Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.Allgemeine Naturgeschichte uns begnügen, überhaupt die Zusammensetzung desSaturnischen Ringes, die dessen Zerstörung vor- beugt, und ihn durch freye Bewegungen schwebend erhält, mit gutem Grunde der Wahrscheinlichkeit errathen zu haben. Diese Muthmassung vergnüget mich nicht we- Werk- (*) Nachdem ich dieses aufgesetzet; finde ich in den
Memoires der königl. Academie der Wissenschaf- ten zu Paris vom Jahre 1705. in einer Abhand- lung des Herrn Caßini, von den Trabanten und dem Ringe des Saturns, auf der 571sten Sei- te des zweyten Theils der v. Steinwehrschen Ue- bersetzung, eine Bestätigung dieser Vermuthung, die fast keinen Zweifel ihrer Richtigkeit mehr übrig läßt. Nachdem Herr Caßini einen Gedanken vorgetragen, der gewisser massen eine kleine An- näherung zu derjenigen Warheit hätte seyn kön- nen, die wir herausgebracht haben, ob er gleich an sich unwahrscheinlich ist: nemlich, daß viel- leicht dieser Ring ein Schwarm kleiner Trabanten seyn möchte, die vom Saturn aus, eben so anzu- se- Allgemeine Naturgeſchichte uns begnuͤgen, uͤberhaupt die Zuſammenſetzung desSaturniſchen Ringes, die deſſen Zerſtoͤrung vor- beugt, und ihn durch freye Bewegungen ſchwebend erhaͤlt, mit gutem Grunde der Wahrſcheinlichkeit errathen zu haben. Dieſe Muthmaſſung vergnuͤget mich nicht we- Werk- (*) Nachdem ich dieſes aufgeſetzet; finde ich in den
Memoires der koͤnigl. Academie der Wiſſenſchaf- ten zu Paris vom Jahre 1705. in einer Abhand- lung des Herrn Caßini, von den Trabanten und dem Ringe des Saturns, auf der 571ſten Sei- te des zweyten Theils der v. Steinwehrſchen Ue- berſetzung, eine Beſtaͤtigung dieſer Vermuthung, die faſt keinen Zweifel ihrer Richtigkeit mehr uͤbrig laͤßt. Nachdem Herr Caßini einen Gedanken vorgetragen, der gewiſſer maſſen eine kleine An- naͤherung zu derjenigen Warheit haͤtte ſeyn koͤn- nen, die wir herausgebracht haben, ob er gleich an ſich unwahrſcheinlich iſt: nemlich, daß viel- leicht dieſer Ring ein Schwarm kleiner Trabanten ſeyn moͤchte, die vom Saturn aus, eben ſo anzu- ſe- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0158" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Naturgeſchichte</hi></fw><lb/> uns begnuͤgen, uͤberhaupt die Zuſammenſetzung des<lb/> Saturniſchen Ringes, die deſſen Zerſtoͤrung vor-<lb/> beugt, und ihn durch freye Bewegungen ſchwebend<lb/> erhaͤlt, mit gutem Grunde der Wahrſcheinlichkeit<lb/> errathen zu haben.</p><lb/> <p>Dieſe Muthmaſſung vergnuͤget mich nicht we-<lb/> nig, vermittelſt der Hoffnung, ſelbige noch wohl<lb/> dereinſt durch wirkliche Beobachtungen beſtaͤtiget<lb/> zu ſehen. Vor einigen Jahren verlautete aus Lon-<lb/> don, daß, indem man mit einem neuen, vom<lb/> Herrn <hi rendition="#fr">Bradley</hi> verbeſſerten Newtoniſchen Sehroh-<lb/> re, den Saturn beobachtete, es geſchienen habe,<lb/> ſein Ring ſey eigentlich eine Zuſammenſetzung von<lb/> vielen concentriſchen Ringen, welche durch Zwi-<lb/> ſchenraͤume abgeſondert waͤren. Dieſe Nachricht<lb/> iſt ſeitdem nicht fortgeſetzet worden <note xml:id="seg2pn_6_1" next="#seg2pn_6_2" place="foot" n="(*)">Nachdem ich dieſes aufgeſetzet; finde ich in den<lb/><hi rendition="#aq">Memoires</hi> der koͤnigl. Academie der Wiſſenſchaf-<lb/> ten zu Paris vom Jahre 1705. in einer Abhand-<lb/> lung des Herrn <hi rendition="#fr">Caßini, von den Trabanten und<lb/> dem Ringe des Saturns,</hi> auf der 571ſten Sei-<lb/> te des zweyten Theils der v. Steinwehrſchen Ue-<lb/> berſetzung, eine Beſtaͤtigung dieſer Vermuthung,<lb/> die faſt keinen Zweifel ihrer Richtigkeit mehr uͤbrig<lb/> laͤßt. Nachdem Herr <hi rendition="#fr">Caßini</hi> einen Gedanken<lb/> vorgetragen, der gewiſſer maſſen eine kleine An-<lb/> naͤherung zu derjenigen Warheit haͤtte ſeyn koͤn-<lb/> nen, die wir herausgebracht haben, ob er gleich<lb/> an ſich unwahrſcheinlich iſt: nemlich, daß viel-<lb/> leicht dieſer Ring ein Schwarm kleiner Trabanten<lb/> ſeyn moͤchte, die vom Saturn aus, eben ſo anzu-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſe-</fw></note>. Die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Werk-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0158]
Allgemeine Naturgeſchichte
uns begnuͤgen, uͤberhaupt die Zuſammenſetzung des
Saturniſchen Ringes, die deſſen Zerſtoͤrung vor-
beugt, und ihn durch freye Bewegungen ſchwebend
erhaͤlt, mit gutem Grunde der Wahrſcheinlichkeit
errathen zu haben.
Dieſe Muthmaſſung vergnuͤget mich nicht we-
nig, vermittelſt der Hoffnung, ſelbige noch wohl
dereinſt durch wirkliche Beobachtungen beſtaͤtiget
zu ſehen. Vor einigen Jahren verlautete aus Lon-
don, daß, indem man mit einem neuen, vom
Herrn Bradley verbeſſerten Newtoniſchen Sehroh-
re, den Saturn beobachtete, es geſchienen habe,
ſein Ring ſey eigentlich eine Zuſammenſetzung von
vielen concentriſchen Ringen, welche durch Zwi-
ſchenraͤume abgeſondert waͤren. Dieſe Nachricht
iſt ſeitdem nicht fortgeſetzet worden (*). Die
Werk-
(*) Nachdem ich dieſes aufgeſetzet; finde ich in den
Memoires der koͤnigl. Academie der Wiſſenſchaf-
ten zu Paris vom Jahre 1705. in einer Abhand-
lung des Herrn Caßini, von den Trabanten und
dem Ringe des Saturns, auf der 571ſten Sei-
te des zweyten Theils der v. Steinwehrſchen Ue-
berſetzung, eine Beſtaͤtigung dieſer Vermuthung,
die faſt keinen Zweifel ihrer Richtigkeit mehr uͤbrig
laͤßt. Nachdem Herr Caßini einen Gedanken
vorgetragen, der gewiſſer maſſen eine kleine An-
naͤherung zu derjenigen Warheit haͤtte ſeyn koͤn-
nen, die wir herausgebracht haben, ob er gleich
an ſich unwahrſcheinlich iſt: nemlich, daß viel-
leicht dieſer Ring ein Schwarm kleiner Trabanten
ſeyn moͤchte, die vom Saturn aus, eben ſo anzu-
ſe-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |