Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Drittes Buch. Ihr Witz, der hier noch unenthüllt geblieben, Wird dort sich in dem Buch der höchsten Weisheit üben, Wird keiner Zeiten Raub; Und kommt einmal der Herr, den Erdereyß richten, Dann weckt ein Engel sie zu ewgen Pflichten Des Dankes aus dem Staub! Aus einem Staube der sie wieder giebet; Dann siehst du das, o Freund! was du an ihr geliebet Vollkommner reizend seyn; Jtzt fragst du: o warum ist sie geschieden? Erwarte nur den Uebergang zum Frieden Dann leuchtet dir es ein! Hier in der Welt voll Unruh, voller Sorgen Bleibts vor dem trüben Blick des Sterblichen verborgen, Warum Gott so verfährt; Dort aber, wo vor hundert tausend Sonnen Die Finsterniß nie einen Sitz gewonnen, Ist alles aufgeklärt. Drittes Buch. Ihr Witz, der hier noch unenthuͤllt geblieben, Wird dort ſich in dem Buch der hoͤchſten Weisheit uͤben, Wird keiner Zeiten Raub; Und kommt einmal der Herr, den Erdereyß richten, Dann weckt ein Engel ſie zu ewgen Pflichten Des Dankes aus dem Staub! Aus einem Staube der ſie wieder giebet; Dann ſiehſt du das, o Freund! was du an ihr geliebet Vollkommner reizend ſeyn; Jtzt fragſt du: o warum iſt ſie geſchieden? Erwarte nur den Uebergang zum Frieden Dann leuchtet dir es ein! Hier in der Welt voll Unruh, voller Sorgen Bleibts vor dem truͤben Blick des Sterblichen verborgen, Warum Gott ſo verfaͤhrt; Dort aber, wo vor hundert tauſend Sonnen Die Finſterniß nie einen Sitz gewonnen, Iſt alles aufgeklaͤrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0187" n="143"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Ihr Witz, der hier noch unenthuͤllt geblieben,<lb/> Wird dort ſich in dem Buch der hoͤchſten Weisheit uͤben,<lb/> Wird keiner Zeiten Raub;<lb/> Und kommt einmal der Herr, den Erdereyß richten,<lb/> Dann weckt ein Engel ſie zu ewgen Pflichten<lb/> Des Dankes aus dem Staub!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Aus einem Staube der ſie wieder giebet;<lb/> Dann ſiehſt du das, o Freund! was du an ihr geliebet<lb/> Vollkommner reizend ſeyn;<lb/> Jtzt fragſt du: o warum iſt ſie geſchieden?<lb/> Erwarte nur den Uebergang zum Frieden<lb/> Dann leuchtet dir es ein!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Hier in der Welt voll Unruh, voller Sorgen<lb/> Bleibts vor dem truͤben Blick des Sterblichen verborgen,<lb/> Warum Gott ſo verfaͤhrt;<lb/> Dort aber, wo vor hundert tauſend Sonnen<lb/> Die Finſterniß nie einen Sitz gewonnen,<lb/> Iſt alles aufgeklaͤrt.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [143/0187]
Drittes Buch.
Ihr Witz, der hier noch unenthuͤllt geblieben,
Wird dort ſich in dem Buch der hoͤchſten Weisheit uͤben,
Wird keiner Zeiten Raub;
Und kommt einmal der Herr, den Erdereyß richten,
Dann weckt ein Engel ſie zu ewgen Pflichten
Des Dankes aus dem Staub!
Aus einem Staube der ſie wieder giebet;
Dann ſiehſt du das, o Freund! was du an ihr geliebet
Vollkommner reizend ſeyn;
Jtzt fragſt du: o warum iſt ſie geſchieden?
Erwarte nur den Uebergang zum Frieden
Dann leuchtet dir es ein!
Hier in der Welt voll Unruh, voller Sorgen
Bleibts vor dem truͤben Blick des Sterblichen verborgen,
Warum Gott ſo verfaͤhrt;
Dort aber, wo vor hundert tauſend Sonnen
Die Finſterniß nie einen Sitz gewonnen,
Iſt alles aufgeklaͤrt.
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