Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. II. Hauptst.
zur synthetischen Einheit der Erfahrung überhaupt noth- wendig ist.
Das oberste Principium aller synthetischen Urtheile ist also: ein ieder Gegenstand steht unter den nothwendi- gen Bedingungen der synthetischen Einheit des Mannig- faltigen der Anschauung in einer möglichen Erfahrung.
Auf solche Weise sind synthetische Urtheile a priori möglich, wenn wir die formale Bedingungen der Anschau- ung a priori, die Synthesis der Einbildungskraft und die nothwendige Einheit derselben in einer transscendentalen Apperception auf ein mögliches Erfahrungserkentniß über- haupt beziehen, und sagen: die Bedingungen der Mög- lichkeit der Erfahrung überhaupt sind zugleich Bedingun- gen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung, und haben darum obiective Gültigkeit in[ ]einem syntheti- schen Urtheile a priori.
Des Systems der Grundsätze des reinen Verstandes Dritter Abschnitt. Systematische Vorstellung aller synthetischen Grundsätze desselben.
Daß überhaupt irgend wo Grundsätze statt finden, das ist lediglich dem reinen Verstande zuzuschreiben, der nicht allein das Vermögen der Regeln ist, in Ansehung dessen, was geschieht, sondern selbst der Quell der Grund-
sätze,
Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
zur ſynthetiſchen Einheit der Erfahrung uͤberhaupt noth- wendig iſt.
Das oberſte Principium aller ſynthetiſchen Urtheile iſt alſo: ein ieder Gegenſtand ſteht unter den nothwendi- gen Bedingungen der ſynthetiſchen Einheit des Mannig- faltigen der Anſchauung in einer moͤglichen Erfahrung.
Auf ſolche Weiſe ſind ſynthetiſche Urtheile a priori moͤglich, wenn wir die formale Bedingungen der Anſchau- ung a priori, die Syntheſis der Einbildungskraft und die nothwendige Einheit derſelben in einer transſcendentalen Apperception auf ein moͤgliches Erfahrungserkentniß uͤber- haupt beziehen, und ſagen: die Bedingungen der Moͤg- lichkeit der Erfahrung uͤberhaupt ſind zugleich Bedingun- gen der Moͤglichkeit der Gegenſtaͤnde der Erfahrung, und haben darum obiective Guͤltigkeit in[ ]einem ſyntheti- ſchen Urtheile a priori.
Des Syſtems der Grundſaͤtze des reinen Verſtandes Dritter Abſchnitt. Syſtematiſche Vorſtellung aller ſynthetiſchen Grundſaͤtze deſſelben.
Daß uͤberhaupt irgend wo Grundſaͤtze ſtatt finden, das iſt lediglich dem reinen Verſtande zuzuſchreiben, der nicht allein das Vermoͤgen der Regeln iſt, in Anſehung deſſen, was geſchieht, ſondern ſelbſt der Quell der Grund-
ſaͤtze,
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Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
zur ſynthetiſchen Einheit der Erfahrung uͤberhaupt noth-
wendig iſt.
Das oberſte Principium aller ſynthetiſchen Urtheile
iſt alſo: ein ieder Gegenſtand ſteht unter den nothwendi-
gen Bedingungen der ſynthetiſchen Einheit des Mannig-
faltigen der Anſchauung in einer moͤglichen Erfahrung.
Auf ſolche Weiſe ſind ſynthetiſche Urtheile a priori
moͤglich, wenn wir die formale Bedingungen der Anſchau-
ung a priori, die Syntheſis der Einbildungskraft und die
nothwendige Einheit derſelben in einer transſcendentalen
Apperception auf ein moͤgliches Erfahrungserkentniß uͤber-
haupt beziehen, und ſagen: die Bedingungen der Moͤg-
lichkeit der Erfahrung uͤberhaupt ſind zugleich Bedingun-
gen der Moͤglichkeit der Gegenſtaͤnde der Erfahrung,
und haben darum obiective Guͤltigkeit in einem ſyntheti-
ſchen Urtheile a priori.
Des
Syſtems der Grundſaͤtze des reinen Verſtandes
Dritter Abſchnitt.
Syſtematiſche Vorſtellung aller ſynthetiſchen
Grundſaͤtze deſſelben.
Daß uͤberhaupt irgend wo Grundſaͤtze ſtatt finden, das
iſt lediglich dem reinen Verſtande zuzuſchreiben, der
nicht allein das Vermoͤgen der Regeln iſt, in Anſehung
deſſen, was geſchieht, ſondern ſelbſt der Quell der Grund-
ſaͤtze,
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/188>, abgerufen am 27.11.2024.
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