Ziehn Ungewitter sich zusammen -- Gedenke stets an meinen Rath, Nie wieder eine Stadt deswegen zu verdammen, Weil der und jener nicht nach Deiner Hoffnung that, Und weil nicht tausend Hände lärmen Beim Auf- und Abtritt in dem Spiel. Wer wird sich um den Schall des Lobgeklatsches härmen! Hast Du der Kenner fein Gefühl Der klugen Leute Ruhm erstrebet, Was frägst Du nach des Pöbels Preis, Der seine Stimme laut erhebet Und nicht den Grund zu sagen weiß, Warum er klatscht und bravo schreyet, Warum er kalt ist, oder heiß, Warum er sich betrübt, kränkt, ärgert und erfreuet --
Sey über Viel hinweg, verdopple Deinen Fleiß, Verfeinre Deine Kunst, und reiße keine Possen Zum Lachen für die Gallerie. Leg alles ab, was mich verdrossen; Es kostet Dich ja keine Müh Dem Pfade der Natur beständig treu zu bleiben, Mit guter Art ihr nachzugehn; Wie wird es mich erfreun, wenn große Richter schreiben:
Ziehn Ungewitter ſich zuſammen — Gedenke ſtets an meinen Rath, Nie wieder eine Stadt deswegen zu verdammen, Weil der und jener nicht nach Deiner Hoffnung that, Und weil nicht tauſend Haͤnde laͤrmen Beim Auf- und Abtritt in dem Spiel. Wer wird ſich um den Schall des Lobgeklatſches haͤrmen! Haſt Du der Kenner fein Gefuͤhl Der klugen Leute Ruhm erſtrebet, Was fraͤgſt Du nach des Poͤbels Preis, Der ſeine Stimme laut erhebet Und nicht den Grund zu ſagen weiß, Warum er klatſcht und bravo ſchreyet, Warum er kalt iſt, oder heiß, Warum er ſich betruͤbt, kraͤnkt, aͤrgert und erfreuet —
Sey uͤber Viel hinweg, verdopple Deinen Fleiß, Verfeinre Deine Kunſt, und reiße keine Poſſen Zum Lachen fuͤr die Gallerie. Leg alles ab, was mich verdroſſen; Es koſtet Dich ja keine Muͤh Dem Pfade der Natur beſtaͤndig treu zu bleiben, Mit guter Art ihr nachzugehn; Wie wird es mich erfreun, wenn große Richter ſchreiben:
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Ziehn Ungewitter ſich zuſammen —
Gedenke ſtets an meinen Rath,
Nie wieder eine Stadt deswegen zu verdammen,
Weil der und jener nicht nach Deiner Hoffnung that,
Und weil nicht tauſend Haͤnde laͤrmen
Beim Auf- und Abtritt in dem Spiel.
Wer wird ſich um den Schall des Lobgeklatſches
haͤrmen!
Haſt Du der Kenner fein Gefuͤhl
Der klugen Leute Ruhm erſtrebet,
Was fraͤgſt Du nach des Poͤbels Preis,
Der ſeine Stimme laut erhebet
Und nicht den Grund zu ſagen weiß,
Warum er klatſcht und bravo ſchreyet,
Warum er kalt iſt, oder heiß,
Warum er ſich betruͤbt, kraͤnkt, aͤrgert und erfreuet —
Sey uͤber Viel hinweg, verdopple Deinen Fleiß,
Verfeinre Deine Kunſt, und reiße keine Poſſen
Zum Lachen fuͤr die Gallerie.
Leg alles ab, was mich verdroſſen;
Es koſtet Dich ja keine Muͤh
Dem Pfade der Natur beſtaͤndig treu zu bleiben,
Mit guter Art ihr nachzugehn;
Wie wird es mich erfreun, wenn große Richter
ſchreiben:
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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