Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.An Venus, über die stolze Phillis. 1763. Die du den goldnen Apfel hingerissen Zu dir, mit schöner Augen Macht, O Venus! du wirst zürnen müssen; Mehr als Ein Apfel ward der Phillis dargebracht. Mehr als Ein Schäfer wirst sich vor ihr nieder; Ein reicher Graf umfaßt ihr Knie Und schmeichelt ihr, und bittet wieder Wie sonst um Zärtlichkeit, um Gegenliebe sie. An ihrem andern ausgestreckten Fuße Liegt Deutschlands größte Sängerin, Und singet von dem sanften Kusse, Den ihre Phillis giebt, ein zärtlich Lied dahin. Indessen läßt die Stolze durch den Diener Die schwarzen Locken wickeln sich, Und wird den Graf zu spotten kühner, Und heißt der Sängerin ein höhnisch Lied an dich. E 2
An Venus, uͤber die ſtolze Phillis. 1763. Die du den goldnen Apfel hingeriſſen Zu dir, mit ſchoͤner Augen Macht, O Venus! du wirſt zuͤrnen muͤſſen; Mehr als Ein Apfel ward der Phillis dargebracht. Mehr als Ein Schaͤfer wirſt ſich vor ihr nieder; Ein reicher Graf umfaßt ihr Knie Und ſchmeichelt ihr, und bittet wieder Wie ſonſt um Zaͤrtlichkeit, um Gegenliebe ſie. An ihrem andern ausgeſtreckten Fuße Liegt Deutſchlands groͤßte Saͤngerin, Und ſinget von dem ſanften Kuſſe, Den ihre Phillis giebt, ein zaͤrtlich Lied dahin. Indeſſen laͤßt die Stolze durch den Diener Die ſchwarzen Locken wickeln ſich, Und wird den Graf zu ſpotten kuͤhner, Und heißt der Saͤngerin ein hoͤhniſch Lied an dich. E 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0227" n="67"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">An Venus,<lb/> uͤber die ſtolze Phillis</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <dateline> <hi rendition="#c">1763.</hi> </dateline><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie du den goldnen Apfel hingeriſſen</l><lb/> <l>Zu dir, mit ſchoͤner Augen Macht,</l><lb/> <l>O Venus! du wirſt zuͤrnen muͤſſen;</l><lb/> <l>Mehr als Ein Apfel ward der Phillis dargebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Mehr als Ein Schaͤfer wirſt ſich vor ihr nieder;</l><lb/> <l>Ein reicher Graf umfaßt ihr Knie</l><lb/> <l>Und ſchmeichelt ihr, und bittet wieder</l><lb/> <l>Wie ſonſt um Zaͤrtlichkeit, um Gegenliebe ſie.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>An ihrem andern ausgeſtreckten Fuße</l><lb/> <l>Liegt Deutſchlands groͤßte Saͤngerin,</l><lb/> <l>Und ſinget von dem ſanften Kuſſe,</l><lb/> <l>Den ihre Phillis giebt, ein zaͤrtlich Lied dahin.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Indeſſen laͤßt die Stolze durch den Diener</l><lb/> <l>Die ſchwarzen Locken wickeln ſich,</l><lb/> <l>Und wird den Graf zu ſpotten kuͤhner,</l><lb/> <l>Und heißt der Saͤngerin ein hoͤhniſch Lied an dich.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0227]
An Venus,
uͤber die ſtolze Phillis.
1763.
Die du den goldnen Apfel hingeriſſen
Zu dir, mit ſchoͤner Augen Macht,
O Venus! du wirſt zuͤrnen muͤſſen;
Mehr als Ein Apfel ward der Phillis dargebracht.
Mehr als Ein Schaͤfer wirſt ſich vor ihr nieder;
Ein reicher Graf umfaßt ihr Knie
Und ſchmeichelt ihr, und bittet wieder
Wie ſonſt um Zaͤrtlichkeit, um Gegenliebe ſie.
An ihrem andern ausgeſtreckten Fuße
Liegt Deutſchlands groͤßte Saͤngerin,
Und ſinget von dem ſanften Kuſſe,
Den ihre Phillis giebt, ein zaͤrtlich Lied dahin.
Indeſſen laͤßt die Stolze durch den Diener
Die ſchwarzen Locken wickeln ſich,
Und wird den Graf zu ſpotten kuͤhner,
Und heißt der Saͤngerin ein hoͤhniſch Lied an dich.
E 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |