ganz zu vermeidenden Dunkelheit in der Auflösung desselben, wie ich hoffe, zur Entschuldigung dienen, wenn nur, daß das Princip richtig angegeben worden, klar gnug dargethan ist, gesetzt, die Art das Phänomen der Urtheilskraft davon abzulei[t]en, habe nicht alle Deutlichkeit, die mananderwärts, nämlich von einem Erkenntnis nach Begriffen mit Recht fordern kann, die ich auch im zweyten Theile dieses Werks erreicht zu haben glaube.
Hiemit endige ich also mein ganzes critisches Ge- schäft. Jch werde ungesäumt zum Doctrinalen schrei- ten, um, wo möglich, meinem zunehmenden Alter die dazu noch einigermaßen günstige Zeit noch abzuge- winnen. Es versteht sich von selbst, daß für die Ur- theilskraft darinn kein besonderer Theil sey, weil in Ansehung derselben die Critik statt der Theorie dient, sondern daß, nach der Eintheilung der Philosophie in die theoretische und practische und der reinen in eben solche Theile, die Metaphysik der Natur und die der Sitten jenes Geschäft aus machen werden.
Vorrede.
ganz zu vermeidenden Dunkelheit in der Aufloͤſung deſſelben, wie ich hoffe, zur Entſchuldigung dienen, wenn nur, daß das Princip richtig angegeben worden, klar gnug dargethan iſt, geſetzt, die Art das Phaͤnomen der Urtheilskraft davon abzulei[t]en, habe nicht alle Deutlichkeit, die mananderwaͤrts, naͤmlich von einem Erkenntnis nach Begriffen mit Recht fordern kann, die ich auch im zweyten Theile dieſes Werks erreicht zu haben glaube.
Hiemit endige ich alſo mein ganzes critiſches Ge- ſchaͤft. Jch werde ungeſaͤumt zum Doctrinalen ſchrei- ten, um, wo moͤglich, meinem zunehmenden Alter die dazu noch einigermaßen guͤnſtige Zeit noch abzuge- winnen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß fuͤr die Ur- theilskraft darinn kein beſonderer Theil ſey, weil in Anſehung derſelben die Critik ſtatt der Theorie dient, ſondern daß, nach der Eintheilung der Philoſophie in die theoretiſche und practiſche und der reinen in eben ſolche Theile, die Metaphyſik der Natur und die der Sitten jenes Geſchaͤft aus machen werden.
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[X/0016]
Vorrede.
ganz zu vermeidenden Dunkelheit in der Aufloͤſung
deſſelben, wie ich hoffe, zur Entſchuldigung dienen,
wenn nur, daß das Princip richtig angegeben worden,
klar gnug dargethan iſt, geſetzt, die Art das Phaͤnomen
der Urtheilskraft davon abzuleiten, habe nicht alle
Deutlichkeit, die mananderwaͤrts, naͤmlich von einem
Erkenntnis nach Begriffen mit Recht fordern kann,
die ich auch im zweyten Theile dieſes Werks erreicht
zu haben glaube.
Hiemit endige ich alſo mein ganzes critiſches Ge-
ſchaͤft. Jch werde ungeſaͤumt zum Doctrinalen ſchrei-
ten, um, wo moͤglich, meinem zunehmenden Alter die
dazu noch einigermaßen guͤnſtige Zeit noch abzuge-
winnen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß fuͤr die Ur-
theilskraft darinn kein beſonderer Theil ſey, weil in
Anſehung derſelben die Critik ſtatt der Theorie dient,
ſondern daß, nach der Eintheilung der Philoſophie in
die theoretiſche und practiſche und der reinen in eben
ſolche Theile, die Metaphyſik der Natur und die der
Sitten jenes Geſchaͤft aus machen werden.
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/16>, abgerufen am 04.12.2024.
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