Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792."Mit wenig Schüsseln sind, und niemand fürchten dürfen, "Und ihren Wein mit einer Zunge schlürfen, "Die frey und unbeurtheilt spricht." O solch ein Mahl, die Fürsten habens nicht! Guter Rath wider das Aergerniß über die Thorheit Anderer. Um deinem Nächsten zu verzeihn, Und seiner Thorheit nicht zu fluchen, Mußt du die Sache selbst versuchen. Trink einmal übermäßig Wein, Verliebe dich einmal, spiel einmal in der Karte, Und dann bekenne mißvergnügt: Daß tief in uns verhüllt der Thorheit Saame liegt, Und auf Gelegenheit nur warte. X 2
„Mit wenig Schuͤſſeln ſind, und niemand fuͤrchten duͤrfen, „Und ihren Wein mit einer Zunge ſchluͤrfen, „Die frey und unbeurtheilt ſpricht.“ O ſolch ein Mahl, die Fuͤrſten habens nicht! Guter Rath wider das Aergerniß uͤber die Thorheit Anderer. Um deinem Naͤchſten zu verzeihn, Und ſeiner Thorheit nicht zu fluchen, Mußt du die Sache ſelbſt verſuchen. Trink einmal uͤbermaͤßig Wein, Verliebe dich einmal, ſpiel einmal in der Karte, Und dann bekenne mißvergnuͤgt: Daß tief in uns verhuͤllt der Thorheit Saame liegt, Und auf Gelegenheit nur warte. X 2
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„Mit wenig Schuͤſſeln ſind, und niemand fuͤrchten
duͤrfen,
„Und ihren Wein mit einer Zunge ſchluͤrfen,
„Die frey und unbeurtheilt ſpricht.“
O ſolch ein Mahl, die Fuͤrſten habens nicht!
Guter Rath
wider das Aergerniß uͤber die Thorheit Anderer.
Um deinem Naͤchſten zu verzeihn,
Und ſeiner Thorheit nicht zu fluchen,
Mußt du die Sache ſelbſt verſuchen.
Trink einmal uͤbermaͤßig Wein,
Verliebe dich einmal, ſpiel einmal in der Karte,
Und dann bekenne mißvergnuͤgt:
Daß tief in uns verhuͤllt der Thorheit Saame liegt,
Und auf Gelegenheit nur warte.
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