Princip des Mechanisms für unserm theoretischen Ver- nunftgebrauch hat, auch der Beruf: alle Producte und Eräugnisse der Natur, selbst die zweckmäßigsten so weit mechanisch zu erklären, als es immer in unserm Vermö- gen (dessen Schranken wir innerhalb dieser Unter- suchungsart nicht angeben können) steht, dabey aber niemals aus den Augen zu verlieren, daß wir die, welche wir allein unter dem Begriffe vom Zwecke der Vernunft zur Untersuchung selbst auch nur aufstellen können, der wesentlichen Beschaffenheit unserer Vernunft gemäs, jenen mechanischen Ursachen ungeachtet, doch zuletzt der Caussalität nach Zwecken unterordnen müssen.
Methodenlehre der teleologischen Urtheilskraft.
§. 79. Ob die Teleologie, als zur Naturlehre gehö- rend, abgehandelt werden müsse.
Eine jede Wissenschaft muß in der Encyclopädie aller Wissenschaften ihre bestimmte Stelle haben. Jst es eine philosophische Wissenschaft, so muß ihr ihre Stelle in dem thepretischen oder practischen Theil derselben und, hat sie ihren Platz im ersteren, entweder in der Natur- lehre, so fern sie das, was Gegenstand der Erfahrung
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II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
Princip des Mechanisms fuͤr unſerm theoretiſchen Ver- nunftgebrauch hat, auch der Beruf: alle Producte und Eraͤugniſſe der Natur, ſelbſt die zweckmaͤßigſten ſo weit mechaniſch zu erklaͤren, als es immer in unſerm Vermoͤ- gen (deſſen Schranken wir innerhalb dieſer Unter- ſuchungsart nicht angeben koͤnnen) ſteht, dabey aber niemals aus den Augen zu verlieren, daß wir die, welche wir allein unter dem Begriffe vom Zwecke der Vernunft zur Unterſuchung ſelbſt auch nur aufſtellen koͤnnen, der weſentlichen Beſchaffenheit unſerer Vernunft gemaͤs, jenen mechaniſchen Urſachen ungeachtet, doch zuletzt der Cauſſalitaͤt nach Zwecken unterordnen muͤſſen.
Methodenlehre der teleologiſchen Urtheilskraft.
§. 79. Ob die Teleologie, als zur Naturlehre gehoͤ- rend, abgehandelt werden muͤſſe.
Eine jede Wiſſenſchaft muß in der Encyclopaͤdie aller Wiſſenſchaften ihre beſtimmte Stelle haben. Jſt es eine philoſophiſche Wiſſenſchaft, ſo muß ihr ihre Stelle in dem thepretiſchen oder practiſchen Theil derſelben und, hat ſie ihren Platz im erſteren, entweder in der Natur- lehre, ſo fern ſie das, was Gegenſtand der Erfahrung
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II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
Princip des Mechanisms fuͤr unſerm theoretiſchen Ver-
nunftgebrauch hat, auch der Beruf: alle Producte und
Eraͤugniſſe der Natur, ſelbſt die zweckmaͤßigſten ſo weit
mechaniſch zu erklaͤren, als es immer in unſerm Vermoͤ-
gen (deſſen Schranken wir innerhalb dieſer Unter-
ſuchungsart nicht angeben koͤnnen) ſteht, dabey aber
niemals aus den Augen zu verlieren, daß wir die, welche
wir allein unter dem Begriffe vom Zwecke der Vernunft
zur Unterſuchung ſelbſt auch nur aufſtellen koͤnnen, der
weſentlichen Beſchaffenheit unſerer Vernunft gemaͤs,
jenen mechaniſchen Urſachen ungeachtet, doch zuletzt der
Cauſſalitaͤt nach Zwecken unterordnen muͤſſen.
Methodenlehre der teleologiſchen
Urtheilskraft.
§. 79.
Ob die Teleologie, als zur Naturlehre gehoͤ-
rend, abgehandelt werden muͤſſe.
Eine jede Wiſſenſchaft muß in der Encyclopaͤdie
aller Wiſſenſchaften ihre beſtimmte Stelle haben. Jſt es
eine philoſophiſche Wiſſenſchaft, ſo muß ihr ihre Stelle
in dem thepretiſchen oder practiſchen Theil derſelben und,
hat ſie ihren Platz im erſteren, entweder in der Natur-
lehre, ſo fern ſie das, was Gegenſtand der Erfahrung
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/423>, abgerufen am 18.06.2024.
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