Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptst.
bestimt war. Hieraus entsprang nun der verunglückte on- tologische Beweis, der weder vor den natürlichen und ge- sunden Verstand, noch vor die schulgerechte Prüfung et- was genugthuendes bey sich führet.
Der cosmologische Beweis, den wir iezt untersu- chen wollen, behält die Verknüpfung der absoluten Noth- wendigkeit mit der höchsten Realität bey, aber, anstatt, wie der vorige, von der höchsten Realität auf die Nothwendig- keit im Daseyn zu schliessen, schließt er vielmehr von der, zum voraus gegebenen unbedingten Nothwendigkeit irgend eines Wesens, auf dessen unbegränzte Realität, und bringt so fern alles wenigstens in das Gleiß einer, ich weiß nicht ob vernünftigen, oder vernünftelnden, wenigstens natür- lichen Schlußart, welche nicht allein vor den gemeinen, son- dern auch den speculativen Verstand die meiste Ueberredung bey sich führt, wie sie denn auch sichtbarlich zu allen Be- weisen der natürlichen Theologie die erste Grundlinien zieht, denen man iederzeit nachgegangen ist und ferner nachgehen wird, man mag sie nun durch noch so viel Laubwerk und Schnörkel verzieren und verstecken, als man immer will. Diesen Beweis, den Leibnitz auch den a contingentia mundi nante, wollen wir iezt vor Augen stellen und der Prüfung unterwerfen.
Er lautet also: Wenn etwas existirt, so muß auch ein schlechterdingsnothwendiges Wesen existiren. Nun existire, zum mindesten, ich selbst: also existirt ein abso- lutnothwendiges Wesen. Der Untersatz enthält eine Er-
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptſt.
beſtimt war. Hieraus entſprang nun der verungluͤckte on- tologiſche Beweis, der weder vor den natuͤrlichen und ge- ſunden Verſtand, noch vor die ſchulgerechte Pruͤfung et- was genugthuendes bey ſich fuͤhret.
Der cosmologiſche Beweis, den wir iezt unterſu- chen wollen, behaͤlt die Verknuͤpfung der abſoluten Noth- wendigkeit mit der hoͤchſten Realitaͤt bey, aber, anſtatt, wie der vorige, von der hoͤchſten Realitaͤt auf die Nothwendig- keit im Daſeyn zu ſchlieſſen, ſchließt er vielmehr von der, zum voraus gegebenen unbedingten Nothwendigkeit irgend eines Weſens, auf deſſen unbegraͤnzte Realitaͤt, und bringt ſo fern alles wenigſtens in das Gleiß einer, ich weiß nicht ob vernuͤnftigen, oder vernuͤnftelnden, wenigſtens natuͤr- lichen Schlußart, welche nicht allein vor den gemeinen, ſon- dern auch den ſpeculativen Verſtand die meiſte Ueberredung bey ſich fuͤhrt, wie ſie denn auch ſichtbarlich zu allen Be- weiſen der natuͤrlichen Theologie die erſte Grundlinien zieht, denen man iederzeit nachgegangen iſt und ferner nachgehen wird, man mag ſie nun durch noch ſo viel Laubwerk und Schnoͤrkel verzieren und verſtecken, als man immer will. Dieſen Beweis, den Leibnitz auch den a contingentia mundi nante, wollen wir iezt vor Augen ſtellen und der Pruͤfung unterwerfen.
Er lautet alſo: Wenn etwas exiſtirt, ſo muß auch ein ſchlechterdingsnothwendiges Weſen exiſtiren. Nun exiſtire, zum mindeſten, ich ſelbſt: alſo exiſtirt ein abſo- lutnothwendiges Weſen. Der Unterſatz enthaͤlt eine Er-
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptſt.
beſtimt war. Hieraus entſprang nun der verungluͤckte on-
tologiſche Beweis, der weder vor den natuͤrlichen und ge-
ſunden Verſtand, noch vor die ſchulgerechte Pruͤfung et-
was genugthuendes bey ſich fuͤhret.
Der cosmologiſche Beweis, den wir iezt unterſu-
chen wollen, behaͤlt die Verknuͤpfung der abſoluten Noth-
wendigkeit mit der hoͤchſten Realitaͤt bey, aber, anſtatt, wie
der vorige, von der hoͤchſten Realitaͤt auf die Nothwendig-
keit im Daſeyn zu ſchlieſſen, ſchließt er vielmehr von der,
zum voraus gegebenen unbedingten Nothwendigkeit irgend
eines Weſens, auf deſſen unbegraͤnzte Realitaͤt, und bringt
ſo fern alles wenigſtens in das Gleiß einer, ich weiß nicht
ob vernuͤnftigen, oder vernuͤnftelnden, wenigſtens natuͤr-
lichen Schlußart, welche nicht allein vor den gemeinen, ſon-
dern auch den ſpeculativen Verſtand die meiſte Ueberredung
bey ſich fuͤhrt, wie ſie denn auch ſichtbarlich zu allen Be-
weiſen der natuͤrlichen Theologie die erſte Grundlinien zieht,
denen man iederzeit nachgegangen iſt und ferner nachgehen
wird, man mag ſie nun durch noch ſo viel Laubwerk und
Schnoͤrkel verzieren und verſtecken, als man immer will.
Dieſen Beweis, den Leibnitz auch den a contingentia
mundi nante, wollen wir iezt vor Augen ſtellen und der
Pruͤfung unterwerfen.
Er lautet alſo: Wenn etwas exiſtirt, ſo muß auch
ein ſchlechterdingsnothwendiges Weſen exiſtiren. Nun
exiſtire, zum mindeſten, ich ſelbſt: alſo exiſtirt ein abſo-
lutnothwendiges Weſen. Der Unterſatz enthaͤlt eine Er-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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