Mir dünkt, mein Ohr hört ihr Geschrey, Und jedes Afterwort der Zunge, die da brannte Vom Grimm, der aus dem Herzen fuhr, Wie Flammen aus dem Höllenschlunde; Ich hasse diese Kreatur, Mit ihrem Mops-gestalten Munde, Und fühle ganz des Säuglings Schmerz, Der fast versteinert ist im Starren, Die Stirn herunter hängt aufs Herz, Den Handschuh fallen ließ, weil er vor einen Narren In Folio gescholten ward, Vor einen blinden, dummen Knaben, Der sichs im Kopf gesetzt, ein Mädchen solcher Art, Ein staubgebornes Kind, zur ächten Frau zu haben -- Dies kränkt mich und die Furcht des Mädchens, das so zart, So fein geschaffen ist, so würdig ihn zu lieben, Ich hoffe, daß er sie bekömmt, Wenn ihr Verhängniß sie genug herumgetrieben, Und Beyder Wünsche gnug gehemmt, So wird es endlich ausgesöhnet, Und Deine Kunst zeigt uns alsdann die frohe Braut, Wie Hymen ihre Schläfe krönet, Vom Neide hämisch angeschaut.
Mir duͤnkt, mein Ohr hoͤrt ihr Geſchrey, Und jedes Afterwort der Zunge, die da brannte Vom Grimm, der aus dem Herzen fuhr, Wie Flammen aus dem Hoͤllenſchlunde; Ich haſſe dieſe Kreatur, Mit ihrem Mops-geſtalten Munde, Und fuͤhle ganz des Saͤuglings Schmerz, Der faſt verſteinert iſt im Starren, Die Stirn herunter haͤngt aufs Herz, Den Handſchuh fallen ließ, weil er vor einen Narren In Folio geſcholten ward, Vor einen blinden, dummen Knaben, Der ſichs im Kopf geſetzt, ein Maͤdchen ſolcher Art, Ein ſtaubgebornes Kind, zur aͤchten Frau zu haben — Dies kraͤnkt mich und die Furcht des Maͤdchens, das ſo zart, So fein geſchaffen iſt, ſo wuͤrdig ihn zu lieben, Ich hoffe, daß er ſie bekoͤmmt, Wenn ihr Verhaͤngniß ſie genug herumgetrieben, Und Beyder Wuͤnſche gnug gehemmt, So wird es endlich ausgeſoͤhnet, Und Deine Kunſt zeigt uns alsdann die frohe Braut, Wie Hymen ihre Schlaͤfe kroͤnet, Vom Neide haͤmiſch angeſchaut.
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Mir duͤnkt, mein Ohr hoͤrt ihr Geſchrey,
Und jedes Afterwort der Zunge, die da brannte
Vom Grimm, der aus dem Herzen fuhr,
Wie Flammen aus dem Hoͤllenſchlunde;
Ich haſſe dieſe Kreatur,
Mit ihrem Mops-geſtalten Munde,
Und fuͤhle ganz des Saͤuglings Schmerz,
Der faſt verſteinert iſt im Starren,
Die Stirn herunter haͤngt aufs Herz,
Den Handſchuh fallen ließ, weil er vor einen Narren
In Folio geſcholten ward,
Vor einen blinden, dummen Knaben,
Der ſichs im Kopf geſetzt, ein Maͤdchen ſolcher Art,
Ein ſtaubgebornes Kind, zur aͤchten Frau zu haben —
Dies kraͤnkt mich und die Furcht des Maͤdchens,
das ſo zart,
So fein geſchaffen iſt, ſo wuͤrdig ihn zu lieben,
Ich hoffe, daß er ſie bekoͤmmt,
Wenn ihr Verhaͤngniß ſie genug herumgetrieben,
Und Beyder Wuͤnſche gnug gehemmt,
So wird es endlich ausgeſoͤhnet,
Und Deine Kunſt zeigt uns alsdann die frohe Braut,
Wie Hymen ihre Schlaͤfe kroͤnet,
Vom Neide haͤmiſch angeſchaut.
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/383>, abgerufen am 24.11.2024.
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