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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781.

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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptst.
veranlassende Idee zurück und vermehren den Glauben an
einen höchsten Urheber bis zu einer unwiderstehlichen Ueber-
zeugung.

Es würde daher nicht allein trostlos, sondern auch
ganz umsonst seyn, dem Ansehen dieses Beweises etwas
entziehen zu wollen. Die Vernunft, die durch so mäch-
tige und unter ihren Händen immer wachsende, obzwar
nur empirische Beweisgründe, unablässig gehoben wird,
kan durch keine Zweifel subtiler abgezogener Speculation
so niedergedrükt werden, daß sie nicht aus ieder grübleri-
schen Unentschlossenheit, gleich als aus einem Traume, durch
einen Blick, den sie auf die Wunder der Natur und der
Maiestät des Weltbaues wirft, gerissen werden solte, um
sich von Grösse zu Grösse bis zur allerhöchsten, vom Be-
dingten zur Bedingung, bis zum obersten und unbeding-
ten Urheber zu erheben.

Ob wir aber gleich wider die Vernunftmässigkeit und
Nützlichkeit dieses Verfahrens nichts einzuwenden, sondern
es vielmehr zu empfehlen und aufzumuntern haben, so
können wir darum doch die Ansprüche nicht billigen, wel-
che diese Beweisart auf apodictische Gewißheit und auf
einen, gar keiner Gunst, oder fremder Unterstützung be-
dürftigen Beifall machen möchte und es kan der guten Sa-
che keinesweges schaden, die dogmatische Sprache eines
hohnsprechenden Vernünftlers auf den Ton der Mässigung
und Bescheidenheit, eines zur Beruhigung hinreichenden,
obgleich eben nicht unbedingte Unterwerfung gebietenden

Glau-

Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptſt.
veranlaſſende Idee zuruͤck und vermehren den Glauben an
einen hoͤchſten Urheber bis zu einer unwiderſtehlichen Ueber-
zeugung.

Es wuͤrde daher nicht allein troſtlos, ſondern auch
ganz umſonſt ſeyn, dem Anſehen dieſes Beweiſes etwas
entziehen zu wollen. Die Vernunft, die durch ſo maͤch-
tige und unter ihren Haͤnden immer wachſende, obzwar
nur empiriſche Beweisgruͤnde, unablaͤſſig gehoben wird,
kan durch keine Zweifel ſubtiler abgezogener Speculation
ſo niedergedruͤkt werden, daß ſie nicht aus ieder gruͤbleri-
ſchen Unentſchloſſenheit, gleich als aus einem Traume, durch
einen Blick, den ſie auf die Wunder der Natur und der
Maieſtaͤt des Weltbaues wirft, geriſſen werden ſolte, um
ſich von Groͤſſe zu Groͤſſe bis zur allerhoͤchſten, vom Be-
dingten zur Bedingung, bis zum oberſten und unbeding-
ten Urheber zu erheben.

Ob wir aber gleich wider die Vernunftmaͤſſigkeit und
Nuͤtzlichkeit dieſes Verfahrens nichts einzuwenden, ſondern
es vielmehr zu empfehlen und aufzumuntern haben, ſo
koͤnnen wir darum doch die Anſpruͤche nicht billigen, wel-
che dieſe Beweisart auf apodictiſche Gewißheit und auf
einen, gar keiner Gunſt, oder fremder Unterſtuͤtzung be-
duͤrftigen Beifall machen moͤchte und es kan der guten Sa-
che keinesweges ſchaden, die dogmatiſche Sprache eines
hohnſprechenden Vernuͤnftlers auf den Ton der Maͤſſigung
und Beſcheidenheit, eines zur Beruhigung hinreichenden,
obgleich eben nicht unbedingte Unterwerfung gebietenden

Glau-
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[624/0654] Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. III. Hauptſt. veranlaſſende Idee zuruͤck und vermehren den Glauben an einen hoͤchſten Urheber bis zu einer unwiderſtehlichen Ueber- zeugung. Es wuͤrde daher nicht allein troſtlos, ſondern auch ganz umſonſt ſeyn, dem Anſehen dieſes Beweiſes etwas entziehen zu wollen. Die Vernunft, die durch ſo maͤch- tige und unter ihren Haͤnden immer wachſende, obzwar nur empiriſche Beweisgruͤnde, unablaͤſſig gehoben wird, kan durch keine Zweifel ſubtiler abgezogener Speculation ſo niedergedruͤkt werden, daß ſie nicht aus ieder gruͤbleri- ſchen Unentſchloſſenheit, gleich als aus einem Traume, durch einen Blick, den ſie auf die Wunder der Natur und der Maieſtaͤt des Weltbaues wirft, geriſſen werden ſolte, um ſich von Groͤſſe zu Groͤſſe bis zur allerhoͤchſten, vom Be- dingten zur Bedingung, bis zum oberſten und unbeding- ten Urheber zu erheben. Ob wir aber gleich wider die Vernunftmaͤſſigkeit und Nuͤtzlichkeit dieſes Verfahrens nichts einzuwenden, ſondern es vielmehr zu empfehlen und aufzumuntern haben, ſo koͤnnen wir darum doch die Anſpruͤche nicht billigen, wel- che dieſe Beweisart auf apodictiſche Gewißheit und auf einen, gar keiner Gunſt, oder fremder Unterſtuͤtzung be- duͤrftigen Beifall machen moͤchte und es kan der guten Sa- che keinesweges ſchaden, die dogmatiſche Sprache eines hohnſprechenden Vernuͤnftlers auf den Ton der Maͤſſigung und Beſcheidenheit, eines zur Beruhigung hinreichenden, obgleich eben nicht unbedingte Unterwerfung gebietenden Glau-

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/654>, abgerufen am 22.11.2024.