Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Erstes Buch. In reichgeseegneter Ader Trug dich, vor deiner Geburt, Ein Berg, den Hakken durchwühlen Gedingt von menschlichem Geiz! Dich bracht auf stürmischer Welle Vielleicht ein schwimmendes Haus Von der barbarischen Küste, Wo Cannibalen ein Lied, Dem Tod im Feuer zu trotzen, An einem hölzernen Spieß Noch singen: daß sie gebraten Des Feindes Brüder auch einst! O du mir köstliche Feder! Dich las ein Mädchen vielleicht Aus einem Bache voll Goldsand, Und sagte seufzend dabey: "Wo bleibt der liebende Jüngling? "O, mir verächtlicher Staub! "Sein Herz im lächelnden Aug "Glänzt mehr, ist theurer als du! Erſtes Buch. In reichgeſeegneter Ader Trug dich, vor deiner Geburt, Ein Berg, den Hakken durchwuͤhlen Gedingt von menſchlichem Geiz! Dich bracht auf ſtuͤrmiſcher Welle Vielleicht ein ſchwimmendes Haus Von der barbariſchen Kuͤſte, Wo Cannibalen ein Lied, Dem Tod im Feuer zu trotzen, An einem hoͤlzernen Spieß Noch ſingen: daß ſie gebraten Des Feindes Bruͤder auch einſt! O du mir koͤſtliche Feder! Dich las ein Maͤdchen vielleicht Aus einem Bache voll Goldſand, Und ſagte ſeufzend dabey: ”Wo bleibt der liebende Juͤngling? ”O, mir veraͤchtlicher Staub! ”Sein Herz im laͤchelnden Aug ”Glaͤnzt mehr, iſt theurer als du! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0107" n="63"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>In reichgeſeegneter Ader<lb/> Trug dich, vor deiner Geburt,<lb/> Ein Berg, den Hakken durchwuͤhlen<lb/> Gedingt von menſchlichem Geiz!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Dich bracht auf ſtuͤrmiſcher Welle<lb/> Vielleicht ein ſchwimmendes Haus<lb/> Von der barbariſchen Kuͤſte,<lb/> Wo Cannibalen ein Lied,</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Dem Tod im Feuer zu trotzen,<lb/> An einem hoͤlzernen Spieß<lb/> Noch ſingen: <hi rendition="#fr">daß ſie gebraten<lb/> Des Feindes Bruͤder auch einſt!</hi></l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>O du mir koͤſtliche Feder!<lb/> Dich las ein Maͤdchen vielleicht<lb/> Aus einem Bache voll Goldſand,<lb/> Und ſagte ſeufzend dabey:</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>”Wo bleibt der liebende Juͤngling?<lb/> ”O, mir veraͤchtlicher Staub!<lb/> ”Sein Herz im laͤchelnden Aug<lb/> ”Glaͤnzt mehr, iſt theurer als du!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0107]
Erſtes Buch.
In reichgeſeegneter Ader
Trug dich, vor deiner Geburt,
Ein Berg, den Hakken durchwuͤhlen
Gedingt von menſchlichem Geiz!
Dich bracht auf ſtuͤrmiſcher Welle
Vielleicht ein ſchwimmendes Haus
Von der barbariſchen Kuͤſte,
Wo Cannibalen ein Lied,
Dem Tod im Feuer zu trotzen,
An einem hoͤlzernen Spieß
Noch ſingen: daß ſie gebraten
Des Feindes Bruͤder auch einſt!
O du mir koͤſtliche Feder!
Dich las ein Maͤdchen vielleicht
Aus einem Bache voll Goldſand,
Und ſagte ſeufzend dabey:
”Wo bleibt der liebende Juͤngling?
”O, mir veraͤchtlicher Staub!
”Sein Herz im laͤchelnden Aug
”Glaͤnzt mehr, iſt theurer als du!
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