Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vermischte Gedichte. Sie zeigt dir Griechenland die Siegerhand erhebenUnd nachbarlichem Volk als Herr Gesetze geben; Bald aber wiederum durch niedern Geiz empört Von eignem Volk bekrieget und zerstört; Und endlich siehest du Rom von dem Throne werfen, Ganz Griechenland zerrissen seyn; Du siehst der Dinge Wechsel ein, Um den Verstand in dir zu schärfen. Stolz, Herrschsucht, Ehrgeiz, Tyranney, War Ursach von der Thronen Falle. Daß Pyrrhus groß gewesen sey, Beweisen seine Thaten alle: Jedoch, um grösser noch zu seyn, Zog er vor eine Stadt, sprang über ihre Mauer, Aus Ruhmsucht ward ihm nicht des Würgens Arbeit sauer; Von einem Dache flog ein Stein, Dem Menschen-Würger ins Genicke, Aus runzlichter verdorrter Weiberhand; Er fiel, und starb, verspottet von dem Glücke! Vermiſchte Gedichte. Sie zeigt dir Griechenland die Siegerhand erhebenUnd nachbarlichem Volk als Herr Geſetze geben; Bald aber wiederum durch niedern Geiz empoͤrt Von eignem Volk bekrieget und zerſtoͤrt; Und endlich ſieheſt du Rom von dem Throne werfen, Ganz Griechenland zerriſſen ſeyn; Du ſiehſt der Dinge Wechſel ein, Um den Verſtand in dir zu ſchaͤrfen. Stolz, Herrſchſucht, Ehrgeiz, Tyranney, War Urſach von der Thronen Falle. Daß Pyrrhus groß geweſen ſey, Beweiſen ſeine Thaten alle: Jedoch, um groͤſſer noch zu ſeyn, Zog er vor eine Stadt, ſprang uͤber ihre Mauer, Aus Ruhmſucht ward ihm nicht des Wuͤrgens Arbeit ſauer; Von einem Dache flog ein Stein, Dem Menſchen-Wuͤrger ins Genicke, Aus runzlichter verdorrter Weiberhand; Er fiel, und ſtarb, verſpottet von dem Gluͤcke! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem" n="6"> <l><pb facs="#f0302" n="258"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi></fw><lb/> Sie zeigt dir Griechenland die Siegerhand erheben<lb/> Und nachbarlichem Volk als Herr Geſetze geben;<lb/> Bald aber wiederum durch niedern Geiz empoͤrt<lb/> Von eignem Volk bekrieget und zerſtoͤrt;<lb/> Und endlich ſieheſt du Rom von dem Throne werfen,<lb/> Ganz Griechenland zerriſſen ſeyn;<lb/> Du ſiehſt der Dinge Wechſel ein,<lb/> Um den Verſtand in dir zu ſchaͤrfen.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Stolz, Herrſchſucht, Ehrgeiz, Tyranney,<lb/> War Urſach von der Thronen Falle.<lb/> Daß Pyrrhus groß geweſen ſey,<lb/> Beweiſen ſeine Thaten alle:<lb/> Jedoch, um groͤſſer noch zu ſeyn,<lb/> Zog er vor eine Stadt, ſprang uͤber ihre Mauer,<lb/> Aus Ruhmſucht ward ihm nicht des Wuͤrgens Arbeit ſauer;<lb/> Von einem Dache flog ein Stein,<lb/> Dem Menſchen-Wuͤrger ins Genicke,<lb/> Aus runzlichter verdorrter Weiberhand;<lb/> Er fiel, und ſtarb, verſpottet von dem Gluͤcke!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0302]
Vermiſchte Gedichte.
Sie zeigt dir Griechenland die Siegerhand erheben
Und nachbarlichem Volk als Herr Geſetze geben;
Bald aber wiederum durch niedern Geiz empoͤrt
Von eignem Volk bekrieget und zerſtoͤrt;
Und endlich ſieheſt du Rom von dem Throne werfen,
Ganz Griechenland zerriſſen ſeyn;
Du ſiehſt der Dinge Wechſel ein,
Um den Verſtand in dir zu ſchaͤrfen.
Stolz, Herrſchſucht, Ehrgeiz, Tyranney,
War Urſach von der Thronen Falle.
Daß Pyrrhus groß geweſen ſey,
Beweiſen ſeine Thaten alle:
Jedoch, um groͤſſer noch zu ſeyn,
Zog er vor eine Stadt, ſprang uͤber ihre Mauer,
Aus Ruhmſucht ward ihm nicht des Wuͤrgens Arbeit ſauer;
Von einem Dache flog ein Stein,
Dem Menſchen-Wuͤrger ins Genicke,
Aus runzlichter verdorrter Weiberhand;
Er fiel, und ſtarb, verſpottet von dem Gluͤcke!
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