd 39.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/43
Zitationshilfe: Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/43>, abgerufen am 21.11.2024.