Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vermischte Gedichte. Je grösser Kummer nun mit mir zu Bette ging,Je lieblicher daß mich der sanfte Schlaf umfing! Wie glücklich war ich da! ich fühlte halb mein Leiden! Der Tag war schwer für mich! die beßre milde Nacht Verliehe dieser Seele Freuden, Die noch im Schlafe denkt und wacht. Ich lag wie unterm Schutz von einer Gottheit Händen, Nicht aufgeweckt, bis sich die Schatten von uns wenden, Bis mir die Sonne schien, da sah ich ihren Gruß Wie Gottes Augen an, die auf mich niederblickten. Ich bat ihn nie um Ueberfluß; Nicht ungeduldig bat ich, Sorgen die mich drückten Von mir zu nehmen, nein, ich blieb Gelassen, bis er meinen Kummer, Wie einen Nebel von mir trieb. Dir wünsch ich jenen sanften Schlummer, Vermiſchte Gedichte. Je groͤſſer Kummer nun mit mir zu Bette ging,Je lieblicher daß mich der ſanfte Schlaf umfing! Wie gluͤcklich war ich da! ich fuͤhlte halb mein Leiden! Der Tag war ſchwer fuͤr mich! die beßre milde Nacht Verliehe dieſer Seele Freuden, Die noch im Schlafe denkt und wacht. Ich lag wie unterm Schutz von einer Gottheit Haͤnden, Nicht aufgeweckt, bis ſich die Schatten von uns wenden, Bis mir die Sonne ſchien, da ſah ich ihren Gruß Wie Gottes Augen an, die auf mich niederblickten. Ich bat ihn nie um Ueberfluß; Nicht ungeduldig bat ich, Sorgen die mich druͤckten Von mir zu nehmen, nein, ich blieb Gelaſſen, bis er meinen Kummer, Wie einen Nebel von mir trieb. Dir wuͤnſch ich jenen ſanften Schlummer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0324" n="280"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Je groͤſſer Kummer nun mit mir zu Bette ging,</l><lb/> <l>Je lieblicher daß mich der ſanfte Schlaf umfing!</l><lb/> <l>Wie gluͤcklich war ich da! ich fuͤhlte halb mein Leiden!</l><lb/> <l>Der Tag war ſchwer fuͤr mich! die beßre milde Nacht</l><lb/> <l>Verliehe dieſer Seele Freuden,</l><lb/> <l>Die noch im Schlafe denkt und wacht.</l><lb/> <l>Ich lag wie unterm Schutz von einer Gottheit</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Haͤnden,</hi> </l><lb/> <l>Nicht aufgeweckt, bis ſich die Schatten von uns</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">wenden,</hi> </l><lb/> <l>Bis mir die Sonne ſchien, da ſah ich ihren Gruß</l><lb/> <l>Wie Gottes Augen an, die auf mich niederblickten.</l><lb/> <l>Ich bat ihn nie um Ueberfluß;</l><lb/> <l>Nicht ungeduldig bat ich, Sorgen die mich druͤckten</l><lb/> <l>Von mir zu nehmen, nein, ich blieb</l><lb/> <l>Gelaſſen, bis er meinen Kummer,</l><lb/> <l>Wie einen Nebel von mir trieb.</l><lb/> <l>Dir wuͤnſch ich jenen ſanften Schlummer,</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0324]
Vermiſchte Gedichte.
Je groͤſſer Kummer nun mit mir zu Bette ging,
Je lieblicher daß mich der ſanfte Schlaf umfing!
Wie gluͤcklich war ich da! ich fuͤhlte halb mein Leiden!
Der Tag war ſchwer fuͤr mich! die beßre milde Nacht
Verliehe dieſer Seele Freuden,
Die noch im Schlafe denkt und wacht.
Ich lag wie unterm Schutz von einer Gottheit
Haͤnden,
Nicht aufgeweckt, bis ſich die Schatten von uns
wenden,
Bis mir die Sonne ſchien, da ſah ich ihren Gruß
Wie Gottes Augen an, die auf mich niederblickten.
Ich bat ihn nie um Ueberfluß;
Nicht ungeduldig bat ich, Sorgen die mich druͤckten
Von mir zu nehmen, nein, ich blieb
Gelaſſen, bis er meinen Kummer,
Wie einen Nebel von mir trieb.
Dir wuͤnſch ich jenen ſanften Schlummer,
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