Er sprachs, und schwang sich herauf, flog schnell wie kommende Pfeile, So kommt mit Flügeln der Sturm Gebraust, da reißen am Schiff die Seegeltücher und Seile, Da wankt der prächtige Thurm.
Mit dieser Achillischen Geschwindigkeit, liebster Freund, wollten Sie sich auf Ihren Rappen schwin- gen, mich zu begleiten, aber nicht mit eben so stürmi- scher Empfindung; nein, in dem Gefühl der Freund- schaft. O wie sanft ist dieses Gefühl! Aber warum ließen Sie sich zurückrufen? Sie sollten einen ganzen Gesang haben; aber Ihr Bruder ließ mich zur Köni- ginn fordern. Sie hätten sehen sollen, wie sie in ih- rem Schlafzimmer saß und mich anlächelte und ver- schiedene Fragen that, die ich beantwortete; ich empfahl ihr meinen Herrn den Baron. Ich würde noch viel von meinem Freunde reden, aber Ihr Bruder verlangt nach dem Schreiben, die Kommendantin nach mir,
Ihre etc.
Er ſprachs, und ſchwang ſich herauf, flog ſchnell wie kommende Pfeile, So kommt mit Fluͤgeln der Sturm Gebrauſt, da reißen am Schiff die Seegeltuͤcher und Seile, Da wankt der praͤchtige Thurm.
Mit dieſer Achilliſchen Geſchwindigkeit, liebſter Freund, wollten Sie ſich auf Ihren Rappen ſchwin- gen, mich zu begleiten, aber nicht mit eben ſo ſtuͤrmi- ſcher Empfindung; nein, in dem Gefuͤhl der Freund- ſchaft. O wie ſanft iſt dieſes Gefuͤhl! Aber warum ließen Sie ſich zuruͤckrufen? Sie ſollten einen ganzen Geſang haben; aber Ihr Bruder ließ mich zur Koͤni- ginn fordern. Sie haͤtten ſehen ſollen, wie ſie in ih- rem Schlafzimmer ſaß und mich anlaͤchelte und ver- ſchiedene Fragen that, die ich beantwortete; ich empfahl ihr meinen Herrn den Baron. Ich wuͤrde noch viel von meinem Freunde reden, aber Ihr Bruder verlangt nach dem Schreiben, die Kommendantin nach mir,
Ihre ꝛc.
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[164/0324]
Er ſprachs, und ſchwang ſich herauf, flog ſchnell wie
kommende Pfeile,
So kommt mit Fluͤgeln der Sturm
Gebrauſt, da reißen am Schiff die Seegeltuͤcher und
Seile,
Da wankt der praͤchtige Thurm.
Mit dieſer Achilliſchen Geſchwindigkeit, liebſter
Freund, wollten Sie ſich auf Ihren Rappen ſchwin-
gen, mich zu begleiten, aber nicht mit eben ſo ſtuͤrmi-
ſcher Empfindung; nein, in dem Gefuͤhl der Freund-
ſchaft. O wie ſanft iſt dieſes Gefuͤhl! Aber warum
ließen Sie ſich zuruͤckrufen? Sie ſollten einen ganzen
Geſang haben; aber Ihr Bruder ließ mich zur Koͤni-
ginn fordern. Sie haͤtten ſehen ſollen, wie ſie in ih-
rem Schlafzimmer ſaß und mich anlaͤchelte und ver-
ſchiedene Fragen that, die ich beantwortete; ich empfahl
ihr meinen Herrn den Baron. Ich wuͤrde noch
viel von meinem Freunde reden, aber Ihr Bruder
verlangt nach dem Schreiben, die Kommendantin
nach mir,
Ihre ꝛc.
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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