Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Pflanze stirbt, von Wolken unbegossen,
Vom Gärtner unbesprützt, wenn Erndte-Sonne glüht;
Der edle Fruchtkern treibt zum wilden Apfelsprossen,
Wenn nicht die Kunst den Baum erzieht.
So wär auch ich verwildert; aber Deine,
Von einem Gott gelenkte, rechte Freundes Hand,
Zog mich zum grossen Sitz des Königes, der seine
Gecrönte Schläfe grün umwand.
Du dachtest nicht die Thaten fremder Krieger,
Nicht Heerden, die der Feind trieb von zertretner Trift,
Du nanntest den Verlust ein Opfer für den Sieger,
Der alle Sieger übertrift.
a 3
Die Pflanze ſtirbt, von Wolken unbegoſſen,
Vom Gaͤrtner unbeſpruͤtzt, wenn Erndte-Sonne gluͤht;
Der edle Fruchtkern treibt zum wilden Apfelſproſſen,
Wenn nicht die Kunſt den Baum erzieht.
So waͤr auch ich verwildert; aber Deine,
Von einem Gott gelenkte, rechte Freundes Hand,
Zog mich zum groſſen Sitz des Koͤniges, der ſeine
Gecroͤnte Schlaͤfe gruͤn umwand.
Du dachteſt nicht die Thaten fremder Krieger,
Nicht Heerden, die der Feind trieb von zertretner Trift,
Du nannteſt den Verluſt ein Opfer fuͤr den Sieger,
Der alle Sieger uͤbertrift.
a 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <pb facs="#f0009" n="[V]"/>
        <lg type="poem" n="5">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Pflanze &#x017F;tirbt, von Wolken unbego&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Vom Ga&#x0364;rtner unbe&#x017F;pru&#x0364;tzt, <choice><sic>wennErndte</sic><corr>wenn Erndte</corr></choice>-Sonne glu&#x0364;ht;</l><lb/>
          <l>Der edle Fruchtkern treibt zum wilden Apfel&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Wenn nicht die Kun&#x017F;t den Baum erzieht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem" n="6">
          <l><hi rendition="#in">S</hi>o wa&#x0364;r auch ich verwildert; aber Deine,</l><lb/>
          <l>Von einem Gott gelenkte, rechte Freundes Hand,</l><lb/>
          <l>Zog mich zum gro&#x017F;&#x017F;en Sitz des Ko&#x0364;niges, der &#x017F;eine</l><lb/>
          <l>Gecro&#x0364;nte Schla&#x0364;fe gru&#x0364;n umwand.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem" n="7">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>u dachte&#x017F;t nicht die Thaten fremder Krieger,</l><lb/>
          <l>Nicht Heerden, die der Feind trieb von zertretner Trift,</l><lb/>
          <l>Du nannte&#x017F;t den Verlu&#x017F;t ein Opfer fu&#x0364;r den Sieger,</l><lb/>
          <l>Der alle Sieger u&#x0364;bertrift.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">a 3</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[[V]/0009] Die Pflanze ſtirbt, von Wolken unbegoſſen, Vom Gaͤrtner unbeſpruͤtzt, wenn Erndte-Sonne gluͤht; Der edle Fruchtkern treibt zum wilden Apfelſproſſen, Wenn nicht die Kunſt den Baum erzieht. So waͤr auch ich verwildert; aber Deine, Von einem Gott gelenkte, rechte Freundes Hand, Zog mich zum groſſen Sitz des Koͤniges, der ſeine Gecroͤnte Schlaͤfe gruͤn umwand. Du dachteſt nicht die Thaten fremder Krieger, Nicht Heerden, die der Feind trieb von zertretner Trift, Du nannteſt den Verluſt ein Opfer fuͤr den Sieger, Der alle Sieger uͤbertrift. a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/9
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/9>, abgerufen am 21.11.2024.