Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst.
Gegensätze, so wie sie sich, durch keine Drohung geschreckt, vor Geschworenen von seinem eigenen Stande (nemlich dem Stande schwacher Menschen) vertheidigen können, auftreten zu lassen.
Der Antinomie der reinen Vernunft Vierter Abschnitt. Von den Transscendentalen Aufgaben der reinen Vernunft, in so fern sie schlechterdings müssen aufgelöset werden können.
Alle Aufgaben auflösen und alle Fragen beantworten zu wollen, würde eine unverschämte Großsprecherey und ein so ausschweifender Eigendünkel seyn, daß man dadurch sich sofort um alles Zutrauen bringen müßte. Gleichwol giebt es Wissenschaften, deren Natur es so mit sich bringt, daß eine iede darin vorkommende Frage, aus dem was man weiß, schlechthin beantwortlich seyn muß, weil die Antwort aus denselben Quellen entspringen muß, daraus die Frage entspringt, und wo es keinesweges er- laubt ist, unvermeidliche Unwissenheit vorzuschützen, son- dern die Auflösung gefodert werden kan. Was in allen möglichen Fällen Recht oder Unrecht sey, muß man der Regel nach wissen können, weil es unsere Verbindlichkeit betrift und wir zu dem, was wir nicht wissen können, auch keine Verbindlichkeit haben. In der Erklärung der
Er-
Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
Gegenſaͤtze, ſo wie ſie ſich, durch keine Drohung geſchreckt, vor Geſchworenen von ſeinem eigenen Stande (nemlich dem Stande ſchwacher Menſchen) vertheidigen koͤnnen, auftreten zu laſſen.
Der Antinomie der reinen Vernunft Vierter Abſchnitt. Von den Transſcendentalen Aufgaben der reinen Vernunft, in ſo fern ſie ſchlechterdings muͤſſen aufgeloͤſet werden koͤnnen.
Alle Aufgaben aufloͤſen und alle Fragen beantworten zu wollen, wuͤrde eine unverſchaͤmte Großſprecherey und ein ſo ausſchweifender Eigenduͤnkel ſeyn, daß man dadurch ſich ſofort um alles Zutrauen bringen muͤßte. Gleichwol giebt es Wiſſenſchaften, deren Natur es ſo mit ſich bringt, daß eine iede darin vorkommende Frage, aus dem was man weiß, ſchlechthin beantwortlich ſeyn muß, weil die Antwort aus denſelben Quellen entſpringen muß, daraus die Frage entſpringt, und wo es keinesweges er- laubt iſt, unvermeidliche Unwiſſenheit vorzuſchuͤtzen, ſon- dern die Aufloͤſung gefodert werden kan. Was in allen moͤglichen Faͤllen Recht oder Unrecht ſey, muß man der Regel nach wiſſen koͤnnen, weil es unſere Verbindlichkeit betrift und wir zu dem, was wir nicht wiſſen koͤnnen, auch keine Verbindlichkeit haben. In der Erklaͤrung der
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
Gegenſaͤtze, ſo wie ſie ſich, durch keine Drohung geſchreckt,
vor Geſchworenen von ſeinem eigenen Stande (nemlich
dem Stande ſchwacher Menſchen) vertheidigen koͤnnen,
auftreten zu laſſen.
Der
Antinomie der reinen Vernunft
Vierter Abſchnitt.
Von den
Transſcendentalen Aufgaben der reinen
Vernunft, in ſo fern ſie ſchlechterdings muͤſſen
aufgeloͤſet werden koͤnnen.
Alle Aufgaben aufloͤſen und alle Fragen beantworten
zu wollen, wuͤrde eine unverſchaͤmte Großſprecherey
und ein ſo ausſchweifender Eigenduͤnkel ſeyn, daß man
dadurch ſich ſofort um alles Zutrauen bringen muͤßte.
Gleichwol giebt es Wiſſenſchaften, deren Natur es ſo mit
ſich bringt, daß eine iede darin vorkommende Frage, aus
dem was man weiß, ſchlechthin beantwortlich ſeyn muß,
weil die Antwort aus denſelben Quellen entſpringen muß,
daraus die Frage entſpringt, und wo es keinesweges er-
laubt iſt, unvermeidliche Unwiſſenheit vorzuſchuͤtzen, ſon-
dern die Aufloͤſung gefodert werden kan. Was in allen
moͤglichen Faͤllen Recht oder Unrecht ſey, muß man der
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betrift und wir zu dem, was wir nicht wiſſen koͤnnen,
auch keine Verbindlichkeit haben. In der Erklaͤrung der
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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