Eine Sammlung Gedichte, und einen Le- benslauf von mir beschrieben, versprach ich, und übergebe hier beides; gewisse Nebenartikel meines Versprechens gehen ohne meine Schuld ab, und man wird mir verzeihn. Episteln, auf welche ich vorzüglich die Leser einlud, fand ich, bei ge- nauer Prüfung, unter einer ganzen Menge nur wenige, welche sich unter diesen Namen mitthei- len ließen. Anwendbare Gedichte, das hieß bei mir solche, welche viel lehrreiches Salz ent- halten, fand ich auch nicht so viel, als ich damals zu finden dachte. Einfälle (poetische) hätte ich zwar mehrere einrücken können; aber ein langes Spiel ermüdet. Ich suchte mir also zu helfen, wie ich konnte, und übergebe hier dasjenige, was mir unter tausend Stücken das beste dünkte. Ist es nicht gut genug, oder gar aus der Mode, so kann ich nicht dafür. Die ehrerbietigste Achtung für die Allerdurchlauchtigsten und glänzendsten Na- men, welche der Sammlung vortraten, hat mich bewogen, das Buch zusammenzutragen, welches hier dem Publikum übergeben wird. Zur Samm- lung selbst lieferte mir der Herr Graf von Stoll-
* 4
Vorrede.
Eine Sammlung Gedichte, und einen Le- benslauf von mir beſchrieben, verſprach ich, und uͤbergebe hier beides; gewiſſe Nebenartikel meines Verſprechens gehen ohne meine Schuld ab, und man wird mir verzeihn. Epiſteln, auf welche ich vorzuͤglich die Leſer einlud, fand ich, bei ge- nauer Pruͤfung, unter einer ganzen Menge nur wenige, welche ſich unter dieſen Namen mitthei- len ließen. Anwendbare Gedichte, das hieß bei mir ſolche, welche viel lehrreiches Salz ent- halten, fand ich auch nicht ſo viel, als ich damals zu finden dachte. Einfaͤlle (poetiſche) haͤtte ich zwar mehrere einruͤcken koͤnnen; aber ein langes Spiel ermuͤdet. Ich ſuchte mir alſo zu helfen, wie ich konnte, und uͤbergebe hier dasjenige, was mir unter tauſend Stuͤcken das beſte duͤnkte. Iſt es nicht gut genug, oder gar aus der Mode, ſo kann ich nicht dafuͤr. Die ehrerbietigſte Achtung fuͤr die Allerdurchlauchtigſten und glaͤnzendſten Na- men, welche der Sammlung vortraten, hat mich bewogen, das Buch zuſammenzutragen, welches hier dem Publikum uͤbergeben wird. Zur Samm- lung ſelbſt lieferte mir der Herr Graf von Stoll-
* 4
<TEI><text><front><divn="1"><pbfacs="#f0015"n="[VII]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><head><hirendition="#g">Vorrede</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>ine <hirendition="#g">Sammlung Gedichte</hi>, und einen Le-<lb/>
benslauf von mir beſchrieben, verſprach ich, und<lb/>
uͤbergebe hier beides; gewiſſe Nebenartikel meines<lb/>
Verſprechens gehen ohne meine Schuld ab, und<lb/>
man wird mir verzeihn. <hirendition="#g">Epiſteln</hi>, auf welche<lb/>
ich vorzuͤglich die Leſer einlud, fand ich, bei ge-<lb/>
nauer Pruͤfung, unter einer ganzen Menge nur<lb/>
wenige, welche ſich unter dieſen Namen mitthei-<lb/>
len ließen. <hirendition="#g">Anwendbare</hi> Gedichte, das hieß<lb/>
bei mir ſolche, welche viel lehrreiches Salz ent-<lb/>
halten, fand ich auch nicht ſo viel, als ich damals<lb/>
zu finden dachte. <hirendition="#g">Einfaͤlle</hi> (poetiſche) haͤtte ich<lb/>
zwar mehrere einruͤcken koͤnnen; aber ein langes<lb/>
Spiel ermuͤdet. Ich ſuchte mir alſo zu helfen, wie<lb/>
ich konnte, und uͤbergebe hier dasjenige, was mir<lb/>
unter tauſend Stuͤcken das beſte duͤnkte. Iſt es<lb/>
nicht gut genug, oder gar aus der Mode, ſo kann<lb/>
ich nicht dafuͤr. Die ehrerbietigſte Achtung fuͤr<lb/>
die Allerdurchlauchtigſten und glaͤnzendſten Na-<lb/>
men, welche der Sammlung vortraten, hat mich<lb/>
bewogen, das Buch zuſammenzutragen, welches<lb/>
hier dem Publikum uͤbergeben wird. Zur Samm-<lb/>
lung ſelbſt lieferte mir der Herr Graf von Stoll-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">* 4</fw><lb/></p></div></div></front></text></TEI>
[[VII]/0015]
Vorrede.
Eine Sammlung Gedichte, und einen Le-
benslauf von mir beſchrieben, verſprach ich, und
uͤbergebe hier beides; gewiſſe Nebenartikel meines
Verſprechens gehen ohne meine Schuld ab, und
man wird mir verzeihn. Epiſteln, auf welche
ich vorzuͤglich die Leſer einlud, fand ich, bei ge-
nauer Pruͤfung, unter einer ganzen Menge nur
wenige, welche ſich unter dieſen Namen mitthei-
len ließen. Anwendbare Gedichte, das hieß
bei mir ſolche, welche viel lehrreiches Salz ent-
halten, fand ich auch nicht ſo viel, als ich damals
zu finden dachte. Einfaͤlle (poetiſche) haͤtte ich
zwar mehrere einruͤcken koͤnnen; aber ein langes
Spiel ermuͤdet. Ich ſuchte mir alſo zu helfen, wie
ich konnte, und uͤbergebe hier dasjenige, was mir
unter tauſend Stuͤcken das beſte duͤnkte. Iſt es
nicht gut genug, oder gar aus der Mode, ſo kann
ich nicht dafuͤr. Die ehrerbietigſte Achtung fuͤr
die Allerdurchlauchtigſten und glaͤnzendſten Na-
men, welche der Sammlung vortraten, hat mich
bewogen, das Buch zuſammenzutragen, welches
hier dem Publikum uͤbergeben wird. Zur Samm-
lung ſelbſt lieferte mir der Herr Graf von Stoll-
* 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. [VII]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/15>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.