Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Erstes Buch. Mit Schwingen, die du meinem Geist gegeben, Kann mein Gedanke, ausser mir Sich über alle Welten heben, Allmächtiger! hinauf zu dir. Dir, Schöpfer! dank ich meiner Seele Kräfte: Gott! dich erkenn ich auf der Flur Im tausendfältigen Geschäfte Der nimmermüßigen Natur! Du sagst dem Frühling, wann er wieder kommen, Der Erndte, wann sie garbenvoll, Dem Ungerechten wie dem Frommen, Die leere Tenne füllen soll. Nach deinem Willen blühen Baum und Rebe, Dem Weinstock sezest du die Zeit; Daß er uns süsse Trauben gebe, Zum Most, der unser Herz erfreut! Erſtes Buch. Mit Schwingen, die du meinem Geiſt gegeben, Kann mein Gedanke, auſſer mir Sich uͤber alle Welten heben, Allmaͤchtiger! hinauf zu dir. Dir, Schoͤpfer! dank ich meiner Seele Kraͤfte: Gott! dich erkenn ich auf der Flur Im tauſendfaͤltigen Geſchaͤfte Der nimmermuͤßigen Natur! Du ſagſt dem Fruͤhling, wann er wieder kommen, Der Erndte, wann ſie garbenvoll, Dem Ungerechten wie dem Frommen, Die leere Tenne fuͤllen ſoll. Nach deinem Willen bluͤhen Baum und Rebe, Dem Weinſtock ſezeſt du die Zeit; Daß er uns ſuͤſſe Trauben gebe, Zum Moſt, der unſer Herz erfreut! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0075" n="31"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>Mit Schwingen, die du meinem Geiſt gegeben,<lb/> Kann mein Gedanke, auſſer mir<lb/> Sich uͤber alle Welten heben,<lb/> Allmaͤchtiger! hinauf zu dir.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Dir, Schoͤpfer! dank ich meiner Seele Kraͤfte:<lb/> Gott! dich erkenn ich auf der Flur<lb/> Im tauſendfaͤltigen Geſchaͤfte<lb/> Der nimmermuͤßigen Natur!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Du ſagſt dem Fruͤhling, wann er wieder kommen,<lb/> Der Erndte, wann ſie garbenvoll,<lb/> Dem Ungerechten wie dem Frommen,<lb/> Die leere Tenne fuͤllen ſoll.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Nach deinem Willen bluͤhen Baum und Rebe,<lb/> Dem Weinſtock ſezeſt du die Zeit;<lb/> Daß er uns ſuͤſſe Trauben gebe,<lb/> Zum Moſt, der unſer Herz erfreut!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0075]
Erſtes Buch.
Mit Schwingen, die du meinem Geiſt gegeben,
Kann mein Gedanke, auſſer mir
Sich uͤber alle Welten heben,
Allmaͤchtiger! hinauf zu dir.
Dir, Schoͤpfer! dank ich meiner Seele Kraͤfte:
Gott! dich erkenn ich auf der Flur
Im tauſendfaͤltigen Geſchaͤfte
Der nimmermuͤßigen Natur!
Du ſagſt dem Fruͤhling, wann er wieder kommen,
Der Erndte, wann ſie garbenvoll,
Dem Ungerechten wie dem Frommen,
Die leere Tenne fuͤllen ſoll.
Nach deinem Willen bluͤhen Baum und Rebe,
Dem Weinſtock ſezeſt du die Zeit;
Daß er uns ſuͤſſe Trauben gebe,
Zum Moſt, der unſer Herz erfreut!
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