Das Schema der Substanz ist die Beharrlichkeit des Realen in der Zeit, d. i. die Vorstellung desselben, als eines Substratum der empirischen Zeitbestimmung über- haupt, welches also bleibt, indem alles andre wechselt. (Die Zeit verläuft sich nicht, sondern in ihr verläuft sich das Daseyn des Wandelbaren. Der Zeit also, die selbst unwandelbar und bleibend ist, correspondirt in der Erschei- nung das Unwandelbare im Daseyn, d. i. die Substanz, und blos an ihr kan die Folge und das Zugleichseyn der Erscheinungen der Zeit nach bestimmet werden).
Das Schema der Ursache und der Caussalität eines Dinges überhaupt ist das Reale, worauf, wenn es nach Belieben gesezt wird, iederzeit etwas anderes folgt. Es besteht also in der Succession des Mannigfaltigen, in so fern sie einer Regel unterworfen ist.
Das Schema der Gemeinschaft (Wechselwirkung), oder der wechselseitigen Caussalität der Substanzen in An- sehung ihrer Accidenzen, ist das Zugleichseyn der Bestim- mungen der Einen, mit denen der Anderen, nach einer allgemeinen Regel.
Das Schema der Möglichkeit ist die Zusammenstim- mung der Synthesis verschiedener Vorstellungen mit den Bedingungen der Zeit überhaupt, (z. B. da das entgegen- gesezte in einem Dinge nicht zugleich, sondern nur nach einander seyn kan), also die Bestimmung der Vorstellung eines Dinges zu irgend einer Zeit.
Das
Elementarl. II. Th. Abth. II. Buch. I. Hauptſt.
Das Schema der Subſtanz iſt die Beharrlichkeit des Realen in der Zeit, d. i. die Vorſtellung deſſelben, als eines Subſtratum der empiriſchen Zeitbeſtimmung uͤber- haupt, welches alſo bleibt, indem alles andre wechſelt. (Die Zeit verlaͤuft ſich nicht, ſondern in ihr verlaͤuft ſich das Daſeyn des Wandelbaren. Der Zeit alſo, die ſelbſt unwandelbar und bleibend iſt, correſpondirt in der Erſchei- nung das Unwandelbare im Daſeyn, d. i. die Subſtanz, und blos an ihr kan die Folge und das Zugleichſeyn der Erſcheinungen der Zeit nach beſtimmet werden).
Das Schema der Urſache und der Cauſſalitaͤt eines Dinges uͤberhaupt iſt das Reale, worauf, wenn es nach Belieben geſezt wird, iederzeit etwas anderes folgt. Es beſteht alſo in der Succeſſion des Mannigfaltigen, in ſo fern ſie einer Regel unterworfen iſt.
Das Schema der Gemeinſchaft (Wechſelwirkung), oder der wechſelſeitigen Cauſſalitaͤt der Subſtanzen in An- ſehung ihrer Accidenzen, iſt das Zugleichſeyn der Beſtim- mungen der Einen, mit denen der Anderen, nach einer allgemeinen Regel.
Das Schema der Moͤglichkeit iſt die Zuſammenſtim- mung der Syntheſis verſchiedener Vorſtellungen mit den Bedingungen der Zeit uͤberhaupt, (z. B. da das entgegen- geſezte in einem Dinge nicht zugleich, ſondern nur nach einander ſeyn kan), alſo die Beſtimmung der Vorſtellung eines Dinges zu irgend einer Zeit.
Das
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Elementarl. II. Th. Abth. II. Buch. I. Hauptſt.
Das Schema der Subſtanz iſt die Beharrlichkeit des
Realen in der Zeit, d. i. die Vorſtellung deſſelben, als
eines Subſtratum der empiriſchen Zeitbeſtimmung uͤber-
haupt, welches alſo bleibt, indem alles andre wechſelt.
(Die Zeit verlaͤuft ſich nicht, ſondern in ihr verlaͤuft ſich
das Daſeyn des Wandelbaren. Der Zeit alſo, die ſelbſt
unwandelbar und bleibend iſt, correſpondirt in der Erſchei-
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und blos an ihr kan die Folge und das Zugleichſeyn der
Erſcheinungen der Zeit nach beſtimmet werden).
Das Schema der Urſache und der Cauſſalitaͤt eines
Dinges uͤberhaupt iſt das Reale, worauf, wenn es nach
Belieben geſezt wird, iederzeit etwas anderes folgt. Es
beſteht alſo in der Succeſſion des Mannigfaltigen, in ſo
fern ſie einer Regel unterworfen iſt.
Das Schema der Gemeinſchaft (Wechſelwirkung),
oder der wechſelſeitigen Cauſſalitaͤt der Subſtanzen in An-
ſehung ihrer Accidenzen, iſt das Zugleichſeyn der Beſtim-
mungen der Einen, mit denen der Anderen, nach einer
allgemeinen Regel.
Das Schema der Moͤglichkeit iſt die Zuſammenſtim-
mung der Syntheſis verſchiedener Vorſtellungen mit den
Bedingungen der Zeit uͤberhaupt, (z. B. da das entgegen-
geſezte in einem Dinge nicht zugleich, ſondern nur nach
einander ſeyn kan), alſo die Beſtimmung der Vorſtellung
eines Dinges zu irgend einer Zeit.
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/174>, abgerufen am 23.11.2024.
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