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Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.

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Allgemeine Naturgeschichte
System ausmachen, dessen Mittelpunkt die Son-
ne ist, gegen welche sich alles senkt, um welche ih-
re Bewegungen gehen, und von welcher sie alle er-
leuchtet, erwärmet und belebet werden; daß end-
lich die Fixsterne als eben so viel Sonnen, Mittel-
punkte von ähnlichen Systemen seyn, in welchen
alles eben so groß und eben so ordentlich als in den
unsrigen eingerichtet seyn mag, und daß der unend-
liche Weltraum von Weltgebäuden wimmele, de-
ren Zahl und Vortreflichkeit ein Verhältniß zur Un-
ermeßlichkeit ihres Schöpfers hat.

Das systematische, welches in der Verbindung
der Planeten, die um ihre Sonnen laufen, statt
fand, verschwand alhier in der Menge der Fixster-
nen, und es schien, als wenn die gesetzmäßige Be-
ziehung, die im Kleinen angetroffen wird, nicht
unter den Gliedern des Weltalls im Grossen herr-
sche; die Fixsterne bekamen kein Gesetz, durch wel-
ches ihre Lagen gegen einander eingeschränket wur-
den, und man sahe sie alle Himmel und aller Him-
mel Himmel ohne Ordnung und ohne Absicht erfül-
len. Seit dem die Wißbegierde des Menschen sich
diese Schranken gesetzet hat, so hat man weiter
nichts gethan, als die Grösse desjenigen daraus
abzunehmen und zu bewundern, der in so unbegreif-
lich grossen Werken sich offenbaret hat.

Dem Herrn Wright von Durham, einem En-
geländer, war es vorbehalten, einen glücklichen
Schritt zu einer Bemerkung zu thun, welche von
ihm selber zu keiner gar zu tüchtigen Absicht ge-

braucht

Allgemeine Naturgeſchichte
Syſtem ausmachen, deſſen Mittelpunkt die Son-
ne iſt, gegen welche ſich alles ſenkt, um welche ih-
re Bewegungen gehen, und von welcher ſie alle er-
leuchtet, erwaͤrmet und belebet werden; daß end-
lich die Fixſterne als eben ſo viel Sonnen, Mittel-
punkte von aͤhnlichen Syſtemen ſeyn, in welchen
alles eben ſo groß und eben ſo ordentlich als in den
unſrigen eingerichtet ſeyn mag, und daß der unend-
liche Weltraum von Weltgebaͤuden wimmele, de-
ren Zahl und Vortreflichkeit ein Verhaͤltniß zur Un-
ermeßlichkeit ihres Schoͤpfers hat.

Das ſyſtematiſche, welches in der Verbindung
der Planeten, die um ihre Sonnen laufen, ſtatt
fand, verſchwand alhier in der Menge der Fixſter-
nen, und es ſchien, als wenn die geſetzmaͤßige Be-
ziehung, die im Kleinen angetroffen wird, nicht
unter den Gliedern des Weltalls im Groſſen herr-
ſche; die Fixſterne bekamen kein Geſetz, durch wel-
ches ihre Lagen gegen einander eingeſchraͤnket wur-
den, und man ſahe ſie alle Himmel und aller Him-
mel Himmel ohne Ordnung und ohne Abſicht erfuͤl-
len. Seit dem die Wißbegierde des Menſchen ſich
dieſe Schranken geſetzet hat, ſo hat man weiter
nichts gethan, als die Groͤſſe desjenigen daraus
abzunehmen und zu bewundern, der in ſo unbegreif-
lich groſſen Werken ſich offenbaret hat.

Dem Herrn Wright von Durham, einem En-
gelaͤnder, war es vorbehalten, einen gluͤcklichen
Schritt zu einer Bemerkung zu thun, welche von
ihm ſelber zu keiner gar zu tuͤchtigen Abſicht ge-

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[2/0070] Allgemeine Naturgeſchichte Syſtem ausmachen, deſſen Mittelpunkt die Son- ne iſt, gegen welche ſich alles ſenkt, um welche ih- re Bewegungen gehen, und von welcher ſie alle er- leuchtet, erwaͤrmet und belebet werden; daß end- lich die Fixſterne als eben ſo viel Sonnen, Mittel- punkte von aͤhnlichen Syſtemen ſeyn, in welchen alles eben ſo groß und eben ſo ordentlich als in den unſrigen eingerichtet ſeyn mag, und daß der unend- liche Weltraum von Weltgebaͤuden wimmele, de- ren Zahl und Vortreflichkeit ein Verhaͤltniß zur Un- ermeßlichkeit ihres Schoͤpfers hat. Das ſyſtematiſche, welches in der Verbindung der Planeten, die um ihre Sonnen laufen, ſtatt fand, verſchwand alhier in der Menge der Fixſter- nen, und es ſchien, als wenn die geſetzmaͤßige Be- ziehung, die im Kleinen angetroffen wird, nicht unter den Gliedern des Weltalls im Groſſen herr- ſche; die Fixſterne bekamen kein Geſetz, durch wel- ches ihre Lagen gegen einander eingeſchraͤnket wur- den, und man ſahe ſie alle Himmel und aller Him- mel Himmel ohne Ordnung und ohne Abſicht erfuͤl- len. Seit dem die Wißbegierde des Menſchen ſich dieſe Schranken geſetzet hat, ſo hat man weiter nichts gethan, als die Groͤſſe desjenigen daraus abzunehmen und zu bewundern, der in ſo unbegreif- lich groſſen Werken ſich offenbaret hat. Dem Herrn Wright von Durham, einem En- gelaͤnder, war es vorbehalten, einen gluͤcklichen Schritt zu einer Bemerkung zu thun, welche von ihm ſelber zu keiner gar zu tuͤchtigen Abſicht ge- braucht

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_naturgeschichte_1755/70>, abgerufen am 27.11.2024.