Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Oden. Der Tod mit strengen Befehlen Kömmt schnell und übet sie aus. Von dem gesammleten Golde Folgt ihn der Wuchrer und klagt. Die Sterblichen fürchten ihn alle. Ihn flieht der keuchende Greiß, Alt und nicht weiser geworden -- Ihn scheut an Ketten der Sclav! Doch wenn sie alle ihn fürchten, Lachst du dem blöckenden Zahn Mit grösserem Stolze entgegen, Als, mit dem Becher voll Gift, Der freudenhoffende Heyde, Im Angesichte des Volks, Das seine Tugend verkannte. Freund! wir verkennen dich nicht; Oden. Der Tod mit ſtrengen Befehlen Koͤmmt ſchnell und uͤbet ſie aus. Von dem geſammleten Golde Folgt ihn der Wuchrer und klagt. Die Sterblichen fuͤrchten ihn alle. Ihn flieht der keuchende Greiß, Alt und nicht weiſer geworden — Ihn ſcheut an Ketten der Sclav! Doch wenn ſie alle ihn fuͤrchten, Lachſt du dem bloͤckenden Zahn Mit groͤſſerem Stolze entgegen, Als, mit dem Becher voll Gift, Der freudenhoffende Heyde, Im Angeſichte des Volks, Das ſeine Tugend verkannte. Freund! wir verkennen dich nicht; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0194" n="150"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Der Tod mit ſtrengen Befehlen<lb/> Koͤmmt ſchnell und uͤbet ſie aus.<lb/> Von dem geſammleten Golde<lb/> Folgt ihn der Wuchrer und klagt.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Die Sterblichen fuͤrchten ihn alle.<lb/> Ihn flieht der keuchende Greiß,<lb/> Alt und nicht weiſer geworden —<lb/> Ihn ſcheut an Ketten der Sclav!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Doch wenn ſie alle ihn fuͤrchten,<lb/> Lachſt du dem bloͤckenden Zahn<lb/> Mit groͤſſerem Stolze entgegen,<lb/> Als, mit dem Becher voll Gift,</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Der freudenhoffende Heyde,<lb/> Im Angeſichte des Volks,<lb/> Das ſeine Tugend verkannte.<lb/> Freund! wir verkennen dich nicht;</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0194]
Oden.
Der Tod mit ſtrengen Befehlen
Koͤmmt ſchnell und uͤbet ſie aus.
Von dem geſammleten Golde
Folgt ihn der Wuchrer und klagt.
Die Sterblichen fuͤrchten ihn alle.
Ihn flieht der keuchende Greiß,
Alt und nicht weiſer geworden —
Ihn ſcheut an Ketten der Sclav!
Doch wenn ſie alle ihn fuͤrchten,
Lachſt du dem bloͤckenden Zahn
Mit groͤſſerem Stolze entgegen,
Als, mit dem Becher voll Gift,
Der freudenhoffende Heyde,
Im Angeſichte des Volks,
Das ſeine Tugend verkannte.
Freund! wir verkennen dich nicht;
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