Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
Lob
der schwarzen Kirschen
.



Des Weinstocks Saftgewächse ward
Von tausend Dichtern laut erhoben;
Warum will denn nach Sängerart
Kein Mensch die Kirsche loben?
O die karfunkelfarbne Frucht
In reifer Schönheit ward vor diesen
Unfehlbar von der Frau versucht,
Die Milton hat gepriesen.
Kein Apfel reizet so den Gaum
Und löschet so des Durstes Flammen;
Er mag gleich vom Chineser-Baum
In ächter Abkunft stammen.
Der ausgekochte Kirschensaft
Giebt aller Sommersuppen beste,
Verleiht der Leber neue Kraft
Und kühlt der Adern Aeste;

Lob
der ſchwarzen Kirſchen
.



Des Weinſtocks Saftgewaͤchſe ward
Von tauſend Dichtern laut erhoben;
Warum will denn nach Saͤngerart
Kein Menſch die Kirſche loben?
O die karfunkelfarbne Frucht
In reifer Schoͤnheit ward vor dieſen
Unfehlbar von der Frau verſucht,
Die Milton hat geprieſen.
Kein Apfel reizet ſo den Gaum
Und loͤſchet ſo des Durſtes Flammen;
Er mag gleich vom Chineſer-Baum
In aͤchter Abkunft ſtammen.
Der ausgekochte Kirſchenſaft
Giebt aller Sommerſuppen beſte,
Verleiht der Leber neue Kraft
Und kuͤhlt der Adern Aeſte;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0285" n="125"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Lob<lb/>
der &#x017F;chwarzen Kir&#x017F;chen</hi>.</hi> </head><lb/>
            <dateline> <hi rendition="#c">1764.</hi> </dateline><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>es Wein&#x017F;tocks Saftgewa&#x0364;ch&#x017F;e ward</l><lb/>
                <l>Von tau&#x017F;end Dichtern laut erhoben;</l><lb/>
                <l>Warum will denn nach Sa&#x0364;ngerart</l><lb/>
                <l>Kein Men&#x017F;ch die Kir&#x017F;che loben?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>O die karfunkelfarbne Frucht</l><lb/>
                <l>In reifer Scho&#x0364;nheit ward vor die&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Unfehlbar von der Frau ver&#x017F;ucht,</l><lb/>
                <l>Die Milton hat geprie&#x017F;en.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Kein Apfel reizet &#x017F;o den Gaum</l><lb/>
                <l>Und lo&#x0364;&#x017F;chet &#x017F;o des Dur&#x017F;tes Flammen;</l><lb/>
                <l>Er mag gleich vom Chine&#x017F;er-Baum</l><lb/>
                <l>In a&#x0364;chter Abkunft &#x017F;tammen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Der ausgekochte Kir&#x017F;chen&#x017F;aft</l><lb/>
                <l>Giebt aller Sommer&#x017F;uppen be&#x017F;te,</l><lb/>
                <l>Verleiht der Leber neue Kraft</l><lb/>
                <l>Und ku&#x0364;hlt der Adern Ae&#x017F;te;</l>
              </lg><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0285] Lob der ſchwarzen Kirſchen. 1764. Des Weinſtocks Saftgewaͤchſe ward Von tauſend Dichtern laut erhoben; Warum will denn nach Saͤngerart Kein Menſch die Kirſche loben? O die karfunkelfarbne Frucht In reifer Schoͤnheit ward vor dieſen Unfehlbar von der Frau verſucht, Die Milton hat geprieſen. Kein Apfel reizet ſo den Gaum Und loͤſchet ſo des Durſtes Flammen; Er mag gleich vom Chineſer-Baum In aͤchter Abkunft ſtammen. Der ausgekochte Kirſchenſaft Giebt aller Sommerſuppen beſte, Verleiht der Leber neue Kraft Und kuͤhlt der Adern Aeſte;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/285
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/285>, abgerufen am 22.11.2024.