Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Die große That des Julius Cäsars. Daß den Pompejus Cäsar überwunden: Das war ein Werk des Glücks und war der Götter Rath. Doch daß er nach dem Sieg die Menschlichkeit em- pfunden, Und jeden Tag sich selbst vor seine Feinde bat: Dis war des Helden große That. An ein glückliches Volk. Aleides stritt mit Löw und Hyder; Und matt von Kämpfen ward Achill; Doch ein Monarche wird noch müder, Der dir, zu muthig Volk, Gesetze geben will. Der allerschwerste Kampf ist leichter auszuführen. Als über Glückliche gebietend Herrscher seyn: Wird nicht ein Gott in dir regieren, So ist des Scepters Macht zu klein. Die große That des Julius Caͤſars. Daß den Pompejus Caͤſar uͤberwunden: Das war ein Werk des Gluͤcks und war der Goͤtter Rath. Doch daß er nach dem Sieg die Menſchlichkeit em- pfunden, Und jeden Tag ſich ſelbſt vor ſeine Feinde bat: Dis war des Helden große That. An ein gluͤckliches Volk. Aleides ſtritt mit Loͤw und Hyder; Und matt von Kaͤmpfen ward Achill; Doch ein Monarche wird noch muͤder, Der dir, zu muthig Volk, Geſetze geben will. Der allerſchwerſte Kampf iſt leichter auszufuͤhren. Als uͤber Gluͤckliche gebietend Herrſcher ſeyn: Wird nicht ein Gott in dir regieren, So iſt des Scepters Macht zu klein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0494" n="334"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die große That des Julius Caͤſars.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>aß den Pompejus Caͤſar uͤberwunden:</l><lb/> <l>Das war ein Werk des Gluͤcks und war der Goͤtter</l><lb/> <l>Rath.</l><lb/> <l>Doch daß er nach dem Sieg die Menſchlichkeit em-</l><lb/> <l>pfunden,</l><lb/> <l>Und jeden Tag ſich ſelbſt vor ſeine Feinde bat:</l><lb/> <l>Dis war des Helden große That.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">An ein gluͤckliches Volk.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">A</hi>leides ſtritt mit Loͤw und Hyder;</l><lb/> <l>Und matt von Kaͤmpfen ward Achill;</l><lb/> <l>Doch ein Monarche wird noch muͤder,</l><lb/> <l>Der dir, zu muthig Volk, Geſetze geben will.</l><lb/> <l>Der allerſchwerſte Kampf iſt leichter auszufuͤhren.</l><lb/> <l>Als uͤber Gluͤckliche gebietend Herrſcher ſeyn:</l><lb/> <l>Wird nicht ein Gott in dir regieren,</l><lb/> <l>So iſt des Scepters Macht zu klein.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0494]
Die große That des Julius Caͤſars.
Daß den Pompejus Caͤſar uͤberwunden:
Das war ein Werk des Gluͤcks und war der Goͤtter
Rath.
Doch daß er nach dem Sieg die Menſchlichkeit em-
pfunden,
Und jeden Tag ſich ſelbſt vor ſeine Feinde bat:
Dis war des Helden große That.
An ein gluͤckliches Volk.
Aleides ſtritt mit Loͤw und Hyder;
Und matt von Kaͤmpfen ward Achill;
Doch ein Monarche wird noch muͤder,
Der dir, zu muthig Volk, Geſetze geben will.
Der allerſchwerſte Kampf iſt leichter auszufuͤhren.
Als uͤber Gluͤckliche gebietend Herrſcher ſeyn:
Wird nicht ein Gott in dir regieren,
So iſt des Scepters Macht zu klein.
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Zitationshilfe: | Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/494>, abgerufen am 27.07.2024. |