gen, von der Seite nach welcher das Bedingte hinliegt an sich selbst nicht unterschieden ist, folglich regressus und progressus im Raume einerley zu seyn scheint. Weil in- dessen ein Theil des Raums nicht durch den andern gege- ben, sondern nur begränzt wird, so müssen wir ieden be- gränzten Raum in so fern auch als bedingt ansehen, der einen andern Raum als die Bedingung seiner Gränze voraus- sezt, und so fortan. In Ansehung der Begränzung ist also der Fortgang im Raume auch ein Regressus, und die transscendentale Idee der absoluten Totalität der Synthe- sis in der Reihe der Bedingungen, trift auch den Raum, und ich kan eben sowol nach der absoluten Totalität der Erscheinung im Raume, als der, in der verflossenen Zeit fragen. Ob aber überall darauf auch eine Antwort mög- lich sey, wird sich künftig bestimmen lassen.
Zweitens, so ist die Realität im Raume, d. i. die Materie, ein Bedingtes, dessen innere Bedingungen seine Theile, und die Theile der Theile die entfernte Bedingun- gen sind, so daß hier eine regressive Synthesis statt findet, deren absolute Totalität die Vernunft fodert, welche nicht anders als durch eine vollendete Theilung, dadurch die Realität der Materie entweder in Nichts oder doch in das, was nicht mehr Materie ist, nemlich das Einfache, ver- schwindet, statt finden kan. Folglich ist hier auch eine Reihe von Bedingungen und ein Fortschritt zum Unbedingten.
Drittens, was die Categorien des realen Verhält- nisses unter den Erscheinungen anlangt, so schickt sich die
Cate-
I. Abſch. Syſtem der cosmologiſchen Ideen.
gen, von der Seite nach welcher das Bedingte hinliegt an ſich ſelbſt nicht unterſchieden iſt, folglich regreſſus und progreſſus im Raume einerley zu ſeyn ſcheint. Weil in- deſſen ein Theil des Raums nicht durch den andern gege- ben, ſondern nur begraͤnzt wird, ſo muͤſſen wir ieden be- graͤnzten Raum in ſo fern auch als bedingt anſehen, der einen andern Raum als die Bedingung ſeiner Graͤnze voraus- ſezt, und ſo fortan. In Anſehung der Begraͤnzung iſt alſo der Fortgang im Raume auch ein Regreſſus, und die transſcendentale Idee der abſoluten Totalitaͤt der Synthe- ſis in der Reihe der Bedingungen, trift auch den Raum, und ich kan eben ſowol nach der abſoluten Totalitaͤt der Erſcheinung im Raume, als der, in der verfloſſenen Zeit fragen. Ob aber uͤberall darauf auch eine Antwort moͤg- lich ſey, wird ſich kuͤnftig beſtimmen laſſen.
Zweitens, ſo iſt die Realitaͤt im Raume, d. i. die Materie, ein Bedingtes, deſſen innere Bedingungen ſeine Theile, und die Theile der Theile die entfernte Bedingun- gen ſind, ſo daß hier eine regreſſive Syntheſis ſtatt findet, deren abſolute Totalitaͤt die Vernunft fodert, welche nicht anders als durch eine vollendete Theilung, dadurch die Realitaͤt der Materie entweder in Nichts oder doch in das, was nicht mehr Materie iſt, nemlich das Einfache, ver- ſchwindet, ſtatt finden kan. Folglich iſt hier auch eine Reihe von Bedingungen und ein Fortſchritt zum Unbedingten.
Drittens, was die Categorien des realen Verhaͤlt- niſſes unter den Erſcheinungen anlangt, ſo ſchickt ſich die
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I. Abſch. Syſtem der cosmologiſchen Ideen.
gen, von der Seite nach welcher das Bedingte hinliegt
an ſich ſelbſt nicht unterſchieden iſt, folglich regreſſus und
progreſſus im Raume einerley zu ſeyn ſcheint. Weil in-
deſſen ein Theil des Raums nicht durch den andern gege-
ben, ſondern nur begraͤnzt wird, ſo muͤſſen wir ieden be-
graͤnzten Raum in ſo fern auch als bedingt anſehen, der einen
andern Raum als die Bedingung ſeiner Graͤnze voraus-
ſezt, und ſo fortan. In Anſehung der Begraͤnzung iſt
alſo der Fortgang im Raume auch ein Regreſſus, und die
transſcendentale Idee der abſoluten Totalitaͤt der Synthe-
ſis in der Reihe der Bedingungen, trift auch den Raum,
und ich kan eben ſowol nach der abſoluten Totalitaͤt der
Erſcheinung im Raume, als der, in der verfloſſenen Zeit
fragen. Ob aber uͤberall darauf auch eine Antwort moͤg-
lich ſey, wird ſich kuͤnftig beſtimmen laſſen.
Zweitens, ſo iſt die Realitaͤt im Raume, d. i. die
Materie, ein Bedingtes, deſſen innere Bedingungen ſeine
Theile, und die Theile der Theile die entfernte Bedingun-
gen ſind, ſo daß hier eine regreſſive Syntheſis ſtatt findet,
deren abſolute Totalitaͤt die Vernunft fodert, welche nicht
anders als durch eine vollendete Theilung, dadurch die
Realitaͤt der Materie entweder in Nichts oder doch in das,
was nicht mehr Materie iſt, nemlich das Einfache, ver-
ſchwindet, ſtatt finden kan. Folglich iſt hier auch eine Reihe
von Bedingungen und ein Fortſchritt zum Unbedingten.
Drittens, was die Categorien des realen Verhaͤlt-
niſſes unter den Erſcheinungen anlangt, ſo ſchickt ſich die
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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