Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

und Theorie des Himmels.
nungskraft, und mit einer Schnelligkeit, welche
durch keinen Widerstand des Mittelraums geschwä-
chet wird, |in dieselben weiten Räume wiederum
ausbreiten und zerstreuen, welche sie vor der ersten
Bildung der Natur eingenommen hatten, um,
nachdem die Hestigkeit des Ceutralfeuers durch ei-
ne beynahe gänzliche Zerstreuung ihrer Masse ge-
dämpfet werden, durch Verbindung der Attra-
ctions- und Zurückstossungskräfte, die alten Zeugun-
gen und systematisch beziehende Bewegungen, mit
nicht minderer Regelmäßigkeit zu wiederholen und
ein neues Weltgebäude darzustellen. Wenn denn
ein besonderes Planetensystem auf diese Weise in
Verfall gerathen und durch wesentliche Kräfte sich
daraus wiederum hergestellet hat, wenn es wohl
gar dieses Spiel mehr wie einmal wiederholet; so
wird endlich die Periode herannahen, die auf gleiche
Weise das grosse System, darinn die Fixsterne
Glieder seyn, durch den Verfall ihrer Bewegungen,
in einem Choas versamlen wird. Man wird hier
noch weniger zweifeln, daß die Vereinigung einer so
unendlichen Menge Feuerschätze, als diese brennen-
den Sonnen sind, zusammt dem Gefolge ihrer Pla-
neten den Stoff ihrer Massen durch die unnenbare
Glut aufgelöset, in den alten Raum ihrer Bil-
dungssphäre zerstreuen und daselbst die Materialien
zu neuen Bildungen durch dieselbe mechanische Ge-
setze hergeben werden, woraus wiederum der öde
Raum mit Welten und Systemen kan belebet wer-
den. Wenn wir denn diesen Phönix der Natur,
der sich nur darum verbrennet, um aus seiner Asche

wie-

und Theorie des Himmels.
nungskraft, und mit einer Schnelligkeit, welche
durch keinen Widerſtand des Mittelraums geſchwaͤ-
chet wird, |in dieſelben weiten Raͤume wiederum
ausbreiten und zerſtreuen, welche ſie vor der erſten
Bildung der Natur eingenommen hatten, um,
nachdem die Heſtigkeit des Ceutralfeuers durch ei-
ne beynahe gaͤnzliche Zerſtreuung ihrer Maſſe ge-
daͤmpfet werden, durch Verbindung der Attra-
ctions- und Zuruͤckſtoſſungskraͤfte, die alten Zeugun-
gen und ſyſtematiſch beziehende Bewegungen, mit
nicht minderer Regelmaͤßigkeit zu wiederholen und
ein neues Weltgebaͤude darzuſtellen. Wenn denn
ein beſonderes Planetenſyſtem auf dieſe Weiſe in
Verfall gerathen und durch weſentliche Kraͤfte ſich
daraus wiederum hergeſtellet hat, wenn es wohl
gar dieſes Spiel mehr wie einmal wiederholet; ſo
wird endlich die Periode herannahen, die auf gleiche
Weiſe das groſſe Syſtem, darinn die Fixſterne
Glieder ſeyn, durch den Verfall ihrer Bewegungen,
in einem Choas verſamlen wird. Man wird hier
noch weniger zweifeln, daß die Vereinigung einer ſo
unendlichen Menge Feuerſchaͤtze, als dieſe brennen-
den Sonnen ſind, zuſammt dem Gefolge ihrer Pla-
neten den Stoff ihrer Maſſen durch die unnenbare
Glut aufgeloͤſet, in den alten Raum ihrer Bil-
dungsſphaͤre zerſtreuen und daſelbſt die Materialien
zu neuen Bildungen durch dieſelbe mechaniſche Ge-
ſetze hergeben werden, woraus wiederum der oͤde
Raum mit Welten und Syſtemen kan belebet wer-
den. Wenn wir denn dieſen Phoͤnix der Natur,
der ſich nur darum verbrennet, um aus ſeiner Aſche

