Mit allen Gaben, die vor Alters Der König Israels gehabt, Der jede Nachwelt mit den Hymnen seines Psalters Und seines Harfenspiels begabt, Und streitbar war und bei der Landesstrafe Sich tief gebückt auf seiner Bahn, Gen Himmel rief und frug: "Was haben diese Schafe Dir Herzenskündiger gethan? Dir, du Vergelter! dir, du Rächer! So sprach der König Israels, so spricht Der König Friedrich, wenn ein stolzer Friedenbrecher Ihn in das Feld getrotzt, wo ihm das Herze bricht Bei so viel Menschenblutvergießen. Vielleicht geschiehts, daß diesesmal Sein Feind ihn um Versöhnung wird begrüßen, Eh noch vom Blut ein Böhmerthal Wird überschwemmt und Berge zittern Vom Fall der Helden in der Schlacht, Wie wenn aus Gottes Ungewittern Der Bliz bald hier bald da die Bäume niederkracht, Mit der Gewalt des Sturms vereinet -- Alsdann singst Du ein Wonnelied, Worüber Braut und Mutter weinet, Die ihren Liebling wiedersieht --
Q 4
Mit allen Gaben, die vor Alters Der Koͤnig Iſraels gehabt, Der jede Nachwelt mit den Hymnen ſeines Pſalters Und ſeines Harfenſpiels begabt, Und ſtreitbar war und bei der Landesſtrafe Sich tief gebuͤckt auf ſeiner Bahn, Gen Himmel rief und frug: „Was haben dieſe Schafe Dir Herzenskuͤndiger gethan? Dir, du Vergelter! dir, du Raͤcher! So ſprach der Koͤnig Iſraels, ſo ſpricht Der Koͤnig Friedrich, wenn ein ſtolzer Friedenbrecher Ihn in das Feld getrotzt, wo ihm das Herze bricht Bei ſo viel Menſchenblutvergießen. Vielleicht geſchiehts, daß dieſesmal Sein Feind ihn um Verſoͤhnung wird begruͤßen, Eh noch vom Blut ein Boͤhmerthal Wird uͤberſchwemmt und Berge zittern Vom Fall der Helden in der Schlacht, Wie wenn aus Gottes Ungewittern Der Bliz bald hier bald da die Baͤume niederkracht, Mit der Gewalt des Sturms vereinet — Alsdann ſingſt Du ein Wonnelied, Woruͤber Braut und Mutter weinet, Die ihren Liebling wiederſieht —
Q 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0407"n="247"/><l>Mit allen Gaben, die vor Alters</l><lb/><l>Der Koͤnig Iſraels gehabt,</l><lb/><l>Der jede Nachwelt mit den Hymnen ſeines Pſalters</l><lb/><l>Und ſeines Harfenſpiels begabt,</l><lb/><l>Und ſtreitbar war und bei der Landesſtrafe</l><lb/><l>Sich tief gebuͤckt auf ſeiner Bahn,</l><lb/><l>Gen Himmel rief und frug: „Was haben dieſe Schafe</l><lb/><l>Dir Herzenskuͤndiger gethan?</l><lb/><l>Dir, du Vergelter! dir, du Raͤcher!</l><lb/><l>So ſprach der Koͤnig Iſraels, ſo ſpricht</l><lb/><l>Der Koͤnig Friedrich, wenn ein ſtolzer Friedenbrecher</l><lb/><l>Ihn in das Feld getrotzt, wo ihm das Herze bricht</l><lb/><l>Bei ſo viel Menſchenblutvergießen.</l><lb/><l>Vielleicht geſchiehts, daß dieſesmal</l><lb/><l>Sein Feind ihn um Verſoͤhnung wird begruͤßen,</l><lb/><l>Eh noch vom Blut ein Boͤhmerthal</l><lb/><l>Wird uͤberſchwemmt und Berge zittern</l><lb/><l>Vom Fall der Helden in der Schlacht,</l><lb/><l>Wie wenn aus Gottes Ungewittern</l><lb/><l>Der Bliz bald hier bald da die Baͤume niederkracht,</l><lb/><l>Mit der Gewalt des Sturms vereinet —</l><lb/><l>Alsdann ſingſt Du ein Wonnelied,</l><lb/><l>Woruͤber Braut und Mutter weinet,</l><lb/><l>Die ihren Liebling wiederſieht —</l></lg></lg></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 4</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[247/0407]
Mit allen Gaben, die vor Alters
Der Koͤnig Iſraels gehabt,
Der jede Nachwelt mit den Hymnen ſeines Pſalters
Und ſeines Harfenſpiels begabt,
Und ſtreitbar war und bei der Landesſtrafe
Sich tief gebuͤckt auf ſeiner Bahn,
Gen Himmel rief und frug: „Was haben dieſe Schafe
Dir Herzenskuͤndiger gethan?
Dir, du Vergelter! dir, du Raͤcher!
So ſprach der Koͤnig Iſraels, ſo ſpricht
Der Koͤnig Friedrich, wenn ein ſtolzer Friedenbrecher
Ihn in das Feld getrotzt, wo ihm das Herze bricht
Bei ſo viel Menſchenblutvergießen.
Vielleicht geſchiehts, daß dieſesmal
Sein Feind ihn um Verſoͤhnung wird begruͤßen,
Eh noch vom Blut ein Boͤhmerthal
Wird uͤberſchwemmt und Berge zittern
Vom Fall der Helden in der Schlacht,
Wie wenn aus Gottes Ungewittern
Der Bliz bald hier bald da die Baͤume niederkracht,
Mit der Gewalt des Sturms vereinet —
Alsdann ſingſt Du ein Wonnelied,
Woruͤber Braut und Mutter weinet,
Die ihren Liebling wiederſieht —
Q 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/407>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.