Prinz Heinrich der Große, antwortete der Herausge- berin (indem dieselbe diesem göttlichen Prinzen ihre Furcht, Se. Hoheit zum Subskribenten eines deut- schen Buchs einzuladen, geäußert hatte): "Le vrai genie s'exprime bien dans toutes les langues, sans entrer en discussion sur la preference des langues les unes sur les autres etc. Worte, welche durch ihren Seitenblick die ehrenvollste Erklärung ge- ben. Auf ähnliche Weise erklärten sich alle die höch- sten, hohen und edlen Personen, welche diese Samm- lung mit ihren Namen beehrten. Auch die Musen ha- ben ihr Grab gekränzt, und nicht die kleinsten des Vaterlandes; ihre Namen zieren die ersten Jour- nale Deutschlands. Die Dichterin achtete der Loblie- der nicht, welche im Leben ihr zuströmten, selbst Eines hat sie sich nicht mehr erinnert, (so wenig eitel war sie); Eines von dem ersten der Dichter. (Es existirt viel- leicht nur noch einmal, und befindet sich im Archiv des Reichsgrafen von Stollberg.) Wer den Dichter errathen will, der muß ein lauschendes Ohr haben. Hier ist das Gedicht:
An die Frau Karschin.
Berlin, den 2. Febr. 1762.
Ein neues Alles blickt auf uns Im Wiederschein aus deiner Seele,
Prinz Heinrich der Große, antwortete der Herausge- berin (indem dieſelbe dieſem goͤttlichen Prinzen ihre Furcht, Se. Hoheit zum Subſkribenten eines deut- ſchen Buchs einzuladen, geaͤußert hatte): „Le vrai génie s’exprime bien dans toutes les langues, sans entrer en discussion sur la preférence des langues les unes sur les autres etc. Worte, welche durch ihren Seitenblick die ehrenvollſte Erklaͤrung ge- ben. Auf aͤhnliche Weiſe erklaͤrten ſich alle die hoͤch- ſten, hohen und edlen Perſonen, welche dieſe Samm- lung mit ihren Namen beehrten. Auch die Muſen ha- ben ihr Grab gekraͤnzt, und nicht die kleinſten des Vaterlandes; ihre Namen zieren die erſten Jour- nale Deutſchlands. Die Dichterin achtete der Loblie- der nicht, welche im Leben ihr zuſtroͤmten, ſelbſt Eines hat ſie ſich nicht mehr erinnert, (ſo wenig eitel war ſie); Eines von dem erſten der Dichter. (Es exiſtirt viel- leicht nur noch einmal, und befindet ſich im Archiv des Reichsgrafen von Stollberg.) Wer den Dichter errathen will, der muß ein lauſchendes Ohr haben. Hier iſt das Gedicht:
An die Frau Karſchin.
Berlin, den 2. Febr. 1762.
Ein neues Alles blickt auf uns Im Wiederſchein aus deiner Seele,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0159"n="127"/>
Prinz Heinrich der Große, antwortete der Herausge-<lb/>
berin (indem dieſelbe dieſem goͤttlichen Prinzen ihre<lb/>
Furcht, Se. Hoheit zum Subſkribenten eines deut-<lb/>ſchen Buchs einzuladen, geaͤußert hatte): <hirendition="#aq">„Le vrai<lb/>
génie s’exprime bien dans toutes les langues,<lb/>
sans entrer en discussion sur la preférence des<lb/>
langues les unes sur les autres etc.</hi> Worte, welche<lb/>
durch ihren Seitenblick die ehrenvollſte Erklaͤrung ge-<lb/>
ben. Auf aͤhnliche Weiſe erklaͤrten ſich alle die hoͤch-<lb/>ſten, hohen und edlen Perſonen, welche dieſe Samm-<lb/>
lung mit ihren Namen beehrten. Auch die Muſen ha-<lb/>
ben ihr Grab gekraͤnzt, und nicht die kleinſten des<lb/>
Vaterlandes; ihre Namen zieren die erſten Jour-<lb/>
nale Deutſchlands. Die Dichterin achtete der Loblie-<lb/>
der nicht, welche im Leben ihr zuſtroͤmten, ſelbſt Eines<lb/>
hat ſie ſich nicht mehr erinnert, (ſo wenig eitel war ſie);<lb/>
Eines von dem erſten der Dichter. (Es exiſtirt viel-<lb/>
leicht nur noch einmal, und befindet ſich im Archiv<lb/>
des Reichsgrafen von Stollberg.) Wer den Dichter<lb/>
errathen will, der muß ein lauſchendes Ohr haben.<lb/>
Hier iſt das Gedicht:</p><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">An die Frau Karſchin</hi>.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><dateline><hirendition="#c">Berlin, den 2. Febr. 1762.</hi></dateline><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>in neues Alles blickt auf uns</l><lb/><l>Im Wiederſchein aus deiner Seele,</l><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[127/0159]
Prinz Heinrich der Große, antwortete der Herausge-
berin (indem dieſelbe dieſem goͤttlichen Prinzen ihre
Furcht, Se. Hoheit zum Subſkribenten eines deut-
ſchen Buchs einzuladen, geaͤußert hatte): „Le vrai
génie s’exprime bien dans toutes les langues,
sans entrer en discussion sur la preférence des
langues les unes sur les autres etc. Worte, welche
durch ihren Seitenblick die ehrenvollſte Erklaͤrung ge-
ben. Auf aͤhnliche Weiſe erklaͤrten ſich alle die hoͤch-
ſten, hohen und edlen Perſonen, welche dieſe Samm-
lung mit ihren Namen beehrten. Auch die Muſen ha-
ben ihr Grab gekraͤnzt, und nicht die kleinſten des
Vaterlandes; ihre Namen zieren die erſten Jour-
nale Deutſchlands. Die Dichterin achtete der Loblie-
der nicht, welche im Leben ihr zuſtroͤmten, ſelbſt Eines
hat ſie ſich nicht mehr erinnert, (ſo wenig eitel war ſie);
Eines von dem erſten der Dichter. (Es exiſtirt viel-
leicht nur noch einmal, und befindet ſich im Archiv
des Reichsgrafen von Stollberg.) Wer den Dichter
errathen will, der muß ein lauſchendes Ohr haben.
Hier iſt das Gedicht:
An die Frau Karſchin.
Berlin, den 2. Febr. 1762.
Ein neues Alles blickt auf uns
Im Wiederſchein aus deiner Seele,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/159>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.