wie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0193" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Theorie des Himmels.</hi></fw><lb/>
nungskraft, und mit einer Schnelligkeit, welche<lb/>
durch keinen Wider&#x017F;tand des Mittelraums ge&#x017F;chwa&#x0364;-<lb/>
chet wird, |in die&#x017F;elben weiten Ra&#x0364;ume wiederum<lb/>
ausbreiten und zer&#x017F;treuen, welche &#x017F;ie vor der er&#x017F;ten<lb/>
Bildung der Natur eingenommen hatten, um,<lb/>
nachdem die He&#x017F;tigkeit des Ceutralfeuers durch ei-<lb/>
ne beynahe ga&#x0364;nzliche Zer&#x017F;treuung ihrer Ma&#x017F;&#x017F;e ge-<lb/>
da&#x0364;mpfet werden, durch Verbindung der Attra-<lb/>
ctions- und Zuru&#x0364;ck&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ungskra&#x0364;fte, die alten Zeugun-<lb/>
gen und &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;ch beziehende Bewegungen, mit<lb/>
nicht minderer Regelma&#x0364;ßigkeit zu wiederholen und<lb/>
ein neues Weltgeba&#x0364;ude darzu&#x017F;tellen. Wenn denn<lb/>
ein be&#x017F;onderes Planeten&#x017F;y&#x017F;tem auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e in<lb/>
Verfall gerathen und durch we&#x017F;entliche Kra&#x0364;fte &#x017F;ich<lb/>
daraus wiederum herge&#x017F;tellet hat, wenn es wohl<lb/>
gar die&#x017F;es Spiel mehr wie einmal wiederholet; &#x017F;o<lb/>
wird endlich die Periode herannahen, die auf gleiche<lb/>
Wei&#x017F;e das gro&#x017F;&#x017F;e Sy&#x017F;tem, darinn die Fix&#x017F;terne<lb/>
Glieder &#x017F;eyn, durch den Verfall ihrer Bewegungen,<lb/>
in einem Choas ver&#x017F;amlen wird. Man wird hier<lb/>
noch weniger zweifeln, daß die Vereinigung einer &#x017F;o<lb/>
unendlichen Menge Feuer&#x017F;cha&#x0364;tze, als die&#x017F;e brennen-<lb/>
den Sonnen &#x017F;ind, zu&#x017F;ammt dem Gefolge ihrer Pla-<lb/>
neten den Stoff ihrer Ma&#x017F;&#x017F;en durch die unnenbare<lb/>
Glut aufgelo&#x0364;&#x017F;et, in den alten Raum ihrer Bil-<lb/>
dungs&#x017F;pha&#x0364;re zer&#x017F;treuen und da&#x017F;elb&#x017F;t die Materialien<lb/>
zu neuen Bildungen durch die&#x017F;elbe mechani&#x017F;che Ge-<lb/>
&#x017F;etze hergeben werden, woraus wiederum der o&#x0364;de<lb/>
Raum mit Welten und Sy&#x017F;temen kan belebet wer-<lb/>
den. Wenn wir denn die&#x017F;en Pho&#x0364;nix der Natur,<lb/>
der &#x017F;ich nur darum verbrennet, um aus &#x017F;einer A&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0193] und Theorie des Himmels. nungskraft, und mit einer Schnelligkeit, welche durch keinen Widerſtand des Mittelraums geſchwaͤ- chet wird, |in dieſelben weiten Raͤume wiederum ausbreiten und zerſtreuen, welche ſie vor der erſten Bildung der Natur eingenommen hatten, um, nachdem die Heſtigkeit des Ceutralfeuers durch ei- ne beynahe gaͤnzliche Zerſtreuung ihrer Maſſe ge- daͤmpfet werden, durch Verbindung der Attra- ctions- und Zuruͤckſtoſſungskraͤfte, die alten Zeugun- gen und ſyſtematiſch beziehende Bewegungen, mit nicht minderer Regelmaͤßigkeit zu wiederholen und ein neues Weltgebaͤude darzuſtellen. Wenn denn ein beſonderes Planetenſyſtem auf dieſe Weiſe in Verfall gerathen und durch weſentliche Kraͤfte ſich daraus wiederum hergeſtellet hat, wenn es wohl gar dieſes Spiel mehr wie einmal wiederholet; ſo wird endlich die Periode herannahen, die auf gleiche Weiſe das groſſe Syſtem, darinn die Fixſterne Glieder ſeyn, durch den Verfall ihrer Bewegungen, in einem Choas verſamlen wird. Man wird hier noch weniger zweifeln, daß die Vereinigung einer ſo unendlichen Menge Feuerſchaͤtze, als dieſe brennen- den Sonnen ſind, zuſammt dem Gefolge ihrer Pla- neten den Stoff ihrer Maſſen durch die unnenbare Glut aufgeloͤſet, in den alten Raum ihrer Bil- dungsſphaͤre zerſtreuen und daſelbſt die Materialien zu neuen Bildungen durch dieſelbe mechaniſche Ge- ſetze hergeben werden, woraus wiederum der oͤde Raum mit Welten und Syſtemen kan belebet wer- den. Wenn wir denn dieſen Phoͤnix der Natur, der ſich nur darum verbrennet, um aus ſeiner Aſche wie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/193
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/193>, abgerufen am 21.11.2024.