scheint, den vorher eingeschränkten Begriff; so sollten die Categorien in ihrer reinen Bedeutung, ohne alle Bedin- gungen der Sinnlichkeit, von Dingen überhaupt gelten, wie sie sind, anstatt, daß ihre Schemate sie nur vor- stellen, wie sie erscheinen, iene also eine von allen Sche- maten unabhängige und viel weiter erstreckte Bedeutung haben. In der That bleibt den reinen Verstandesbe- griffen allerdings, auch nach Absonderung aller sinnlichen Bedingung, eine, aber nur logische Bedeutung der blossen Einheit der Vorstellungen, denen aber kein Gegenstand, mithin auch keine Bedeutung gegeben wird, die einen Begriff vom Obiect abgeben könte. So würde z. B. Substanz, wenn man die sinnliche Bestimmung der Be- harrlichkeit wegliesse, nichts weiter als ein Etwas bedeu- ten, das als Subiect, (ohne ein Prädicat von etwas an- deren zu seyn) gedacht werden kan. Aus dieser Vorstel- lung kan ich nun nichts machen, indem sie mir gar nicht anzeigt, welche Bestimmungen das Ding hat, welches als ein solches erste Subiect gelten soll. Also sind die Cate- gorien, ohne Schemate, nur Functionen des Verstandes zu Begriffen, stellen aber keinen Gegenstand vor. Diese Bedeutung kommt ihnen von der Sinnlichkeit, die den Verstand realisirt, indem sie ihn zugleich restringirt.
Der
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Vom Schematismus der Categorien.
ſcheint, den vorher eingeſchraͤnkten Begriff; ſo ſollten die Categorien in ihrer reinen Bedeutung, ohne alle Bedin- gungen der Sinnlichkeit, von Dingen uͤberhaupt gelten, wie ſie ſind, anſtatt, daß ihre Schemate ſie nur vor- ſtellen, wie ſie erſcheinen, iene alſo eine von allen Sche- maten unabhaͤngige und viel weiter erſtreckte Bedeutung haben. In der That bleibt den reinen Verſtandesbe- griffen allerdings, auch nach Abſonderung aller ſinnlichen Bedingung, eine, aber nur logiſche Bedeutung der bloſſen Einheit der Vorſtellungen, denen aber kein Gegenſtand, mithin auch keine Bedeutung gegeben wird, die einen Begriff vom Obiect abgeben koͤnte. So wuͤrde z. B. Subſtanz, wenn man die ſinnliche Beſtimmung der Be- harrlichkeit weglieſſe, nichts weiter als ein Etwas bedeu- ten, das als Subiect, (ohne ein Praͤdicat von etwas an- deren zu ſeyn) gedacht werden kan. Aus dieſer Vorſtel- lung kan ich nun nichts machen, indem ſie mir gar nicht anzeigt, welche Beſtimmungen das Ding hat, welches als ein ſolches erſte Subiect gelten ſoll. Alſo ſind die Cate- gorien, ohne Schemate, nur Functionen des Verſtandes zu Begriffen, ſtellen aber keinen Gegenſtand vor. Dieſe Bedeutung kommt ihnen von der Sinnlichkeit, die den Verſtand realiſirt, indem ſie ihn zugleich reſtringirt.
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Vom Schematismus der Categorien.
ſcheint, den vorher eingeſchraͤnkten Begriff; ſo ſollten die
Categorien in ihrer reinen Bedeutung, ohne alle Bedin-
gungen der Sinnlichkeit, von Dingen uͤberhaupt gelten,
wie ſie ſind, anſtatt, daß ihre Schemate ſie nur vor-
ſtellen, wie ſie erſcheinen, iene alſo eine von allen Sche-
maten unabhaͤngige und viel weiter erſtreckte Bedeutung
haben. In der That bleibt den reinen Verſtandesbe-
griffen allerdings, auch nach Abſonderung aller ſinnlichen
Bedingung, eine, aber nur logiſche Bedeutung der bloſſen
Einheit der Vorſtellungen, denen aber kein Gegenſtand,
mithin auch keine Bedeutung gegeben wird, die einen
Begriff vom Obiect abgeben koͤnte. So wuͤrde z. B.
Subſtanz, wenn man die ſinnliche Beſtimmung der Be-
harrlichkeit weglieſſe, nichts weiter als ein Etwas bedeu-
ten, das als Subiect, (ohne ein Praͤdicat von etwas an-
deren zu ſeyn) gedacht werden kan. Aus dieſer Vorſtel-
lung kan ich nun nichts machen, indem ſie mir gar nicht
anzeigt, welche Beſtimmungen das Ding hat, welches als
ein ſolches erſte Subiect gelten ſoll. Alſo ſind die Cate-
gorien, ohne Schemate, nur Functionen des Verſtandes
zu Begriffen, ſtellen aber keinen Gegenſtand vor. Dieſe
Bedeutung kommt ihnen von der Sinnlichkeit, die den
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/177>, abgerufen am 23.11.2024.
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