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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781.

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Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. Anhang.
mein innerer Sinn mir darbietet, nemlich das entweder,
was selbst ein Denken, oder mit diesem analogisch ist.
Daher machte Leibnitz aus allen Substanzen, weil er sie
sich als Noümena vorstellete, selbst aus den Bestandthei-
len der Materie, nachdem er ihnen alles, was äussere Re-
lation bedeuten mag, mithin auch die Zusammensetzung,
in Gedanken, genommen hatte, einfache Subiecte mit
Vorstellungskräften begabt, mit einem Worte, Monaden.

4. Materie und Form. Dieses sind zwey Begriffe,
welche aller andern Reflexion zum Grunde gelegt werden,
so sehr sind sie mit iedem Gebrauch des Verstandes un-
zertrenlich verbunden. Der erstere bedeutet das bestim-
bare überhaupt, der zweite dessen Bestimmung, (beides
in transscendentalem Verstande, da man von allem Unter-
schiede dessen, was gegeben wird, und der Art, wie es
bestimt wird, abstrahirt). Die Logiker nanten ehedem
das Allgemeine die Materie, den specifischen Unterschied
aber die Form. In iedem Urtheile kan man die gegebene
Begriffe logische Materie (zum Urtheile), das Verhältniß
derselben (vermittelst der Copula) die Form des Urtheils
nennen. In iedem Wesen sind die Bestandstücke desselben
(essentialia) die Materie, die Art, wie sie in einem Din-
ge verknüpft sind, die wesentliche Form. Auch wurde in
Ansehung der Dinge überhaupt unbegränzte Realität, als
die Materie aller Möglichkeit, Einschränkung derselben
aber (Negation) als dieienige Form angesehen, wodurch

sich

Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. Anhang.
mein innerer Sinn mir darbietet, nemlich das entweder,
was ſelbſt ein Denken, oder mit dieſem analogiſch iſt.
Daher machte Leibnitz aus allen Subſtanzen, weil er ſie
ſich als Noümena vorſtellete, ſelbſt aus den Beſtandthei-
len der Materie, nachdem er ihnen alles, was aͤuſſere Re-
lation bedeuten mag, mithin auch die Zuſammenſetzung,
in Gedanken, genommen hatte, einfache Subiecte mit
Vorſtellungskraͤften begabt, mit einem Worte, Monaden.

4. Materie und Form. Dieſes ſind zwey Begriffe,
welche aller andern Reflexion zum Grunde gelegt werden,
ſo ſehr ſind ſie mit iedem Gebrauch des Verſtandes un-
zertrenlich verbunden. Der erſtere bedeutet das beſtim-
bare uͤberhaupt, der zweite deſſen Beſtimmung, (beides
in transſcendentalem Verſtande, da man von allem Unter-
ſchiede deſſen, was gegeben wird, und der Art, wie es
beſtimt wird, abſtrahirt). Die Logiker nanten ehedem
das Allgemeine die Materie, den ſpecifiſchen Unterſchied
aber die Form. In iedem Urtheile kan man die gegebene
Begriffe logiſche Materie (zum Urtheile), das Verhaͤltniß
derſelben (vermittelſt der Copula) die Form des Urtheils
nennen. In iedem Weſen ſind die Beſtandſtuͤcke deſſelben
(eſſentialia) die Materie, die Art, wie ſie in einem Din-
ge verknuͤpft ſind, die weſentliche Form. Auch wurde in
Anſehung der Dinge uͤberhaupt unbegraͤnzte Realitaͤt, als
die Materie aller Moͤglichkeit, Einſchraͤnkung derſelben
aber (Negation) als dieienige Form angeſehen, wodurch

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[266/0296] Elementarl. II. Th. I. Abth. II. Buch. Anhang. mein innerer Sinn mir darbietet, nemlich das entweder, was ſelbſt ein Denken, oder mit dieſem analogiſch iſt. Daher machte Leibnitz aus allen Subſtanzen, weil er ſie ſich als Noümena vorſtellete, ſelbſt aus den Beſtandthei- len der Materie, nachdem er ihnen alles, was aͤuſſere Re- lation bedeuten mag, mithin auch die Zuſammenſetzung, in Gedanken, genommen hatte, einfache Subiecte mit Vorſtellungskraͤften begabt, mit einem Worte, Monaden. 4. Materie und Form. Dieſes ſind zwey Begriffe, welche aller andern Reflexion zum Grunde gelegt werden, ſo ſehr ſind ſie mit iedem Gebrauch des Verſtandes un- zertrenlich verbunden. Der erſtere bedeutet das beſtim- bare uͤberhaupt, der zweite deſſen Beſtimmung, (beides in transſcendentalem Verſtande, da man von allem Unter- ſchiede deſſen, was gegeben wird, und der Art, wie es beſtimt wird, abſtrahirt). Die Logiker nanten ehedem das Allgemeine die Materie, den ſpecifiſchen Unterſchied aber die Form. In iedem Urtheile kan man die gegebene Begriffe logiſche Materie (zum Urtheile), das Verhaͤltniß derſelben (vermittelſt der Copula) die Form des Urtheils nennen. In iedem Weſen ſind die Beſtandſtuͤcke deſſelben (eſſentialia) die Materie, die Art, wie ſie in einem Din- ge verknuͤpft ſind, die weſentliche Form. Auch wurde in Anſehung der Dinge uͤberhaupt unbegraͤnzte Realitaͤt, als die Materie aller Moͤglichkeit, Einſchraͤnkung derſelben aber (Negation) als dieienige Form angeſehen, wodurch ſich

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/296>, abgerufen am 22.11.2024.