Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Erstes Buch. Dein offnes Ohr, und höre Klagen!Auf einem Schutte sing ich Dir, Unaufgeräumt, unabgetragen; Ein Tempel Gottes war er einst. O Du, der Du nach jedem Siege Die Thräne der Erbarmung weinst, Und menschlich fühlst im wilden Kriege; Empfinde dieser kleinen Stadt Zu schwer gewordnen Gram, und höre Mich, wegen unsers Gottes Ehre, Der prächtig hier gewohnet hat, Als von den Umfang hoher Bühnen Sein Lobgesang erscholl, und festlich am Altar Der ganz mit Gold bezogen war, Die Priester standen, dem zu dienen Der Deine grosse Seele liebt, Und in die Flucht vor Dir, des Feindes Haufen giebt! In seinem Namen darf ich kühn Dein Herz beschwören Bis es auf diesen Aschenhügel blickt, R 3
Erſtes Buch. Dein offnes Ohr, und hoͤre Klagen!Auf einem Schutte ſing ich Dir, Unaufgeraͤumt, unabgetragen; Ein Tempel Gottes war er einſt. O Du, der Du nach jedem Siege Die Thraͤne der Erbarmung weinſt, Und menſchlich fuͤhlſt im wilden Kriege; Empfinde dieſer kleinen Stadt Zu ſchwer gewordnen Gram, und hoͤre Mich, wegen unſers Gottes Ehre, Der praͤchtig hier gewohnet hat, Als von den Umfang hoher Buͤhnen Sein Lobgeſang erſcholl, und feſtlich am Altar Der ganz mit Gold bezogen war, Die Prieſter ſtanden, dem zu dienen Der Deine groſſe Seele liebt, Und in die Flucht vor Dir, des Feindes Haufen giebt! In ſeinem Namen darf ich kuͤhn Dein Herz beſchwoͤren Bis es auf dieſen Aſchenhuͤgel blickt, R 3
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Erſtes Buch.
Dein offnes Ohr, und hoͤre Klagen!
Auf einem Schutte ſing ich Dir,
Unaufgeraͤumt, unabgetragen;
Ein Tempel Gottes war er einſt.
O Du, der Du nach jedem Siege
Die Thraͤne der Erbarmung weinſt,
Und menſchlich fuͤhlſt im wilden Kriege;
Empfinde dieſer kleinen Stadt
Zu ſchwer gewordnen Gram, und hoͤre
Mich, wegen unſers Gottes Ehre,
Der praͤchtig hier gewohnet hat,
Als von den Umfang hoher Buͤhnen
Sein Lobgeſang erſcholl, und feſtlich am Altar
Der ganz mit Gold bezogen war,
Die Prieſter ſtanden, dem zu dienen
Der Deine groſſe Seele liebt,
Und in die Flucht vor Dir, des Feindes Haufen giebt!
In ſeinem Namen darf ich kuͤhn Dein Herz beſchwoͤren
Bis es auf dieſen Aſchenhuͤgel blickt,
R 3
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