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Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

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und Theorie des Himmels.
und die entferneteren von leichterer Materie zusam-
mengesetzt wären. Allein die Unzulänglichkeit ei-
ner solchen Erklärung einzusehen, erfordert nicht
eben viel Nachsinnen. Ein Planet, z. E. unsere
Erde, ist aus sehr weit von einander unterschiede-
nen Gattungen Materie zusammen gesetzt; unter
diesen war es nun nöthig, daß die leichteren, die
durch die gleiche Wirkung der Sonne mehr durch-
drungen und bewegt werden, deren Zusammensatz
ein Verhältniß zu der Wärme hat, womit ihre
Strahlen wirken, auf der Oberfläche ausgebreitet
seyn musten; allein daß die Mischung der übrigen
Materien, im Ganzen des Klumpens, diese Bezie-
hung haben müssen, erhellet hieraus gar nicht;
weil die Sonne auf das innere der Planeten gar
keine Wirkung thut. Newton befurchte, wenn
die Erde bis zu der Nähe des Merkurs in den Strah-
len der Sonne versenket würde, so dürfte sie wie
ein Comet brennen, und ihre Materie nicht genug-
same Feuerbeständigkeit haben, um durch diese Hi-
tze nicht zerstreuet zu werden. Allein, um wie viel-
mehr müste der Sonnen eigene Materie selber, wel-
che doch 4mal leichter, als die ist, daraus die Er-
de besteht, von dieser Gluth zerstöret werden; oder
warum ist der Mond zweymal dichter, als die Er-
de, da er doch mit dieser in eben demselben Abstan-
de von der Sonne schwebet. Man kan also die
proportionirten Dichtigkeiten nicht der Verhältniß
zu der Sonnenwärme zuschreiben, ohne sich in die
grösseste Widersprüche zu verwickeln. Man siehet
vielmehr eine Ursache, die die Oerter der Planeten

nach
C 5

und Theorie des Himmels.
und die entferneteren von leichterer Materie zuſam-
mengeſetzt waͤren. Allein die Unzulaͤnglichkeit ei-
ner ſolchen Erklaͤrung einzuſehen, erfordert nicht
eben viel Nachſinnen. Ein Planet, z. E. unſere
Erde, iſt aus ſehr weit von einander unterſchiede-
nen Gattungen Materie zuſammen geſetzt; unter
dieſen war es nun noͤthig, daß die leichteren, die
durch die gleiche Wirkung der Sonne mehr durch-
drungen und bewegt werden, deren Zuſammenſatz
ein Verhaͤltniß zu der Waͤrme hat, womit ihre
Strahlen wirken, auf der Oberflaͤche ausgebreitet
ſeyn muſten; allein daß die Miſchung der uͤbrigen
Materien, im Ganzen des Klumpens, dieſe Bezie-
hung haben muͤſſen, erhellet hieraus gar nicht;
weil die Sonne auf das innere der Planeten gar
keine Wirkung thut. Newton befurchte, wenn
die Erde bis zu der Naͤhe des Merkurs in den Strah-
len der Sonne verſenket wuͤrde, ſo duͤrfte ſie wie
ein Comet brennen, und ihre Materie nicht genug-
ſame Feuerbeſtaͤndigkeit haben, um durch dieſe Hi-
tze nicht zerſtreuet zu werden. Allein, um wie viel-
mehr muͤſte der Sonnen eigene Materie ſelber, wel-
che doch 4mal leichter, als die iſt, daraus die Er-
de beſteht, von dieſer Gluth zerſtoͤret werden; oder
warum iſt der Mond zweymal dichter, als die Er-
de, da er doch mit dieſer in eben demſelben Abſtan-
de von der Sonne ſchwebet. Man kan alſo die
proportionirten Dichtigkeiten nicht der Verhaͤltniß
zu der Sonnenwaͤrme zuſchreiben, ohne ſich in die
groͤſſeſte Widerſpruͤche zu verwickeln. Man ſiehet
vielmehr eine Urſache, die die Oerter der Planeten

nach
C 5
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[41/0109] und Theorie des Himmels. und die entferneteren von leichterer Materie zuſam- mengeſetzt waͤren. Allein die Unzulaͤnglichkeit ei- ner ſolchen Erklaͤrung einzuſehen, erfordert nicht eben viel Nachſinnen. Ein Planet, z. E. unſere Erde, iſt aus ſehr weit von einander unterſchiede- nen Gattungen Materie zuſammen geſetzt; unter dieſen war es nun noͤthig, daß die leichteren, die durch die gleiche Wirkung der Sonne mehr durch- drungen und bewegt werden, deren Zuſammenſatz ein Verhaͤltniß zu der Waͤrme hat, womit ihre Strahlen wirken, auf der Oberflaͤche ausgebreitet ſeyn muſten; allein daß die Miſchung der uͤbrigen Materien, im Ganzen des Klumpens, dieſe Bezie- hung haben muͤſſen, erhellet hieraus gar nicht; weil die Sonne auf das innere der Planeten gar keine Wirkung thut. Newton befurchte, wenn die Erde bis zu der Naͤhe des Merkurs in den Strah- len der Sonne verſenket wuͤrde, ſo duͤrfte ſie wie ein Comet brennen, und ihre Materie nicht genug- ſame Feuerbeſtaͤndigkeit haben, um durch dieſe Hi- tze nicht zerſtreuet zu werden. Allein, um wie viel- mehr muͤſte der Sonnen eigene Materie ſelber, wel- che doch 4mal leichter, als die iſt, daraus die Er- de beſteht, von dieſer Gluth zerſtoͤret werden; oder warum iſt der Mond zweymal dichter, als die Er- de, da er doch mit dieſer in eben demſelben Abſtan- de von der Sonne ſchwebet. Man kan alſo die proportionirten Dichtigkeiten nicht der Verhaͤltniß zu der Sonnenwaͤrme zuſchreiben, ohne ſich in die groͤſſeſte Widerſpruͤche zu verwickeln. Man ſiehet vielmehr eine Urſache, die die Oerter der Planeten nach C 5

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/109>, abgerufen am 21.11.2024.