Aber bald, bald schwingst Du Dich Auf den raschen Reisewagen, Hinzueilen, wo man Dich Ganze Tage lang wird fragen: Was Du zu Berlin gehört, Und gesehn mit dem Begleiter, Dessen Liebe Dich verehrt, Der Dich übers Meer und weiter Gern begleitete, wenn nicht Dich und Ihn so manche Pflicht Hinderten am Reisewillen Und am Vorsatz, hier zu seyn Länger noch als wenig Tage, Wo ich kühn zu hoffen wage, Daß wir uns bei ächterm Wein Und ganz unter uns allein Herzlich freun.
Denn der Wein war eine Lügen, War gekeltert nicht am Rhein, Schwöre Dir's bei dem Vergnügen, Bey der Ehre, die Du mir Zugedacht, daß ich mit Dir Und mit Conrad speisen sollte *),
*) Der Herr Baron hatte die Dichterinn in einem Hotel zu Tische geladen.
Aber bald, bald ſchwingſt Du Dich Auf den raſchen Reiſewagen, Hinzueilen, wo man Dich Ganze Tage lang wird fragen: Was Du zu Berlin gehoͤrt, Und geſehn mit dem Begleiter, Deſſen Liebe Dich verehrt, Der Dich uͤbers Meer und weiter Gern begleitete, wenn nicht Dich und Ihn ſo manche Pflicht Hinderten am Reiſewillen Und am Vorſatz, hier zu ſeyn Laͤnger noch als wenig Tage, Wo ich kuͤhn zu hoffen wage, Daß wir uns bei aͤchterm Wein Und ganz unter uns allein Herzlich freun.
Denn der Wein war eine Luͤgen, War gekeltert nicht am Rhein, Schwoͤre Dir’s bei dem Vergnuͤgen, Bey der Ehre, die Du mir Zugedacht, daß ich mit Dir Und mit Conrad ſpeiſen ſollte *),
*) Der Herr Baron hatte die Dichterinn in einem Hotel zu Tiſche geladen.
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Aber bald, bald ſchwingſt Du Dich
Auf den raſchen Reiſewagen,
Hinzueilen, wo man Dich
Ganze Tage lang wird fragen:
Was Du zu Berlin gehoͤrt,
Und geſehn mit dem Begleiter,
Deſſen Liebe Dich verehrt,
Der Dich uͤbers Meer und weiter
Gern begleitete, wenn nicht
Dich und Ihn ſo manche Pflicht
Hinderten am Reiſewillen
Und am Vorſatz, hier zu ſeyn
Laͤnger noch als wenig Tage,
Wo ich kuͤhn zu hoffen wage,
Daß wir uns bei aͤchterm Wein
Und ganz unter uns allein
Herzlich freun.
Denn der Wein war eine Luͤgen,
War gekeltert nicht am Rhein,
Schwoͤre Dir’s bei dem Vergnuͤgen,
Bey der Ehre, die Du mir
Zugedacht, daß ich mit Dir
Und mit Conrad ſpeiſen ſollte *),
*) Der Herr Baron hatte die Dichterinn in einem Hotel zu
Tiſche geladen.
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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