Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Nach ihr verlangt er heißer als die Schaaren Der Römer bey dem Marc Anton Nach Wasser, als sie schmachtend waren, Und kämpfend vor den Parther flohn. An diese Brust fällt er mit größerm Geize Als ein verliebter Jünglingsmund An Lippen, die durch ihre Reize Sein junges Herze machten wund. Und wenn er nun dies erste Glück verlieret Und seinen ersten Kummer weint, Wird seine Mutter tief gerühret, Mit ihm zur Traurigkeit vereint. Es dünkt ihr hart, den Säugling so zu quälen, Und doch ists ein nothwendig Muß: So weislich läßt der Himmel fehlen Uns Größern oft den Ueberfluß. Er thät es nie, wenn nicht Sein Auge wüßte, Was jedem Menschen nützlich sey, Er nimmt die Nahrung unsrer Lüste Und legt uns etwas Beßres bey. F 4
Nach ihr verlangt er heißer als die Schaaren Der Roͤmer bey dem Marc Anton Nach Waſſer, als ſie ſchmachtend waren, Und kaͤmpfend vor den Parther flohn. An dieſe Bruſt faͤllt er mit groͤßerm Geize Als ein verliebter Juͤnglingsmund An Lippen, die durch ihre Reize Sein junges Herze machten wund. Und wenn er nun dies erſte Gluͤck verlieret Und ſeinen erſten Kummer weint, Wird ſeine Mutter tief geruͤhret, Mit ihm zur Traurigkeit vereint. Es duͤnkt ihr hart, den Saͤugling ſo zu quaͤlen, Und doch iſts ein nothwendig Muß: So weislich laͤßt der Himmel fehlen Uns Groͤßern oft den Ueberfluß. Er thaͤt es nie, wenn nicht Sein Auge wuͤßte, Was jedem Menſchen nuͤtzlich ſey, Er nimmt die Nahrung unſrer Luͤſte Und legt uns etwas Beßres bey. F 4
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Nach ihr verlangt er heißer als die Schaaren
Der Roͤmer bey dem Marc Anton
Nach Waſſer, als ſie ſchmachtend waren,
Und kaͤmpfend vor den Parther flohn.
An dieſe Bruſt faͤllt er mit groͤßerm Geize
Als ein verliebter Juͤnglingsmund
An Lippen, die durch ihre Reize
Sein junges Herze machten wund.
Und wenn er nun dies erſte Gluͤck verlieret
Und ſeinen erſten Kummer weint,
Wird ſeine Mutter tief geruͤhret,
Mit ihm zur Traurigkeit vereint.
Es duͤnkt ihr hart, den Saͤugling ſo zu quaͤlen,
Und doch iſts ein nothwendig Muß:
So weislich laͤßt der Himmel fehlen
Uns Groͤßern oft den Ueberfluß.
Er thaͤt es nie, wenn nicht Sein Auge wuͤßte,
Was jedem Menſchen nuͤtzlich ſey,
Er nimmt die Nahrung unſrer Luͤſte
Und legt uns etwas Beßres bey.
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