Doch schleichet sich in Deinem Herzen Empfindung ein, die Du verschwurst, Als Du, betäubt von Tyrannei der Schmerzen, Unbillig mit Dir selbst verfuhrst.
Du, von des Greises Alter ferne, Folgst Adelgundens Schatten nicht, Dich reizen noch zween Augensterne, Dich lockt ein blühend Angesicht.
Dir lächelt des Verstandes Morgen Aus faltenloser Stirne zu, In jedem Blick ist Amors Pfeil verborgen, Und jeden Blick empfindest Du.
Erzittre G*d! ich weißage Mehr als Apollo's Pythia, Die vor des Gottes Tempel ohne Frage Des Weltbezwingers Namen sah,
Auf jugendlicher Stirn geschrieben, Und rief: "Wer kann dir widerstehn?" Und durch die Thür, die sonst versperrt geblieben, Ihn zum Altar ließ opfern gehn.
B 3
Doch ſchleichet ſich in Deinem Herzen Empfindung ein, die Du verſchwurſt, Als Du, betaͤubt von Tyrannei der Schmerzen, Unbillig mit Dir ſelbſt verfuhrſt.
Du, von des Greiſes Alter ferne, Folgſt Adelgundens Schatten nicht, Dich reizen noch zween Augenſterne, Dich lockt ein bluͤhend Angeſicht.
Dir laͤchelt des Verſtandes Morgen Aus faltenloſer Stirne zu, In jedem Blick iſt Amors Pfeil verborgen, Und jeden Blick empfindeſt Du.
Erzittre G*d! ich weißage Mehr als Apollo’s Pythia, Die vor des Gottes Tempel ohne Frage Des Weltbezwingers Namen ſah,
Auf jugendlicher Stirn geſchrieben, Und rief: „Wer kann dir widerſtehn?„ Und durch die Thuͤr, die ſonſt verſperrt geblieben, Ihn zum Altar ließ opfern gehn.
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<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0181"n="21"/><lgn="4"><l>Doch ſchleichet ſich in Deinem Herzen</l><lb/><l>Empfindung ein, die Du verſchwurſt,</l><lb/><l>Als Du, betaͤubt von Tyrannei der Schmerzen,</l><lb/><l>Unbillig mit Dir ſelbſt verfuhrſt.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Du, von des Greiſes Alter ferne,</l><lb/><l>Folgſt Adelgundens Schatten nicht,</l><lb/><l>Dich reizen noch zween Augenſterne,</l><lb/><l>Dich lockt ein bluͤhend Angeſicht.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Dir laͤchelt des Verſtandes Morgen</l><lb/><l>Aus faltenloſer Stirne zu,</l><lb/><l>In jedem Blick iſt Amors Pfeil verborgen,</l><lb/><l>Und jeden Blick empfindeſt Du.</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Erzittre G*d! ich weißage</l><lb/><l>Mehr als Apollo’s Pythia,</l><lb/><l>Die vor des Gottes Tempel ohne Frage</l><lb/><l>Des Weltbezwingers Namen ſah,</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Auf jugendlicher Stirn geſchrieben,</l><lb/><l>Und rief: „Wer kann dir widerſtehn?„</l><lb/><l>Und durch die Thuͤr, die ſonſt verſperrt geblieben,</l><lb/><l>Ihn zum Altar ließ opfern gehn.</l></lg></lg></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 3</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
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Doch ſchleichet ſich in Deinem Herzen
Empfindung ein, die Du verſchwurſt,
Als Du, betaͤubt von Tyrannei der Schmerzen,
Unbillig mit Dir ſelbſt verfuhrſt.
Du, von des Greiſes Alter ferne,
Folgſt Adelgundens Schatten nicht,
Dich reizen noch zween Augenſterne,
Dich lockt ein bluͤhend Angeſicht.
Dir laͤchelt des Verſtandes Morgen
Aus faltenloſer Stirne zu,
In jedem Blick iſt Amors Pfeil verborgen,
Und jeden Blick empfindeſt Du.
Erzittre G*d! ich weißage
Mehr als Apollo’s Pythia,
Die vor des Gottes Tempel ohne Frage
Des Weltbezwingers Namen ſah,
Auf jugendlicher Stirn geſchrieben,
Und rief: „Wer kann dir widerſtehn?„
Und durch die Thuͤr, die ſonſt verſperrt geblieben,
Ihn zum Altar ließ opfern gehn.
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/181>, abgerufen am 21.11.2024.
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