Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Ueber
den Unbestand des Ruhms.



Sollt' ich, vom Stolz verblendet, glauben,
Daß mich einst loben wird die spätgeborne Welt?
Sprich, Freundin! ob Dir noch das Muster an den
Hauben
Der Aeltermütter wohlgefällt?
Im Putz und Hausrath herrscht die Mode,
Sie herrscht nicht minder in dem Reich der Wissenschaft;
Der Kenner lobte vormals Günthers Heldenode,
Und jezt nennt er sie pöbelhaft.
Berühmt war Neukirch, und bewundert
Ward Broks, der Laub und Gras, Insekt und Blumen
sang:
Und Beider Ansehn fiel, eh noch ein ganz Jahrhundert
Vollführt den flügelschnellen Gang.

Die

Ueber
den Unbeſtand des Ruhms.



Sollt’ ich, vom Stolz verblendet, glauben,
Daß mich einſt loben wird die ſpaͤtgeborne Welt?
Sprich, Freundin! ob Dir noch das Muſter an den
Hauben
Der Aeltermuͤtter wohlgefaͤllt?
Im Putz und Hausrath herrſcht die Mode,
Sie herrſcht nicht minder in dem Reich der Wiſſenſchaft;
Der Kenner lobte vormals Guͤnthers Heldenode,
Und jezt nennt er ſie poͤbelhaft.
Beruͤhmt war Neukirch, und bewundert
Ward Broks, der Laub und Gras, Inſekt und Blumen
ſang:
Und Beider Anſehn fiel, eh noch ein ganz Jahrhundert
Vollfuͤhrt den fluͤgelſchnellen Gang.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0240" n="80"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Ueber<lb/><hi rendition="#b">den Unbe&#x017F;tand des Ruhms.</hi></hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">An<lb/>
die Frau G. R. B.<lb/>
1763</hi>.</hi> </dateline><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">S</hi>ollt&#x2019; ich, vom Stolz verblendet, glauben,</l><lb/>
                <l>Daß mich ein&#x017F;t loben wird die &#x017F;pa&#x0364;tgeborne Welt?</l><lb/>
                <l>Sprich, Freundin! ob Dir noch das Mu&#x017F;ter an den</l><lb/>
                <l>Hauben</l><lb/>
                <l>Der Aeltermu&#x0364;tter wohlgefa&#x0364;llt?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Im Putz und Hausrath herr&#x017F;cht die Mode,</l><lb/>
                <l>Sie herr&#x017F;cht nicht minder in dem Reich der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft;</l><lb/>
                <l>Der Kenner lobte vormals Gu&#x0364;nthers Heldenode,</l><lb/>
                <l>Und jezt nennt er &#x017F;ie po&#x0364;belhaft.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Beru&#x0364;hmt war Neukirch, und bewundert</l><lb/>
                <l>Ward Broks, der Laub und Gras, In&#x017F;ekt und Blumen</l><lb/>
                <l>&#x017F;ang:</l><lb/>
                <l>Und Beider An&#x017F;ehn fiel, eh noch ein ganz Jahrhundert</l><lb/>
                <l>Vollfu&#x0364;hrt den flu&#x0364;gel&#x017F;chnellen Gang.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0240] Ueber den Unbeſtand des Ruhms. An die Frau G. R. B. 1763. Sollt’ ich, vom Stolz verblendet, glauben, Daß mich einſt loben wird die ſpaͤtgeborne Welt? Sprich, Freundin! ob Dir noch das Muſter an den Hauben Der Aeltermuͤtter wohlgefaͤllt? Im Putz und Hausrath herrſcht die Mode, Sie herrſcht nicht minder in dem Reich der Wiſſenſchaft; Der Kenner lobte vormals Guͤnthers Heldenode, Und jezt nennt er ſie poͤbelhaft. Beruͤhmt war Neukirch, und bewundert Ward Broks, der Laub und Gras, Inſekt und Blumen ſang: Und Beider Anſehn fiel, eh noch ein ganz Jahrhundert Vollfuͤhrt den fluͤgelſchnellen Gang. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/240
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/240>, abgerufen am 21.11.2024.