Kant, Immanuel: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels. Königsberg u. a., 1755.und Theorie des Himmels. unmerkliche Fortrückungen der Sterne beobachtet.Die Alten haben Sterne an gewissen Stellen des Himmels gemerket, und wir sehen neue an andern. Wer weiß, waren es nicht die vorigen, die nur den Ort geändert haben. Die Vortreflichkeit der Werkzeuge und die Vollkommenheit der Sternen- wissenschaft machen uns |gegründete Hoffnung zu Entdeckung so sonderbarer Merkwürdigkeiten (*). Die Glaubwürdigkeit der Sache selber aus den Gründen der Natur und der Analogie unterstützen diese Hoffnung so gut, daß sie die Aufmerksamkeit der Naturforscher reitzen können, sie in Erfüllung zu bringen. Die Milchstrasse ist, so zu sagen, auch der Thier- ster- (*) de la Hire bemerket in den Memoires der Acade-
mie zu Paris vom Jahr 1693, er habe sowohl aus eigenen Beobachtungen, als auch aus Ver- gleichung derselben mit des Ricciolus seinen eine starke Aenderung in den Stellungen der Sterne des Siebengestirns wahrgenommen. und Theorie des Himmels. unmerkliche Fortruͤckungen der Sterne beobachtet.Die Alten haben Sterne an gewiſſen Stellen des Himmels gemerket, und wir ſehen neue an andern. Wer weiß, waren es nicht die vorigen, die nur den Ort geaͤndert haben. Die Vortreflichkeit der Werkzeuge und die Vollkommenheit der Sternen- wiſſenſchaft machen uns |gegruͤndete Hoffnung zu Entdeckung ſo ſonderbarer Merkwuͤrdigkeiten (*). Die Glaubwuͤrdigkeit der Sache ſelber aus den Gruͤnden der Natur und der Analogie unterſtuͤtzen dieſe Hoffnung ſo gut, daß ſie die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher reitzen koͤnnen, ſie in Erfuͤllung zu bringen. Die Milchſtraſſe iſt, ſo zu ſagen, auch der Thier- ſter- (*) de la Hire bemerket in den Memoires der Acade-
mie zu Paris vom Jahr 1693, er habe ſowohl aus eigenen Beobachtungen, als auch aus Ver- gleichung derſelben mit des Ricciolus ſeinen eine ſtarke Aenderung in den Stellungen der Sterne des Siebengeſtirns wahrgenommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Theorie des Himmels.</hi></fw><lb/> unmerkliche Fortruͤckungen der Sterne beobachtet.<lb/> Die Alten haben Sterne an gewiſſen Stellen des<lb/> Himmels gemerket, und wir ſehen neue an andern.<lb/> Wer weiß, waren es nicht die vorigen, die nur den<lb/> Ort geaͤndert haben. Die Vortreflichkeit der<lb/> Werkzeuge und die Vollkommenheit der Sternen-<lb/> wiſſenſchaft machen uns |gegruͤndete Hoffnung zu<lb/> Entdeckung ſo ſonderbarer Merkwuͤrdigkeiten <note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#aq">de la Hire</hi> bemerket in den <hi rendition="#aq">Memoires</hi> der Acade-<lb/> mie zu Paris vom Jahr 1693, er habe ſowohl<lb/> aus eigenen Beobachtungen, als auch aus Ver-<lb/> gleichung derſelben mit des Ricciolus ſeinen eine<lb/> ſtarke Aenderung in den Stellungen der Sterne<lb/> des Siebengeſtirns wahrgenommen.</note>.<lb/> Die Glaubwuͤrdigkeit der Sache ſelber aus den<lb/> Gruͤnden der Natur und der Analogie unterſtuͤtzen<lb/> dieſe Hoffnung ſo gut, daß ſie die Aufmerkſamkeit<lb/> der Naturforſcher reitzen koͤnnen, ſie in Erfuͤllung<lb/> zu bringen.</p><lb/> <p>Die Milchſtraſſe iſt, ſo zu ſagen, auch der Thier-<lb/> kreis neuer Sterne, welche faſt in keiner andern<lb/> Himmelsgegend, als in dieſer, wechſelsweiſe ſich<lb/> ſehen laſſen und verſchwinden. Wenn dieſe Ab-<lb/> wechſelung ihrer Sichtbarkeit von ihrer periodiſchen<lb/> Entfernung und Annaͤherung zu uns herruͤhret, ſo<lb/> ſcheinet wohl aus der angefuͤhrten ſyſtematiſchen<lb/> Verfaſſung der Geſtirne, daß ein ſolches Phaͤno-<lb/> menon mehrentheils nur in dem Bezirk der Milch-<lb/> ſtraſſe muͤſſe geſehen werden. Denn da es Sterne<lb/> ſind, die in ſehr ablangen Kreiſen um andere Fix-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſter-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0079]
und Theorie des Himmels.
unmerkliche Fortruͤckungen der Sterne beobachtet.
Die Alten haben Sterne an gewiſſen Stellen des
Himmels gemerket, und wir ſehen neue an andern.
Wer weiß, waren es nicht die vorigen, die nur den
Ort geaͤndert haben. Die Vortreflichkeit der
Werkzeuge und die Vollkommenheit der Sternen-
wiſſenſchaft machen uns |gegruͤndete Hoffnung zu
Entdeckung ſo ſonderbarer Merkwuͤrdigkeiten (*).
Die Glaubwuͤrdigkeit der Sache ſelber aus den
Gruͤnden der Natur und der Analogie unterſtuͤtzen
dieſe Hoffnung ſo gut, daß ſie die Aufmerkſamkeit
der Naturforſcher reitzen koͤnnen, ſie in Erfuͤllung
zu bringen.
Die Milchſtraſſe iſt, ſo zu ſagen, auch der Thier-
kreis neuer Sterne, welche faſt in keiner andern
Himmelsgegend, als in dieſer, wechſelsweiſe ſich
ſehen laſſen und verſchwinden. Wenn dieſe Ab-
wechſelung ihrer Sichtbarkeit von ihrer periodiſchen
Entfernung und Annaͤherung zu uns herruͤhret, ſo
ſcheinet wohl aus der angefuͤhrten ſyſtematiſchen
Verfaſſung der Geſtirne, daß ein ſolches Phaͤno-
menon mehrentheils nur in dem Bezirk der Milch-
ſtraſſe muͤſſe geſehen werden. Denn da es Sterne
ſind, die in ſehr ablangen Kreiſen um andere Fix-
ſter-
(*) de la Hire bemerket in den Memoires der Acade-
mie zu Paris vom Jahr 1693, er habe ſowohl
aus eigenen Beobachtungen, als auch aus Ver-
gleichung derſelben mit des Ricciolus ſeinen eine
ſtarke Aenderung in den Stellungen der Sterne
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