Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
Wir haben vorläufig unsern Zweck schon erreicht: da wir
die transscendentale Begriffe der Vernunft, die sich sonst
gewöhnlich in der Theorie der Philosophen unter andere
mischen, ohne daß diese sie einmal von Verstandesbegriffen
gehörig unterscheiden, aus dieser zweideutigen Lage haben
herausziehen, ihren Ursprung, und dadurch zugleich ihre
bestimte Zahl, über die es gar keine mehr geben kan, an-
geben und sie in einem systematischen Zusammenhange ha-
ben vorstellen können, wodurch ein besonderes Feld vor
die reine Vernunft abgestekt und eingeschränkt wird.

Der
Transscendentalen Dialectik
Zweites Buch.

Von den

dialectischen Schlüssen der reinen
Vernunft.

Man kan sagen: der Gegenstand einer blossen trans-
scendentalen Idee sey etwas, wovon man keinen
Begriff hat, obgleich diese Idee ganz nothwendig in der
Vernunft nach ihren ursprünglichen Gesetzen erzeugt wor-
den. Denn in der That ist auch von einem Gegenstande,
der der Foderung der Vernunft adäquat seyn soll, kein
Verstandesbegriff möglich, d. i. ein solcher, welcher in
einer möglichen Erfahrung gezeigt und anschaulich gemacht

wer-

Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch.
Wir haben vorlaͤufig unſern Zweck ſchon erreicht: da wir
die transſcendentale Begriffe der Vernunft, die ſich ſonſt
gewoͤhnlich in der Theorie der Philoſophen unter andere
miſchen, ohne daß dieſe ſie einmal von Verſtandesbegriffen
gehoͤrig unterſcheiden, aus dieſer zweideutigen Lage haben
herausziehen, ihren Urſprung, und dadurch zugleich ihre
beſtimte Zahl, uͤber die es gar keine mehr geben kan, an-
geben und ſie in einem ſyſtematiſchen Zuſammenhange ha-
ben vorſtellen koͤnnen, wodurch ein beſonderes Feld vor
die reine Vernunft abgeſtekt und eingeſchraͤnkt wird.

Der
Transſcendentalen Dialectik
Zweites Buch.

Von den

dialectiſchen Schluͤſſen der reinen
Vernunft.

Man kan ſagen: der Gegenſtand einer bloſſen trans-
ſcendentalen Idee ſey etwas, wovon man keinen
Begriff hat, obgleich dieſe Idee ganz nothwendig in der
Vernunft nach ihren urſpruͤnglichen Geſetzen erzeugt wor-
den. Denn in der That iſt auch von einem Gegenſtande,
der der Foderung der Vernunft adaͤquat ſeyn ſoll, kein
Verſtandesbegriff moͤglich, d. i. ein ſolcher, welcher in
einer moͤglichen Erfahrung gezeigt und anſchaulich gemacht

wer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0368" n="338"/><fw place="top" type="header">Elementarl. <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</fw><lb/>
Wir haben vorla&#x0364;ufig un&#x017F;ern Zweck &#x017F;chon erreicht: da wir<lb/>
die trans&#x017F;cendentale Begriffe der Vernunft, die &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
gewo&#x0364;hnlich in der Theorie der Philo&#x017F;ophen unter andere<lb/>
mi&#x017F;chen, ohne daß die&#x017F;e &#x017F;ie einmal von Ver&#x017F;tandesbegriffen<lb/>
geho&#x0364;rig unter&#x017F;cheiden, aus die&#x017F;er zweideutigen Lage haben<lb/>
herausziehen, ihren Ur&#x017F;prung, und dadurch zugleich ihre<lb/>
be&#x017F;timte Zahl, u&#x0364;ber die es gar keine mehr geben kan, an-<lb/>
geben und &#x017F;ie in einem &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;chen Zu&#x017F;ammenhange ha-<lb/>
ben vor&#x017F;tellen ko&#x0364;nnen, wodurch ein be&#x017F;onderes Feld vor<lb/>
die reine Vernunft abge&#x017F;tekt und einge&#x017F;chra&#x0364;nkt wird.</p>
                  </div>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head> <hi rendition="#g">Der<lb/><hi rendition="#b">Trans&#x017F;cendentalen Dialectik<lb/>
Zweites Buch.</hi><lb/>
Von den</hi><lb/> <hi rendition="#b">dialecti&#x017F;chen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en der reinen<lb/><hi rendition="#g">Vernunft</hi>.</hi> </head><lb/>
                  <p><hi rendition="#in">M</hi>an kan &#x017F;agen: der Gegen&#x017F;tand einer blo&#x017F;&#x017F;en trans-<lb/>
&#x017F;cendentalen Idee &#x017F;ey etwas, wovon man keinen<lb/>
Begriff hat, obgleich die&#x017F;e Idee ganz nothwendig in der<lb/>
Vernunft nach ihren ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Ge&#x017F;etzen erzeugt wor-<lb/>
den. Denn in der That i&#x017F;t auch von einem Gegen&#x017F;tande,<lb/>
der der Foderung der Vernunft ada&#x0364;quat &#x017F;eyn &#x017F;oll, kein<lb/>
Ver&#x017F;tandesbegriff mo&#x0364;glich, d. i. ein &#x017F;olcher, welcher in<lb/>
einer mo&#x0364;glichen Erfahrung gezeigt und an&#x017F;chaulich gemacht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0368] Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. Wir haben vorlaͤufig unſern Zweck ſchon erreicht: da wir die transſcendentale Begriffe der Vernunft, die ſich ſonſt gewoͤhnlich in der Theorie der Philoſophen unter andere miſchen, ohne daß dieſe ſie einmal von Verſtandesbegriffen gehoͤrig unterſcheiden, aus dieſer zweideutigen Lage haben herausziehen, ihren Urſprung, und dadurch zugleich ihre beſtimte Zahl, uͤber die es gar keine mehr geben kan, an- geben und ſie in einem ſyſtematiſchen Zuſammenhange ha- ben vorſtellen koͤnnen, wodurch ein beſonderes Feld vor die reine Vernunft abgeſtekt und eingeſchraͤnkt wird. Der Transſcendentalen Dialectik Zweites Buch. Von den dialectiſchen Schluͤſſen der reinen Vernunft. Man kan ſagen: der Gegenſtand einer bloſſen trans- ſcendentalen Idee ſey etwas, wovon man keinen Begriff hat, obgleich dieſe Idee ganz nothwendig in der Vernunft nach ihren urſpruͤnglichen Geſetzen erzeugt wor- den. Denn in der That iſt auch von einem Gegenſtande, der der Foderung der Vernunft adaͤquat ſeyn ſoll, kein Verſtandesbegriff moͤglich, d. i. ein ſolcher, welcher in einer moͤglichen Erfahrung gezeigt und anſchaulich gemacht wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/368
Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/368>, abgerufen am 22.11.2024.