Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.An einen Alten. Und hättest du gleich einen Bart Wie Nestor, als er in der Schlacht Beim Diomed zum Kutscher ward, So würdest du doch angelacht Von Sapho, welche stets an Jüngling, Mann und Greis Des Herzens Reitz zu schätzen weiß. An den Wein. Wein! ich möchte dich bald haßen, Ich bin deiner Allmacht feind, Denn du willst mir meinen Freund Immer nicht vom Becher lassen. Du bist meiner Freuden Dieb, Könnt ich dich doch ganz verachten. Milon hat dich gar zu lieb, Und mich läßt er schmachten. -- X 5
An einen Alten. Und haͤtteſt du gleich einen Bart Wie Neſtor, als er in der Schlacht Beim Diomed zum Kutſcher ward, So wuͤrdeſt du doch angelacht Von Sapho, welche ſtets an Juͤngling, Mann und Greis Des Herzens Reitz zu ſchaͤtzen weiß. An den Wein. Wein! ich moͤchte dich bald haßen, Ich bin deiner Allmacht feind, Denn du willſt mir meinen Freund Immer nicht vom Becher laſſen. Du biſt meiner Freuden Dieb, Koͤnnt ich dich doch ganz verachten. Milon hat dich gar zu lieb, Und mich laͤßt er ſchmachten. — X 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0489" n="329"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">An einen Alten</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">U</hi>nd haͤtteſt du gleich einen Bart</l><lb/> <l>Wie Neſtor, als er in der Schlacht</l><lb/> <l>Beim Diomed zum Kutſcher ward,</l><lb/> <l>So wuͤrdeſt du doch angelacht</l><lb/> <l>Von Sapho, welche ſtets an Juͤngling, Mann und</l><lb/> <l>Greis</l><lb/> <l>Des Herzens Reitz zu ſchaͤtzen weiß.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">An den Wein</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ein! ich moͤchte dich bald haßen,</l><lb/> <l>Ich bin deiner Allmacht feind,</l><lb/> <l>Denn du willſt mir meinen Freund</l><lb/> <l>Immer nicht vom Becher laſſen.</l><lb/> <l>Du biſt meiner Freuden Dieb,</l><lb/> <l>Koͤnnt ich dich doch ganz verachten.</l><lb/> <l>Milon hat dich gar zu lieb,</l><lb/> <l>Und mich laͤßt er ſchmachten. —</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0489]
An einen Alten.
Und haͤtteſt du gleich einen Bart
Wie Neſtor, als er in der Schlacht
Beim Diomed zum Kutſcher ward,
So wuͤrdeſt du doch angelacht
Von Sapho, welche ſtets an Juͤngling, Mann und
Greis
Des Herzens Reitz zu ſchaͤtzen weiß.
An den Wein.
Wein! ich moͤchte dich bald haßen,
Ich bin deiner Allmacht feind,
Denn du willſt mir meinen Freund
Immer nicht vom Becher laſſen.
Du biſt meiner Freuden Dieb,
Koͤnnt ich dich doch ganz verachten.
Milon hat dich gar zu lieb,
Und mich laͤßt er ſchmachten. —
X 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/489 |
Zitationshilfe: | Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/489>, abgerufen am 27.07.2024. |