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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Es theilt sich dieses Volk in unterschiedne Städte,
Das war nun eben recht vor unsre Herren Räthe.
Sie delibrirten bald, und machten diesen Schluß,
Daß man bei unsrer Stadt auch welche haben muß.
Indem sie dieses sagt, vergoß sie bittre Thränen:
Ach weh, o Grausamkeit, thät sie an mich erwähnen,
Man hat genommen mir die Wage, welcher Werth!
Die Händ gebunden mir, dazu geraubt das Schwerdt,
Die Großen legten an der Bürgerschaft viel Gaben,
Und das zu diesen Zweck, daß sie nichts sollten haben,
Ihr Güter brachten sie an sich mit Listigkeit,
Und die betrieben sie fast stets zu jeder Zeit.
Weil nun die Bürgerschaft die Steur nicht mehr konnt
geben,
Also empfingen sie dreihundert Mann auch eben,
Mit sie ward bequartirt ein jeder Bürgersmann;
Doch wie es weiter ging hört mich nur ferner an:
Man richt ihm Zimmer zu, indem sie gute Zahler,
Ein jeder geben muß des Jahres Mieth sechs Thaler;
Und ob der meisten gleich nicht hier war ihr Bestand,
Indem sie mußten weg heim in ihr Vaterland,
Jedennoch kamen sie ihr Geld hier zu empfangen,
Und mußten auch sobald alda das Miethgeld langen.
Ja diese hatten all die Großen unter sich,
Kein einzger ihm zukam. Nun höret ferner mich:
Sie bauten vor das Volk aus Stall und Winkel Häuser

Es theilt ſich dieſes Volk in unterſchiedne Staͤdte,
Das war nun eben recht vor unſre Herren Raͤthe.
Sie delibrirten bald, und machten dieſen Schluß,
Daß man bei unſrer Stadt auch welche haben muß.
Indem ſie dieſes ſagt, vergoß ſie bittre Thraͤnen:
Ach weh, o Grauſamkeit, thaͤt ſie an mich erwaͤhnen,
Man hat genommen mir die Wage, welcher Werth!
Die Haͤnd gebunden mir, dazu geraubt das Schwerdt,
Die Großen legten an der Buͤrgerſchaft viel Gaben,
Und das zu dieſen Zweck, daß ſie nichts ſollten haben,
Ihr Guͤter brachten ſie an ſich mit Liſtigkeit,
Und die betrieben ſie faſt ſtets zu jeder Zeit.
Weil nun die Buͤrgerſchaft die Steur nicht mehr konnt
geben,
Alſo empfingen ſie dreihundert Mann auch eben,
Mit ſie ward bequartirt ein jeder Buͤrgersmann;
Doch wie es weiter ging hoͤrt mich nur ferner an:
Man richt ihm Zimmer zu, indem ſie gute Zahler,
Ein jeder geben muß des Jahres Mieth ſechs Thaler;
Und ob der meiſten gleich nicht hier war ihr Beſtand,
Indem ſie mußten weg heim in ihr Vaterland,
Jedennoch kamen ſie ihr Geld hier zu empfangen,
Und mußten auch ſobald alda das Miethgeld langen.
Ja dieſe hatten all die Großen unter ſich,
Kein einzger ihm zukam. Nun hoͤret ferner mich:
Sie bauten vor das Volk aus Stall und Winkel Haͤuſer

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[347/0507] Es theilt ſich dieſes Volk in unterſchiedne Staͤdte, Das war nun eben recht vor unſre Herren Raͤthe. Sie delibrirten bald, und machten dieſen Schluß, Daß man bei unſrer Stadt auch welche haben muß. Indem ſie dieſes ſagt, vergoß ſie bittre Thraͤnen: Ach weh, o Grauſamkeit, thaͤt ſie an mich erwaͤhnen, Man hat genommen mir die Wage, welcher Werth! Die Haͤnd gebunden mir, dazu geraubt das Schwerdt, Die Großen legten an der Buͤrgerſchaft viel Gaben, Und das zu dieſen Zweck, daß ſie nichts ſollten haben, Ihr Guͤter brachten ſie an ſich mit Liſtigkeit, Und die betrieben ſie faſt ſtets zu jeder Zeit. Weil nun die Buͤrgerſchaft die Steur nicht mehr konnt geben, Alſo empfingen ſie dreihundert Mann auch eben, Mit ſie ward bequartirt ein jeder Buͤrgersmann; Doch wie es weiter ging hoͤrt mich nur ferner an: Man richt ihm Zimmer zu, indem ſie gute Zahler, Ein jeder geben muß des Jahres Mieth ſechs Thaler; Und ob der meiſten gleich nicht hier war ihr Beſtand, Indem ſie mußten weg heim in ihr Vaterland, Jedennoch kamen ſie ihr Geld hier zu empfangen, Und mußten auch ſobald alda das Miethgeld langen. Ja dieſe hatten all die Großen unter ſich, Kein einzger ihm zukam. Nun hoͤret ferner mich: Sie bauten vor das Volk aus Stall und Winkel Haͤuſer

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/507>, abgerufen am 22.11.2024.